Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nächte am Nil

Nächte am Nil

Titel: Nächte am Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
nächtlichen Wüstenwind.
    »Go on!« rief sie. »Sonst erreichen wir Bir Assi nicht mehr bis zum Morgengrauen! Und wenn die Sonne kommt, verdunstet das Kühlwasser!«
    Ludwigs fuhr vorsichtig an. Es gab einen Ruck, das Nylonseil spannte sich, und dann krochen sie über die Wüstenpiste nach Süden, dem geheimnisvollen grünen Fleck mitten in der Wüste entgegen, von dem man nur wußte, daß eines der größten Staatsgeheimnisse hier vor aller Welt versteckt wurde.
    Viermal wurden sie kontrolliert. Nach Passieren des Minengürtels wurden sie dreimal von niedrig fliegenden Hubschraubern beobachtet. Mit starken Scheinwerfern tasteten sie die Wüstenstraße ab und meldeten den Kontrollstellen den deutschen Wagen, der einen alten Jeep an einem Seil hinter sich herzog.
    Dreißig Kilometer vor der Oase standen zwei Militärwagen auf der Piste. Rote Taschenlampen wurden geschwenkt. Maschinenpistolen sahen ihnen drohend entgegen.
    Hans Ludwigs hielt an. Auch Aisha stieg aus und kam nach vorn gelaufen.
    »Himmel, ist diese Oase gesichert«, sagte Ludwigs. »Hier kann nicht mal ein Sandfloh hineinkriechen.«
    Ein Offizier kam auf sie zu. Er grüßte höflich, aber deutlich distanziert, warf einen Blick auf Aisha und dann auf den deutschen Wagen.
    »Sie haben eine Bescheinigung, Sir, den Ort zu betreten, wurde uns vom Kontrollposten I durchgegeben. Darf ich dieses Schreiben sehen?« sagte er und streckte die Hand aus. Um die beiden Wagen hatte sich unterdessen ein Ring von Soldaten gebildet. Ludwigs fühlte ein unangenehmes Kribbeln im Nacken. Er nahm seine Brieftasche heraus und überreichte dem Offizier die Legitimation, die vom Minister für Wirtschaft und Rüstung unterschrieben war.
    »Bitte, Herr Major.«
    »Sie kennen unsere Armeedienstränge?«
    »Aber ja, Major. Ich beliefere doch Ihre Armee.«
    Der Offizier trat etwas zurück und las im Schein einer starken Taschenlampe die Bescheinigung. Dann trat er wieder zu Ludwigs und gab ihm den Brief zurück.
    »Ich bedauere, Sir«, sagte er höflich, aber bestimmt. »Ich darf Sie nicht nach Bir Assi lassen.«
    »Wieso denn nicht? Ich habe vom Ministerium den Auftrag, an Ort und Stelle zu prüfen, welche Lieferungen in den nächsten Wochen notwendig sind.« Ludwigs sah sich um. Der Ring der Soldaten um die beiden Wagen sagte ihm, daß hier nur noch ein völlig sicheres Auftreten nützte.
    »Es steht in dem Brief, gewiß, Sir.« Der ägyptische Major knipste die Taschenlampe aus. Im Osten dämmerte es bereits. Allah ließ einen neuen Tag werden. »Aber seit einigen Tagen sind neue Befehle erlassen worden. Ihr Brief ist datiert vor diesen Befehlen. Ich muß Sie bitten, hier zu warten, bis ich mit General Assban selbst gesprochen habe.«
    »Hier warten?« Ludwigs sah sich um. »Wo denn?«
    »Meine Leute werden ein Zelt aufbauen.« Der Major lächelte. »Ich nehme an, Sir, daß Sie das Zelten in der Wüste noch in guter Erinnerung haben. Ich habe einmal ein deutsches Zeltlager bei Marsa Matruk erobert. Damals war ich junger Leutnant –«
    Ludwigs lächelte zurück, wenn auch etwas gequält. Mit eisigem Schrecken sah er, wie sich der Major an Aisha wandte und sie weniger freundlich ansprach. »Und du?« fragte der Major in ägyptischer Sprache. »Was machst du außerhalb von Bir Assi? Du bist bei …«, er unterbrach sich, sah zu Ludwigs, räusperte sich und sagte dann: »Du bist Angestellte. Du hast am Ort zu bleiben. Wo ist der Jeep her? Dein Ausweis interessiert mich nicht, er gilt nur für den Oasengebrauch. Wer den Ort verläßt, hat eine besondere Genehmigung zu haben. Wie bist du überhaupt durch die Sperren gekommen?«
    »Es waren eben bessere Gentlemen als Sie, Major.« Aisha reckte sich. Ihr herrlicher Körper stand gegen den morgendämmernden Himmel wie eine kaum verhüllte Skulptur. »Sie hatten Verständnis dafür, daß ein junges Mädchen hübsch aussehen will und Bir Assi ein solch dreckiges Nest ist, daß man dort nicht einmal schöne Kleider kaufen kann. Ich wollte nach El Minya, um mir zwei Kleider zu kaufen, Major. Eines in Rot, das andere in Gelb, und an der Seite geschlitzt. Wie die Mädchen in Hongkong. Ich wollte hübsch sein für meinen Dienstherrn.«
    Das war eine versteckte Warnung. Der Major begriff sie. Alf Brockmann, das Staatsgeheimnis Nr. 1, hatte Sonderrechte. Es war unmöglich, ihn zu fragen, ob er von diesem Ausflug Aishas unterrichtet war. Informieren konnte man nur General Assban, und mit ihm versuchte man seit einer halben Stunde in Verbindung

Weitere Kostenlose Bücher