Nächte am Nil
zu kommen.
Unterdessen bauten Soldaten seitlich der Piste ein Rundzelt auf. Ludwigs hatte die Wagen von der Straße gefahren und wartete nun, was folgen würde. Von weitem sah er die Diskussion zwischen Aisha und dem Major, aber er hielt es nicht für ratsam, einzugreifen und ihr zu helfen.
Von einem Wagen winkte ein Funker. Er hielt den Kopfhörer hoch, und der Major lief zurück und legte sie um den Kopf.
General Assban. Er hörte sich die Meldung schweigend an und sagte dann, etwas verschlafen, denn man hatte ihn aus dem Bett geholt und aus einem schönen Traum: »Diesen Deutschen, wie heißt er, ach ja, Ludwigs, halten Sie fest, bis ich komme. Ich muß ihn mir erst genau ansehen und beim Ministerium anfragen. Aber das Mädchen Aisha, Major, hat Sondererlaubnis. Für alles, verstehen Sie? Wenn sie sagt, sie wollte sich schöne Kleider kaufen, weil Mr. Brockmann das wünscht, so ist das völlig in Ordnung. Sie kann passieren, wann und wo sie will. Sie hat einen Sonderauftrag und besitzt das Vertrauen der Regierung, Major. Ich möchte nicht, daß Aisha behindert wird. Das ist ein Befehl, Major.«
»Ich habe verstanden, General.«
Der Major legte den Kopfhörer weg und seufzte auf. Soldatendienst ist ein Leben ohne Fragen, das hatte er immer gewußt. Aber manchmal ist es schwer, blind zu gehorchen, vor allem, wenn man ein so komisches Gefühl hat, wie er es jetzt empfand.
Wenig später brachte ein Jeep der Kontrolltruppe Aisha nach Bir Assi zurück. Ludwigs stand vor dem Zelt und winkte ihr mit beiden Armen nach. »Auf Wiedersehen!« rief er ihr zu. »Wir treffen uns am Wadi, nicht wahr?«
»Darf ich Ihnen etwas anbieten, Sir?« fragte der Major, als Aisha in einer Staubwolke verschwunden war. Ludwigs nickte.
»Ja, Major. Einen doppelten Whisky.«
Hans Ludwigs setzte sich vor das Zelt auf einen Klappstuhl und sah hinaus in die morgendlich von der Sonne übergoldete Wüste. Die Kontrollhubschrauber ratterten über ihn hinweg zurück nach Bir Assi. Gähnend standen die Soldaten herum. Sie warteten auf die Ablösung.
Man sollte Schluß machen, dachte Ludwigs plötzlich. Schluß mit diesem doppelten Abenteurerleben. Wieder von vorn anfangen, zum drittenmal. Aber dann richtig.
Er kam sich ausgesprochen kläglich vor.
*
Der Patrone des Restaurants in Salerno, an dessen Fenster ›Deutsche Küche‹ stand, war ein Schweizer aus dem Tessin. Er sprach Italienisch besser als Deutsch, aber er verstand sofort, was die junge, blonde Frau von ihm wollte.
»Arbeiten?« fragte er zurück. »Bei mir, Signorina?«
»Ja.« Birgit Brockmann nickte. »In der Küche, beim Spülen, beim Servieren … ich will alles tun.«
»Und warum?« Der Patrone – er hieß Franco Bertolli – musterte Birgit wie ein Pferd, das ihm angeboten wird. Sie ist keine Frau, die es gewohnt ist, am Spültisch zu stehen, dachte er. Zerknittert sieht sie aus, wie nach einer langen Fahrt, aber ihr Kleid ist kein Konfektionsfähnchen, und ihr Gesicht, so müde es wirkt, ist ebenmäßig und gepflegt und nicht das Gesicht einer Herumtreiberin. »Wo kommen Sie her?«
»Aus Deutschland. Und ich will auch wieder nach Deutschland. Aber ich habe keine einzige Lira, und auch mein Paß ist weg.«
»Gestohlen? Madonna, die Polizei. Da muß die Polizei sofort helfen.«
»Nein. Nicht die Polizei.« Birgit hob beide Hände und wehrte Franco Bertolli ab, der zum Telefon griff. »Wenn Sie die Polizei rufen, kann es böse Verwicklungen geben. Und … und …« Sie dachte an Jörgi, der jetzt irgendwo verborgen gehalten wurde und dessen Leben davon abhing, wie sich seine Mutter benahm. »Es ist politisch, Signore Bertolli.«
»Politisch? Sie, Signora?« Er hatte Birgits Trauring an der rechten Hand gesehen und wunderte sich nun noch mehr. »Wo ist Ihr Mann?«
»In Ägypten.«
»In –?« Bertolli nahm die Hand vom Telefonhörer. O Gott, dachte er. Sie kann mir viel erzählen, und ich kann ihr viel glauben. Oder gar nichts. Was habe ich davon? Wer viel fragt, erstickt in den Antworten. Außerdem suchte er ein Mädchen, das Gemüse und Salat putzt und die Kartoffeln für die ›Deutsche Küche‹ schält.
Er musterte Birgit wieder. Stehlen wird sie nichts, so sieht sie nicht aus. Der Polizei melden werde ich sie auch nicht, denn sie wird nicht lange bleiben, das ahnte er. »Also gut«, sagte Bertolli laut. »Versuchen wir es. Wann?«
»Sofort. Was ich anhabe und diese kleine Tasche hier ist alles, was ich noch besitze.«
Birgit bekam ein winziges, muffiges
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