Naechte der Leidenschaft
schlaksig, mit zerzausten braunen Haaren und einem schiefen Lächeln. Das Lächeln war noch immer da, aber er war nicht mehr schlaksig. Er besaß die Statur eines Mannes, der regelmäßig ins Fitness-Center ging.
Und seine Stimme klang so toll, wie geschmolzene Schokolade schmeckte.
Na gut, sie war Frau genug, um sich von einem Mann wie ihm ablenken zu lassen.
Sehr sogar. Bis er das Wort “frühestens” benutzt hatte. Sie war nicht willig, mehr als die vereinbarte Zeit für ihn zu erübrigen.
“Frühestens?” wiederholte sie. “Ich kann nur für zwei Wochen bleiben, Rick. Dann verwandele ich mich wieder in einen Kürbis und gehe zurück zu ‘Rittersporn’.”
“Was ist das?”
“Mein Laden.” Ihr Stolz und ihre Freude. Der Laden, für den sie so hart gearbeitet hatte.
“Oh ja, richtig. Granny erzählte, dass du jetzt in einem Blumenladen arbeitest.”
“Ich besitze einen Blumenladen. Klein, aber exklusiv, wobei wir sehr viel Wert auf besondere Blumenarrangements legen.” Sie griff nach ihrer Tasche, wühlte kurz darin herum und zog eine kleine Messingdose heraus, aus der sie eine Visitenkarte nahm. Die Karte, die sie Rick reichte, war aus edlem hellblauem Papier, an dessen linker Seite der Stiel einer einzelner zarten Blume emporrankte und sich um den Namen “Rittersporn” schlang. Eileens Name und Telefonnummer waren diskret weiter unten aufgedruckt.
“Sehr hübsch”, meinte Rick und sah wieder zu Eileen, als er die Karte automatisch in seine Brusttasche steckte.
“Danke. Wir leisten gute Arbeit. Du sol test uns mal antesten.”
“Das werde ich.” Eine Sekunde oder zwei verstrichen, und das Schweigen zwischen ihnen bekam eine andere Note. Es knisterte zwischen ihnen, und Rick ermahnte sich, das sofort zu unterbinden. Er hatte noch nie mit einer Angestellten angebändelt, und jetzt war ganz sicher nicht der richtige Zeitpunkt, um damit anzufangen. Das brächte ihm nur zwei Großmütter auf den Hals, wenn Eileen sich beschwerte.
“Wie auch immer”, sagte er lauter als beabsichtigt, “zwei Wochen sind hervorragend.
Ich bin sicher, dass die Zeitarbeitsfirma mir dann jemanden schicken kann.”
“Es gibt doch genug Firmen dieser Art. Warum wendest du dich nicht an eine andere?”
“Ich habe schon viele ausprobiert. Diese hier schickt immer gute Leute. Die meisten anderen nicht. Also warte ich lieber.”
“Warum hast du dich nicht darum gekümmert, bevor Margo gegangen ist?”
“Gute Frage”, entgegnete er trocken. “Ich war so beschäftigt damit, al es zu arrangieren und vorzubereiten, bevor sie ging, dass mir die Zeit nur so durch die Finger geronnen ist. Hinzu kam, dass Margo während der letzten Wochen einfach nicht mehr so gut organisiert war wie sonst.”
“Wahrscheinlich hatte sie wichtigere Dinge im Kopf.”
“Vermutlich.” Seine treue Sekretärin hatte ihn schon vor ihrem letzten Arbeitstag auf dem Trockenen sitzen lassen. Margos sonst so brillanter Verstand schien sich in einem See von Schwangerschaftshormonen aufgelöst zu haben. Er konnte es kaum erwarten, dass sie ihr Kind bekam, damit alles wieder normal wurde. “Ich bin nur froh, dass sie wieder anfangen wird zu arbeiten, wenn das Kind da ist.”
“Das ist eine Schande”, meinte Eileen.
“Was?” Er schaute sie an. “Wieso?”
“Wenn ich ein Baby hätte, dann würde ich zu Hause bleiben wollen und mich selbst darum kümmern.” Eileen stellte ihre Tasche wieder weg, kam um den Schreibtisch herum und schob ihn aus dem Weg, damit sie sich auf den blauen Lederschreibtischstuhl setzen konnte. “Ich meine, ich weiß, dass viele Frauen arbeiten müssen, aber wenn es nicht unbedingt sein muss …”
“Margo würde verrückt werden, wenn sie nichts zu tun hätte”, argumentierte er. “Sie hat gern viel um die Ohren.”
“Ich habe gehört, dass Babys einen ziemlich auf Trab halten können.”
Er erschauerte bei dem Gedanken, dass Margo sich für ein Dasein als Vollzeit-Mutter entscheiden könnte. “Sag das nicht. Sie muss wieder herkommen. Ohne sie läuft hier gar nichts.”
“Dann wird sie wohl wiederkommen”, sagte Eileen und öffnete die oberste
Schublade, um sich mit den Gegebenheiten vertraut zu machen. “Ich sage ja nur …”
“Sag es bloß nicht noch einmal. Das bringt Unglück.”
“Das klingt ja sehr erwachsen.” Sie schob die Schublade wieder zu und öffnete die nächste. Beim Durchstöbern fand sie eine Tüte mit Schokobonbons, die Margo liegen gelassen hatte. Sie nahm sich
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