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Naechte der Leidenschaft + Berlins Blut

Naechte der Leidenschaft + Berlins Blut

Titel: Naechte der Leidenschaft + Berlins Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Anderson
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als Verbrechen bewertet wurden. Verharmlosend hatte man die Untat, selbst jene an uns Kindern, als eine Folge des Krieges und der Armut in Russland bagatellisiert.
    Die Schlüsse, die man heute aus den neuen Funden zog, waren zum großen Teil jedoch falsch. Auch meine Leiche hatten Wissenschaftler angeblich identifiziert. Die DNA-Analysen ergaben das, was man bewiesen haben wollte. Ich saß jedoch hier und war dabei gewesen. Wer konnte alles besser wissen?
    Sollte ich für die Welt die ganze Wahrheit aufschreiben? Diente das nicht nur meiner verbliebenen Eitelkeit und spiegelte dieser Wunsch den Rest meiner Menschlichkeit wider? Interessierte all das überhaupt noch jemanden außer mir? Gerechtigkeit würde es ohnehin niemals geben. Auch sie war eine Illusion.
    Ich war einerseits die verletzte, unschuldige Tochter des Zaren, aber andererseits auch das unbarmherzige Monster der Rache, das nicht eher ruhen würde, bis sein Schwur erfüllt war. Ja, ich war eine Jägerin, die Zarin der Vampire, die Herrscherin über aller Blutsauger.
    Im Moment gab es nur mich – und diesen Todgeweihten im Panikraum. Bald würde es ihn nicht mehr geben und ich würde weiter allein sein, sehr allein, unendlich allein.
    Das neue kristallene große Glas war noch warm, als ich es aus der Spülmaschine nahm. Es funkelte durch seinen Schliff. Die Wärme fühlte sich gut an. Sie erinnerte an die des köstlichen Blutes, welches ich jetzt genießen würde.

Der Auftrag

    Der Anwalt lebte noch. Seine Gesundheit war äußerst robust. Er hatte nun schon acht Tage durchgehalten. Das war ein Tag länger als der Durchschnitt. Drei Tage trennten ihn noch von dem absoluten Rekord. Er würde diesen jedoch sicher nicht brechen, mein Durst war zu groß. Zwar erhielt sein Körper Kochsalzlösung, aber sein Blut war schon äußerst dünn und enthielt durch den fortwährenden Schwund nur noch wenig Plasma. Sein Mark war ausgezehrt.
    Ich tanzte beschwingt barfuß zur Musik. Es war eine dieser neuartigen Richtungen, die man Rap nannte. Der Sänger sang den Titel auf Deutsch. Obwohl der Sinn des Textes sehr oberflächlich und die Melodie keine besondere Komposition war, genoss ich es zuweilen, mich dem Sog dieser modernen Rhythmen auszusetzen und mich mit der Wärme des frischen Blutes in den Adern in einen transzendenten Rausch zu tanzen. In solchen Momenten fühlte ich mich so unglaublich lebendig.
    Der Saft war gut, voller Bosheit, Durchtriebenheit und voller Sauerstoff. In meiner Euphorie beschloss ich, mir mehr zu genehmigen. Sollte der Mann mit dem kleinen Schwanz meinetwegen heute sterben. Sein Leben war bedeutungslos angesichts der Probleme in der heutigen Welt.
    Meine beiden Möpse beobachteten mich. Sie wussten genau, wohin ich ging, und sprangen begeistert vom Diwan herunter.
    Als ich den kleinen Raum erneut betrat, sahen mir inzwischen hohle Augen entgegen. Der müde und verzweifelte Blick zeigte mir, dass er fühlte, dass es bald zu Ende war. Diese Entwicklung erinnerte mich an die unschuldigen Opfer, um derentwillen ich zu diesem Monster geworden war.
    Nun, mein Bester, so fühlt sich das an, wenn Menschen wie du ihrem bösen, herzlosen Werk nachgehen.
    „Fürchtest du den Tod?“, fragte ich gelassen und öffnete den aus der Achselhöhle herausragenden Drehhahn des Katheders.
    Er nickte mühsam.
    „Bald hast du das Leiden hinter dir“, nahm ich ihm jede Hoffnung auf ein Weiterleben. Sein Körper zitterte. Ging es schon mit jetzt ihm zu Ende? Langsam, in der Rhythmik seines Herzschlages pulsierend, ergoss sich der rote Saft in den kristallenen Kelch. Sollte ich Mitleid zeigen und ihn ganz entleeren? Etwas hielt mich zurück! Meine Hand drehte den Hahn zu.
    Die beiden Hunde saßen erwartungsvoll und brav auf ihrem Hinterteil und blickten mich mit warmen Augen an.
    Die Rasse war einzigartig, fast menschlich. Ihre anfängliche Furcht vor mir war inzwischen tiefer Anhänglichkeit gewichen. Sie schienen zu glauben, dass ich ihnen nichts tun würde. Auch ich hoffte dies.
    „Na gut, ihr beiden. Ihr sollt auch etwas bekommen“, schnurrte ich freundlich auf Russisch. Diese Sprache benutzte ich immer dann, wenn ich mich besonders wohl fühlte. Mein Opfer ahnte wohl was ich vorhatte und zappelte wild.
    Beide Möpse wedelten erwartungsvoll mit ihren Schwänzchen, sprangen begeistert an seinen Beinen hoch und kratzten dort mit ihren Pfötchen an der Haut.
    Man musste ihnen helfen. Sie warteten auf eine Leckerei. Mit einem scharfen Messer das ich oft

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