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Naechte der Leidenschaft + Berlins Blut

Naechte der Leidenschaft + Berlins Blut

Titel: Naechte der Leidenschaft + Berlins Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Anderson
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Das Wiedererkennen und die Fragerei hatten sehr genervt. Ausrutscher passierten mir zwar selten, aber war ich erst gereizt, war es doppelt schwer, die Kontrolle zu behalten. Meist floh ich dann aus dieser Situation. Das ist in einem fahrenden Taxi schwierig.
    Das Gebäude der Detektei war auch von außen sehenswert. Sauber abgestrahlter gelber Sandstein, dunkles Glas und dezente Ornamente verliehen ihm gediegene Würde. Eine Drehtür empfing den Besucher. Das Foyer war wie immer menschenleer.
    Wertvolle antike Skulpturen verdeutlichten dem Kunden, dass er genug Reichtum und Besitz haben sollte, bevor er hier einen Auftrag erteilte. Einzig der elegant gekleidete Portier am Empfang belebte die vornehme Einsamkeit. Ich mochte solche ruhigen Orte.
    Der Mann erkannte mich und nickte mir zu.
    „Man erwartet Sie schon, sechster Stock bitte!“
    Er stand auf und betätigte hilfsbereit für mich den Rufknopf. An dem Zeiger der Fahrstuhluhr konnte man beobachten, wie sich der Aufzug in unsere Richtung bewegte. Ein dezentes Ding Dong öffnete die Tür. Das Innere war mit kühlem Granit an den Seitenflächen und dunklem Hartholz auf dem Boden gestaltet.
    Ich trat in die offene Kabine ein und fuhr nach oben. Dezent wandte sich mein Helfer ab und wieder seiner Tätigkeit zu. Auf dem oberen Flur erwartete mich schon der Leiter der hiesigen Filiale. Der Wachmann hatte ihn offensichtlich benachrichtigt.
    „Schön, dass Sie so schnell kommen konnten, Frau Woroman!“
    Ich lächelte.
    Er reichte mir seine Hand. Dieser persönliche Gruß war hier in Deutschland üblich. Mir war er immer etwas unangenehm, da meine Hände zumeist recht kühl waren. Leider war es inzwischen verpönt, Handschuhe bei diesem Ritual zu tragen. Zum Glück hatte ich zuvor noch das wärmende frische Blut getrunken.
    „Gern doch.“
    Unsere Hände schüttelten sich geschäftsmäßig.
    „Sie sprechen das Deutsch so bezaubernd, fast akzentfrei“, lobte mein Gastgeber.
    „Es ist eben die Sprache meiner geliebten Mutter“, erwiderte ich.
    Wir gingen in sein geschmackvolles Büro.
    Ein wunderbarer Blick auf eines der schönsten Viertel Berlins bot sich. Für meinen russischen Geschmack war der Raum jedoch einen Tick zu puristisch eingerichtet, obgleich ich grundsätzlich Ordnung mochte. Die Deutschen übertrieben wie meistens in ihrem Bemühen etwas. Sie hatten diesen unseligen Hang, alles ganz richtig und noch besser machen zu müssen. Selbst ein Zen-Meister hätten diesen Raum als kahl empfunden.
    Wir setzten uns in zwei fast durchsichtige Kunststoffsessel. Sie schufen die Illusion, als schwebte der Gegenüber in der Luft.
    „Kaffee? Tee?“
    Ich schüttelte den Kopf.
    „Worum geht es?“
    „Diesmal handelt es sich gleich um zwei Aufträge. Sie haben natürlich wie immer die Möglichkeit, sich frei zu entscheiden. Der eine könnte durchaus gefährlich sein.“
    „Angst ist mir recht fremd“, entgegnete ich.
    Der Filialleiter lachte auf.
    „Das dachte ich mir. Ihre bisherige Arbeit ließ mich das vermuten. Sie dürften deswegen genau die Richtige sein. Ich habe sofort an Sie gedacht.“
    Mein Gegenüber zog an seinem Schreibtisch eine Schublade auf und holte zwei darin befindliche Dossiers hervor.
    Max Kräger, so hieß der Filialleiter, war mir zwar optisch nicht sympathisch, aber er roch ehrlich. Somit stand er auf der richtigen Seite. Das erleichterte die Zusammenarbeit.
    Seine schulterlangen, dünnen und grauen Haare passten nicht zu dem ansonsten dezenten Aussehen. Das dürfte eine Marotte aus der Jugendzeit oder die Furcht vor dem Alter sein. Zu allem Unglück band er sie noch mit einer auffällig bunten Schleife im Nacken zusammen. Vielleicht wollte er seiner bitteren Arbeit so einen künstlerischen Anstrich verleihen. Eine richtige Herrenfrisur hätte ihm aus meiner Sicht deutlich besser gestanden.
    Jeder trägt seine speziellen Lasten. Ein berühmter Gelehrter hat einmal gesagt, dass die Menschen von Weitem alle nett und fröhlich aussehen. Je dichter man ihnen jedoch kommt, umso mehr erkennt man ihre Probleme. Irgendwann würde ich den Grund für diese eigenwillige Frisur erfahren.
    „Die Kriminalpolizei hat uns um Hilfe ersucht. Wir benötigen immer einen guten Kontakt zu den hiesigen Behörden, darum habe ich schon einmal zugesagt. Bezahlt werden Sie von uns, denn wir werden einen Teil der Kosten selbst tragen müssen. Später zahlt sich das jedoch wieder aus.“
    Ich hörte in Ruhe zu.
    „Sie arbeiten mit einem Kommissar zusammen. Er heißt

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