Naechte der Leidenschaft + Berlins Blut
hatten ihn für den Moment gerettet. Er wurde lebend gebraucht. Alle Entscheidungen mussten jetzt gut durchdacht werden.
Nach einigen Minuten sah ich schon die Wirkung der heilenden Flüssigkeit. Die Infektion ließ nach und etwas Glanz kehrte in seine Augen zurück. Verwundert sah er mich an.
„Ich sagte doch, dass du es bald geschafft hast“, scherzte ich.
Er würde gesunden, aber ein wenig musste ich mich gedulden. Bald würde er ansprechbar sein. Sollte er erst zu Kräften kommen.
Ich setzte mich ins Wohnzimmer zu meinen Hunden und spielte mit ihnen. Brav brachten sie das kleine Bällchen zurück, das ich wieder und wieder warf. Als Belohnung gab es die getrocknete Hautstückchen von meinem vorigen Spielzeug.
Menschenhaut ist für Möpse ein richtiger Leckerbissen, nicht zu dick und nicht zu zäh. Sie können nicht so gut zubeißen wie andere Rassen.
Wenn es dem Anwalt besser ging, sollte er einige Fragen beantworten.
Genug Zeit war vergangen.
Mit seiner Munterkeit war auch seine Angst zurückgekehrt.
In seinen Augen standen Furcht und Verzweiflung, doch ich entdeckte ebenso Verwirrung. Der Gefangene ging wohl nun davon aus, dass sein Ende nahte. Er verstand nicht, warum es ihm plötzlich besser ging und wand sich mit neuer Kraft. Wie sinnlos das doch war.
Mit einem Ruck riss ich den Katheder aus seiner Arterie heraus und presste ein Küchenpapier auf das hervorquellende Blut. Die Wunde würde durch meinen Herzsaft schnell heilen. Ich befestigte das Papier mit einem Klebestreifen als Druckverband. Dazu wand ich dieses um seinen Arm. Er zappelte vitaler. Das war ein gutes Zeichen.
„Bleib ruhig, dann tut es weniger weh. Du kannst ohnehin nichts ändern.“
Der Anwalt fügte sich und hing nun ruhiger. Seine Augen verfolgten jede Bewegung misstrauisch. Man sah jedoch auch wieder etwas Glanz in ihnen. Hoffnung stirbt immer zuletzt.
Es war notwendig, ihn davor zu bewahren, verrückt zu werden. Darum wandte ich mich an ihn.
„Dein Leben hat wieder etwas Wert bekommen. Die Dinge haben sich geändert. Bleib einfach am Leben und reiß dich zusammen.“
Mehr wollte ich ihm im Moment auch nicht verraten. Eine Verhandlungsposition besaß er ohnehin nicht. Aus diesem Grund verließ ich den Raum und schloss die Tür. Sollte der Anwalt ruhig da hängen und nachdenken. Es blieb ausreichend Zeit, um ihn zu befragen. Er würde mir alles erzählen.
Wenjera und Aurora wirkten enttäuscht. Sie hatten sich etwas anderes versprochen.
„Böse Hündchen!“, wies ich sie zurecht.
„Habt ihr denn gar kein Mitleid?“
Verständnislos folgten mir ihre großen Augen.
Die beiden Dossiers lagen auf dem Tisch. Die Arbeit an den neuen Aufträgen erforderte eine sorgfältige Vorbereitung. Kein Detail durfte unbeachtet bleiben.
Aufzeichnungen des Gordon von Mirbach
Die Schmerzen hinter der Brust waren unerträglich. Meine Vermutung, dass es Speiseröhrenkrebs war, hatte sich glücklicherweise nicht bestätigt. Auch Herz und Lunge waren in Ordnung.
Die Diagnostik war eine schmerzhafte Tortur gewesen.
Das Herunterwürgen dieses schrecklich dicken Schlauches zur Kontrolle der Speiseröhre und des Magens war eine Grenzerfahrung.
Somit war der Schmerz wieder nur eine dieser vegetativen Attacken gewesen, die sich jedes halbe Jahr einen neuen Kriegsschauplatz suchten und meine Lebensqualität stark einschränkten.
Zuerst wollte mir der Arzt eine dieser enorm teuren Psychopharmaka verschreiben. Zum Glück wusste ich durch die zahlreichen Selbstmorde, mit denen ich bei der Arbeit zu tun hatte, wohin deren Einnahme häufig führte. Medikamentenhersteller und die von diesen hofierten Ärzten verdienten sehr viel Geld damit.
Obwohl die Beipackzettel nun endlich auch Selbstmordgedanken als häufige Nebenwirkung aufführten, hieß es dann latent in der Presse, dass die Person sich in psychologischer oder psychiatrischer Behandlung befand. Hinterfragt wurde das selten. Für die Pharmakonzerne hatte dann der Suizid natürlich gar nichts mit dem Medikament zu tun und die Ärzte versteckten ihr schlechtes Gewissen hinter der Schweigepflicht.
Die von Gerichten in Einzelfällen erzwungene Offenlegung der Versuchsreihen ergab jedoch ein ganz anderes Bild. Erst durch die Verordnung entwickelten sich bei vielen fälschlich Behandelten solche Gedanken. Nur wenige durchschauten dieses perfide Spiel im Namen Äskulaps.
Nur aufgrund meiner konsequenten Weigerung riet der Arzt mir schließlich, ich sollte dann doch einfach alles
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