Naechte der Leidenschaft + Berlins Blut
aufschreiben. Ich sollte wie in alten Zeiten ein Tagebuch führen. Das helfe bei der Bewältigung und sei eigentlich genauso gut. Er rückte sogar mit der Wahrheit heraus. In Amerika werde schon sehr lange offen über die Nutzlosigkeit jeglicher Psychopharmaka diskutiert.
Das meiste vollbringe ohnehin die Zeit. Das vegetative System hinke der übrigen Entwicklung immer stark hinterher und es dauere eben, bis es sich reguliert. Wir Menschen seien nun einmal biologische Wesen und nicht für Großstädte und das Industriezeitalter geschaffen.
Ich schreibe zwar nicht gern, aber es muss wohl sein. Diese Empfehlung war weitaus besser als der beabsichtigte Mord auf Raten.
Es ist nicht so, dass ich den Tod meiner Familie wirklich hinter mir gelassen habe. Die Arbeit gab mir nur zu wenig Zeit, mich dem Verlust der liebsten Menschen dieser Welt emotional hinzugeben. So war Jahr um Jahr vergangen und ich hatte den Schmerz und meine Liebe mit Ablenkung verdrängt. Die unangenehmen körperlichen Auswirkungen waren somit ein Ergebnis des nicht Abfinden wollen und der fehlenden Verarbeitung.
Mein Körper fühlte sich schlapp, müde, erschöpft und ich fand wenig Sinn darin, mich überhaupt zu erheben. Eigentlich stand ich nicht für mich auf, sondern für all die anderen Menschen, die schutzlos diesen Bestien ausgeliefert waren, die heutzutage überall lauerten. Für diese Schwachen kämpfte ich meine eigene mentale Erschöpfung nieder. Das klingt vielleicht depressiv, aber das heutige Leben ist die wahre Depression.
Die Liebe soll der Sinn des Lebens sein, doch verliert man die Menschen, auf die sie sich bezog, spürt man sehr rasch, dass gerade die Größe dieses Gefühls die Menge der Leiden bestimmt. Die vorherige Zuneigung und der anschließende Schmerz des Verlustes wiegen immer gleich schwer.
Welchen Wert hat aber wiederum das Leben ohne Liebe?
Denkt man andererseits nur an sich, verstrickt man sich immer tiefer in die niederen Gefilde dieser boshaften Welt und wird mehr und mehr zu einem Geschöpf der Selbstsucht und Ignoranz.
Tief im Inneren wissen wir, dass das nicht der richtige Weg sein kann, und bewundern instinktiv die, die altruistisch handeln.
Ich versuche nun, diese Guten zumindest etwas zu beschützen. Vielleicht gelingt es mir so, den eigenen Frieden zu finden. Es ist nicht Rache, die ich will. Den Respekt vor dem anderen fordere ich ein und zeige, dass man auch inmitten des Schmutzes innere Reinheit bewahren kann.
Wir selbst müssen nicht in die Niederungen der Bosheit herabsteigen, nur weil viele es tun. Nein, ich will keine Freude an den Schmerzen der anderen haben, selbst bei den schlechtesten Menschen nicht. Sie können tun, was sie wollen, ich werde nie wie sie denken und stattdessen die wenigen Werte dieser Welt verteidigen, so wie einst die Ritter, die den Inhalt ihres Schwurs ernst nahmen.
Seit sechs Jahren arbeite ich nun bei der Kriminalpolizei. Diese Entscheidung war richtig. Ich trauere der familiär üblichen Diplomatenlaufbahn nicht nach. Mein Onkel und andere Verwandte meinten, meine Entscheidung wäre eine Kurzschlussreaktion. Kriminalkommissare stammten gewöhnlich aus einfacheren Schichten.
Doch nichts erfüllt mich so sehr mit Zufriedenheit wie der Erfolg gegen das Verbrechen. Kein Unschuldiger soll das erleiden, was meine Familie erleiden musste. Ich verabscheue das Verbrechen und die Bosheit zutiefst.
Natürlich ist mir bewusst, dass Kriminelles gerade hier in Berlin wie Unkraut nachwächst, da Selbstsucht, Gier und Hass als Nährboden in ausreichendem Maß vorhanden sind. Gerade hat man einen Teil des Gartens vom Unkraut befreit, sprießt schon an der nächsten Stelle neues hervor.
In der Sache der verschwundenen Mädchen und des verschwundenen Staatsanwaltes gehen wir jetzt einen neuen Weg. Die Mittel der Polizeiarbeit sind leider begrenzt. Es mangelt an Freiheit und Geld für die Ermittlung. Doch bei der Suche nach dem Anwalt werden diese Grenzen nun aufgehoben.
Der Innenminister drang darauf, dass wir eine berühmte private Detektei einschalten, egal was es koste.
Die Detektei hat Möglichkeiten, die die unsrigen überschreitet. Sie ist nicht an den engen rechtlichen Rahmen wie wir gebunden. Das renommierte Unternehmen Barnes & Gobler ist international sehr erfolgreich. Auch andere Regierungen, selbst Königshäuser und reiche Privatiers nutzen den diskreten Service. Zuvor war eine Zusammenarbeit nicht gewünscht. Im Falle des Anwaltes ist jedoch alles anders. Meine
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