Naechte der Leidenschaft + Berlins Blut
hinten. Notgedrungen versuchte ich, dies ganz gewöhnlich und normal wirken zu lassen.
Das zauberhafte Gesicht der ungewöhnlichen Detektivin war mir noch immer zugewandt. Es schien, als hätte sie genau gewusst, dass ich noch einmal nach ihr sehen würde.
In diesem Moment wurde mir gewahr, dass ihr Anblick bei mir unterbewusst erotische Fantasien ausgelöst und ich schon während der Unterhaltung ihre Weiblichkeit taxiert hatte. Der Mann in mir war aus seinem Schlaf erwacht.
Unsere Augen trafen sich für einen kurzen Moment. Ich errötete. Sie hatte die Sonnenbrille inzwischen sogar abgesetzt und hielt sie in der zauberhaft geformten, eisigen Hand. Faszinierende, gefährliche Wolfsaugen musterten mich neugierig. Der Versuch, diesen standzuhalten, scheiterte. In ihrem Blick lag eine unbeschreibliche Stärke. Las die hübsche russische Mitarbeiterin der Detektei meine recht gewöhnlichen Gedanken?
Ein leichtes Lächeln huschte über ihre Wangen. Es war weder warm, noch abschätzig, mehr nachdenklich oder sogar geschäftlich, eben nur ein Lächeln. Hatte ich Gefühlsnarr mir mehr versprochen?
Ich nickte irritiert. Sie reagierte nicht direkt auf den erneuten Abschiedsgruß, doch ihre sinnlichen Mundwinkel erschienen mir ein wenig spöttisch.
Jagdbeginn
Es wurde Zeit, sich zu duschen. Die Haut eines Vampirs bekommt sonst rasch einen bitteren Geruch nach Eisen. Dieser ist in etwa so wie der in einem Geburtsraum, nachdem eine Frau ihr Kind geboren, viel Blut verloren und auch den blau roten Mutterkuchen herausgepresst hat.
Meine Zunge leckte den letzten Tropfen des Herzsaftes aus dem Glas heraus. Während ich mich entkleidete zeigte der Spiegel mein vollendetes Aussehen. Die großen weiblichen Brüste erschienen verlockend in ihrer hellen Blöße. Da ich noch nie ein Kind geboren hatte, waren die dunklen Warzen noch immer flach. Ich wirkte fast jungfräulich und war dies ja auch. Jeder Riss des verborgenen Häutchens heilte nach jeder Schandtat sofort. Zuweilen nutzte das bei der boshaften Täuschung der Opfer.
Der Anwalt hatte noch ein wenig Blut spenden müssen. Sein Leben war dadurch nicht in Gefahr. Ich begnügte mich ansonsten mit Konserven als Ersatz. Es war notwendig geworden, sorgsam mit diesem unerwarteten Schatz umzugehen. Noch immer war ich mir nicht endgültig im Klaren darüber, wie er am besten nutzte. Abwarten war manchmal eine kluge Strategie. Oft ergab sich die notwendige Handlung dann durch bestimmte Zwänge von allein.
Die durch den Trunk erzeugte wohlige innere Wärme traf nun auf die des Wasserstrahles. Ich ließ ein wenig mehr Gefühle zu und genoss, wie äußere sowie innere Wärme sich auf der Haut trafen und dort mischten. Fast menschlich erschien mir dieser Moment. Für Sekunden fühlte ich mich wie die spielende kleine Olga. Ein scharfer Schmerz stach sofort in mein Herz. Das Leiden der Menschlichkeit meldete sich zu Wort.
Bevor noch eine Träne des Leids dem Auge entrann, drehte ich den inneren Regler zurück. Hundert Jahre hatten mich darin ausreichend Erfahrung sammeln lassen.
Ein graues flauschiges Handtuch trocknete die helle Haut von der Feuchtigkeit. Vollkommen nackt schritt ich über die Eichendielen in das Schlafzimmer und suchte eine geeignete Garderobe heraus. Diese bestellte ich zumeist per Internet. Der Pförtner lagerte sie so lange im Abstellraum des Erdgeschosses, bis man die Pakete holte. Das war der in diesem Haus gewohnte Ablauf. Eigentümer und Mieter nutzten diesen Service regelmäßig. So hatte ich stets genug von allem und musste nicht durch die Geschäfte hetzen. Selten leistete ich mir die Abwechslung des direkten Bummelns durch Geschäfte.
Meine beiden Möpse waren auf das Sofa gesprungen und leckten sich begeistert ihre noch blutigen Schnauzen ab. Ihnen hatte ich ein Schälchen Konservenblut spendiert. Das war ein possierlicher Anblick, der mich aufheiterte. Diese kleinen blutlüsternen Monster verschafften viel Ablenkung.
Da der Kommissar mit mir in einem guten Restaurant speisen wollte, entschied ich mich für ein eng anliegendes schwarzes Kleid und einen passenden dunklen Mantel. Um die Eintönigkeit dieses Anblicks zu beseitigen, schmückte ich meine Ohren mit zwei in weißes Gold gefasste rosafarbene Brillanten. Solche Steine sind äußerst selten und fünfzigmal so teuer wie übliche Brillanten. Sie gehörten einst meiner Mutter. Um den Hals legte ich eine dazu passende Kette aus Perlen. Sie war so lang, dass ich sie mehrfach um den Hals drapieren
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