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Naechte der Leidenschaft + Berlins Blut

Naechte der Leidenschaft + Berlins Blut

Titel: Naechte der Leidenschaft + Berlins Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Anderson
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wie üblich auf das Sofa. Sie schaute sich gern von oben an, was kommen würde.
    „Tritt ein!“, empfing ich unseren Besucher.
    Man merkte, er fühlte sich noch etwas unsicher in seiner neuen Rolle. Auch das sehr persönliche Du war ihm ungewohnt. Wir hatten die letzten Tage gechattet und das Date erstmals hier zur Tarnung ausgemacht. Die Suchanzeige, auf die er geantwortet hatte, war in einer bekannten Plattform erschienen. Angeblich suchte ich einen gutsituierten, möglichst adeligen Freund.
    Der Kommissar, also Gordon, war von Natur aus recht hölzern. Man konnte zuerst denken, er hätte einen Besen verschluckt. Damit erinnerte er mich an meinen Vater. Auch Papa wirkte auf Fremde so.
    Mir machte es besonderes Vergnügen, ihn deswegen herauszufordern. Ich hielt ihm die linke Wange hin, welche er artig mit einem gehauchten Kuss bedachte. Wie gut er roch!
    Es war das wundervolle Parfüm von Papa. Genüsslich sog ich dieses ein und spürte erneut ein warmes Ziehen in meinem kalten Herz.
    „Nur nicht so schüchtern!“, ermunterte ich ihn.
    Ich ging vor, er schloss die Tür hinter sich.
    „Auch wenn es ungewohnt ist, sollten wir hier persönlich und vertraut miteinander umgehen, sonst wirkt es im richtigen Moment gekünstelt.“
    Mein Besucher lächelte galant. Mir war klar, dass das enge Zusammensein für ihn schwierig war, da er wie alle Männer vom erotischen Lockgift des Vampirs angezogen wurde.
    Seine Herausforderung erheiterte mich und war Teil des falschen Spiels. Gordons Geruch sicherte ihm jedoch eine Sonderstellung und meine Sympathie. Das betörende Parfüm raubte mir einfach die Sinne. Gewöhnlich hielt ich mehr Abstand von Menschen.
    „Aber gern, Olga!“ , stimmte der Angesprochene zu.
    Ich lachte freundlich.
    „Was für ein schlechter Schauspieler du doch bist! Du amüsierst mich köstlich!“
    Er errötete.
    Inzwischen wusste ich alles über ihn. Kein Wunder, dass er meist so traurig und einsam wirkte. Genau wie ich hatte er alles verloren und führte einen nicht gewinnbaren Kampf. Hinterhältige Entführer hatten vor einigen Jahren seine Frau, die Tochter und auch die Eltern auf grausame Weise ermordet, als die Familie einen Ausflug unternahm. Der Vater war deutscher Botschafter in dem afrikanischen Staat gewesen. Da Gordon beruflich verhindert war und nicht mitreisen konnte, blieb er als einziger verschont.
    Sein Vater, der Botschafter, wurde von den Entführern vor einer laufenden Kamera enthauptet. Die beiden Frauen und das Mädchen wurden lebendig begraben und Lösegeld gefordert. Zwar wurde dieses gezahlt, doch die drei tauchten nie wieder auf. Bis heute hat man ihre Leichen nicht gefunden. Gordon verließ daraufhin die Diplomatenlaufbahn und wurde Kommissar. Er wollte einen eigenen Beitrag leisten, um die Welt sicherer zu machen und selbst gegen das Verbrechen kämpfen.
    Männliche Familienmitglieder beschritten ansonsten seit Jahrhunderten ausschließlich die Diplomatenlaufbahn. Einer seiner Vorfahren, der Graf von Mirbach-Harff, war 1918 deutscher Botschafter in Moskau und hatte sich damals besonders um die Freilassung meiner Familie bemüht. Das alles verband uns auf eigentümliche Weise.
    Ein Unterschied bestand jedoch darin, dass ich inzwischen ein Teil des Bösen war und dieses auf gleicher Augenhöhe mit gleicher Klinge bekämpfte.
    „Du siehst sehr angegriffen aus“, stellte ich fest.
    Er lächelte amüsiert.
    „Das dürfte kein Wunder sein. Inzwischen macht man mir die Hölle heiß. Ganz Berlin wünscht sich Aufklärung. Man munkelt inzwischen, der Staatsanwalt sei ermordet worden, weil er die Wahrheit aufdecken und Hintermänner bloßstellen wollte. Böse Zungen behaupten sogar, der Justizminister hätte vielleicht selbst etwas mit der Vertuschung zu tun. Es ist angeblich zu viel Geld in die Großbaustelle geflossen. Dieser sucht nun ein Bauernopfer. Ich habe wohl nicht mehr viel Zeit.“
    Wenjera sprang an Gordons Bein hoch. Aurora hatte sich ebenfalls erhoben und wedelte eifrig mit dem Schwanz. Viele glauben, dies sei die Freude eines Hundes, aber sie verteilen so nur ihren Geruch, um ihr Revier zu markieren.
    Gordon beugte sich zu Wenjera und wollte die Eifrige streicheln. Diese nutzte jedoch die Chance und schnappte zu. Sie glaubte wohl, dass er das nächste Essen oder eins meiner Opfer wäre.
    „Nein! Lass das!“, wies ich sie streng zurecht.
    Wenjera ließ sofort furchtvoll von ihrem Tun ab und zeigte Respekt.
    Gordon lachte erschrocken und verblüfft auf.
    „Wer

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