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Naechte der Leidenschaft + Berlins Blut

Naechte der Leidenschaft + Berlins Blut

Titel: Naechte der Leidenschaft + Berlins Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Anderson
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Öffentlichkeit.“
    Langsam und nachdenklich ließ ich den bitteren Cognac in meinen Mund gleiten und genoss die sich entfaltende Wärme. Das war nicht schlecht recherchiert und erstaunte mich. Die wirkliche Fährte blieb zum Glück bisher verborgen.
    „Manche Menschen verschwinden zwar, doch alle hinterlassen Spuren. Wir sehen sie nur nicht immer. Wollte der Anwalt wirklich etwas aufdecken?“, führte ich das Gespräch fort.
    „Nein, im Gegenteil. Aus meiner Sicht hat er die Drahtzieher geschützt und die Ermittlungen verzögert. Genau deswegen machen sich bestimmte Leute jetzt so große Sorgen. Sie wollen nicht, dass jemand anders dessen Stelle übernimmt und etwas genauer hinschaut. Dabei könnten unangenehme Wahrheiten an das Tageslicht kommen. Der Verschwundene war korrupt und auch pervers veranlagt. Wir haben zuverlässige Informationen über seine extrem sadistischen Neigungen.“
    Gordon wirkte etwas nervös. Diese intimen Details waren ihm mir gegenüber unangenehm.
    „Er hat mehrere Mädchen bei Würge- und Folterspielen beinahe getötet und mit viel Geld zum Schweigen gebracht. Es ist auch nicht auszuschließen, das irgendeins dabei ums Leben kam. Der Mann schüchterte alle durch seinen Einfluss ein und hatte ausgezeichnete Möglichkeiten zur Vertuschung. Wie geht es bei Ihnen, Entschuldigung, bei dir voran?“
    Ich öffnete den silbernen Laptop und rief eine Seite auf. Fotos von fünfzig Mädchen erschienen. Sie wirkten zwischen fünfzehn und dreißig Jahre alt und sahen sehr unterschiedlich aus.
    Gordon blickte mich neugierig an.
    Durch einen Klick auf das Bild wurde eine Straßenkarte mit blauen Punkten angezeigt. Nach eine nochmaligen Eingabe wurden weitere Mitteilungen geöffnet.
    „Sieh selbst! Diese Mädchen werden von uns eingesetzt. Sie sind auf allen gängigen Onlineseiten vertreten sowie in den angesagten Klubs zu finden und bieten Freundschaft, Liebe und gewisse Dienste an. Das gesamte Spektrum von wahrer Liebe, Zuneigung und Sex wird durch sie abgebildet.“
    „Waren die verschwundenen Mädchen nicht alle jünger als zwanzig und deutsch? Vier deiner Mädchen sind schwarz und andere wohl fast dreißig?“
    „Je größer das Netz, umso schneller macht die Spinne Beute. Wir wissen noch nicht, warum die Mädchen verschwinden. Wir haben zu wenige Teile des Puzzles.“
    „Was, wenn es eine Frau ist, die wir suchen?“, warf Gordon ein.
    Ich musterte ihn vorsichtig.
    „Wie kommst du auf diesen Gedanken?“
    „Nun, du sagtest doch, dass man das gesamte Spektrum abdecken sollte. Da muss man auch solche Ideen einbeziehen.“
    „Einige sind auch bisexuell. Ich habe daran gedacht.“
    „Das ist gut. Du denkst an alles. Ich bin nur in Sorge, dass meine Zeit nicht reicht. Wie treten wir in Verbindung, wenn es schnell gehen muss?“
    „Gib mir deine Hand!“
    Er streckte sie entgegen. Ich nahm sie langsam in die meinige. Dabei blickte ich ihm zum ersten Mal eine Sekunde länger als sonst in die Augen.
    Wie gut und stark sich diese anfühlte! Ich wollte heimlich etwas von seinem Geruch abreiben! Das würde wohlige Erinnerungen sichern, wenn er wieder fort war. Ich leistete mir diese Sentimentalität. Für einen Moment fühlte ich mich erneut als ein ganz gewöhnliches Mädchen, als die kleine Olga in der Nähe ihres Papas.
    Ich knöpfte ruhig seine Manschette auf, schob das Hemd leicht nach oben und schrieb mit einem Stift, seinen Arm leicht in meiner Hand haltend, die Telefonnummer auf seinen Unterarm. Davor setzte ich ein Herz, dahinter ein Kreuz. Zum Abschluss strich ich liebevoll mit den Fingerkuppen darüber, so als müsste die Trockenheit der Tinte geprüft werden.
    „Was bedeutet das?“, fragte er.
    „Wer weiß?“ Die Antwort ließ alles offen.
    „Denke nach!“
    Es tat gut, ihn zu berühren und diese Wärme zu spüren. Hoffentlich war die Hand nicht zu eisig gewesen. Menschen mochten keine kalte Haut, es erinnerte sie an den sicheren Tod. Zu gern ignorierten sie dieses Faktum.
    Gordons Handlinien zeigten zwar eine gute Gesundheit, jedoch auch, dass sein Leben von kurzer Dauer sein würde. Vielleicht war es besser so!
    Die Welt war letztlich nur ein Hort der Leiden und degenerierte von Jahr zu Jahr. Die Menschen blendeten diesen Teil, wie auch den Tod, gern aus. Ging es ihnen im Moment gut, erklärten sie die Welt für wunderbar, selbst wenn zugleich Millionen hungerten, leidvoll starben und andere folterten. Auch das unermessliche Leid, welches sie den Tieren zufügten, betrachteten

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