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Naechte der Leidenschaft + Berlins Blut

Naechte der Leidenschaft + Berlins Blut

Titel: Naechte der Leidenschaft + Berlins Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Anderson
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sie als gottgewollt. Waren sie nicht alle irgendwie Bestien?
    Meine Lebenslinie war ebenfalls sehr kurz, doch lebte ich nicht immer noch irgendwie? Manchmal kommt es eben auch anders, als vorgesehen. Das Schicksal ist nur der ausgetretene Pfad, man kann ihn durchaus auch verlassen.
    Es entstand eine dieser Pausen, bei denen sich keiner etwas zu sagen wagt. Ich unterbrach diese nicht, denn Vampire haben Zeit. Gordon schwieg ebenfalls. Natürlich wusste ich, woran er dachte.
    Nur gut, dass er so wunderbar roch. Das schützte sein Leben vor mir.

Gesetz des Zufalls

    Es war einer dieser Tage, die ich gar nicht mochte. Die noch kräftige Sonne hatte trotz des Herbstes die Stadt und auch mich den Tag über in ihrem Griff. Das schränkte meine Bewegungsmöglichkeiten ein.
    Ich konnte immer nur eine gewisse Zeit das natürliche Licht ertragen, ohne von heftigen Migräneattacken gepeinigt zu werden. Sehr dunkle Brillengläser halfen mir, diesen Zeitraum zu verlängern, aber irgendwann setzte dann doch der Schmerz ein. Die Augen von Vampiren waren extrem empfindlich. Dafür vermochte sie im Dunkeln besser als eine Katze zu sehen.
    Die kleine Wohnung war nicht so luxuriös wie mein privates Appartement, doch sie diente ja vor allem der Tarnung. Schlimme Erfahrungen hatten mich gelehrt, extrem vorsichtig zu sein. Jeder Fehler hatte sich in der Vergangenheit bitter gerächt.
    Inzwischen wusste ich über den Gefangenen sehr gut Bescheid. Er war der gesuchte Staatsanwalt. Das war eine ungewöhnliche Fügung. Ich hatte mir somit selbst einen Fall geschaffen. Diese Verbindung gefährdete wiederum mich, die ihn entführt und beinahe getötet hatte.
    Durch Gordon wusste ich, dass die Polizei meine Fährte verfolgte. Ihr fehlte jedoch der indische Taxifahrer im Puzzle. Sollte ich das Risiko eingehen und es dabei belassen oder mich vorsichtshalber auf die Suche nach diesem machen? Sein Kennzeichen hatte ich im Gedächtnis gespeichert.
    Der Anwalt hatte mir inzwischen auch Details des Betrugs mit der Großbaustelle verraten. Wie so oft hatten sich gerade die Leute bereichert, die sich nach außen als Hüter des Rechtes darstellten. Sie wollten den Anwalt nur zurück, damit das nicht aufflog. Die Trumpfkarte musste im richtigen Moment ausgespielt werden, sodass sein Wissen am meisten Nutzen brachte. Die Auftraggeber und auch mein Partner waren natürlich ungeduldig. Für einen Vampir hatte Zeit jedoch eine andere Bedeutung.
    Mein feines Gespür zeigte mir, dass die erfolglose Warterei Gordon belastete. Sein Minister setzte ihn unter Druck.
    Zu lange durfte ich nicht warten, sonst käme einiges von allein heraus und mein Ass verlöre an Wert. Auf jeden Fall wollte ich ihn nicht töten. Lebend nutzte der böse Mann mehr.
    Da jeden Tag in dieser großen Stadt Menschen verschwanden, wurden nur diejenigen Fälle hinzugezählt, bei denen es keinerlei Hinweise auf Konflikte mit dem Umfeld oder psychologische Auffälligkeiten gegeben hatte.
    Gordon hatte mir inzwischen auch Zugang zu den Unterlagen der Mädchen und deren Asservaten beschafft. Besonders wichtig waren die Geruchsproben der Vermissten. Inzwischen suchte man nach zehn. Der außergewöhnliche Geruchssinn war eine Fähigkeit, die Vampire auszeichnete. Dieser verriet alles: den Charakter, die Ernährung, das Alter, aufgesuchte Orte, Gefühle und, und, und.
    Der Preis war leider die Last des verdunkelten Ichs. Dieses zog es zu Handlungen, die Blut verlangten. Nur durch die Stillung dieses Durstes ließ sich ein Moment des Friedens finden.
    Zwar vermochte ich auch zu lachen, aber es war die gespielte Freude einer Depressiven, welche der Umgebung nicht ihre inneren Abgründe verraten wollte. Ließ ich wiederum Gefühle zu, so wurden sie überlagert von dem Schmerz des vergangenen Menschseins. Die Summe dieser Leiden war unermesslich, wirkliches Glück nicht zu erlangen. Jahrzehntelange Übung hatten mich gelehrt, Empfindungen über einen inneren Schalter – oder besser Dimmer – selbst zu regeln. Tötete ich, so legte ich ihn ganz um und ließ keine menschlichen Gefühle zu. Auf diese Weise plagte kein schlechtes Gewissen.
    Ohne zu zögern, könnte ich jederzeit ein mir verbundenes Lebewesen töten. Es kostete mich zuweilen Überwindung, nicht aus einer Laune heraus Wenjera und Aurora, die beiden schwarzen Möpse, zu zerfleischen oder sie wie unnütze Welpen gegen eine Steinwand zu schmettern.
    Ein unseliger Moment, eine Kränkung, ein Blick oder ein falsches Wort konnte zu einem

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