Naechte der Leidenschaft + Berlins Blut
Ratten angstvoll davon, die es sich hier gut gehen ließen.
Inzwischen nahm ich den beißenden Gestank menschlicher Fäkalien wahr. Der Luftzug brachte ihn von vorn. Der Tunnel war wieder besser begehbar. Der beißende Geruch der Abfälle begann leider die schwache Geruchsspur zu überlagern.
An der linken Seite war der Gang eingebrochen. Ein mit Abwässern verunreinigter alter Kanal floss dort entlang. Durch diesen mussten die drei gekommen sein. Leider hatten die ätzenden Dünste die Fährte für mich nun endgültig zerstört.
Solche Anlagen waren heute nicht mehr üblich und stammten aus früherer Zeit. An mehreren Stellen wurden häusliche Abwässer eingeleitet. Diese mischten sich mit dem Regenwasser aus den Gullys und dem Wasser des natürlichen Flüsschens. Es war eben eine alte Stadt, die hier noch immer ein veraltetes System nutzte.
Es half nichts, ich musste da hinein, wenn ich mehr wissen wollte.
Den Rucksack ließ ich vorerst zurück und zwängte mich mit den Beinen voran durch die schmale Öffnung. Das Abwasser umfloss kalt meine Beine bis zu den Knien. Da der Fluss nach etwa fünfzig Metern zur rechten Seite in eine große abfallende Röhre mündete, mussten die Gruppe von der entgegengesetzten Seite gekommen sein. Ich ging also in diese Richtung.
Eiserne Leitern führten in Betonröhren nach oben. Dort erkannte ich Kanalisationsdeckel. Die Prüfung zeigte, dass alle kürzlich benutzt worden waren. Dadurch war nicht erkennbar, welchen von diesen die Flüchtende und deren Verfolger genutzt hatten.
Nach etwa zweihundert Metern führte der mit Granitsteinen ummauerte Abwasserfluss nach draußen. Von dort strömte das Gewässer in die Anlage ein. Beißendes Licht brannte mir unangenehm entgegen. Die Augen hatten sich zu sehr an die wohlige Finsternis gewöhnt. Ein eisernes Gitter schloss den Kanal ab. Es war intakt. Hier konnte niemand durchgekommen sein.
Somit blieben nur die vier Einstiege als Zugang übrig. Ich watete durch das stinkende kalte Wasser zurück und stieg eine der Leitern nach oben. Die darüber liegende Straße war im Moment nicht befahren.
Die morgendliche Helligkeit schmerzte trotz der Sonnenbrille. Die Gewöhnung dauerte immer etwas. Leider konnte ich auch hier keine Spur aufnehmen. Mehrere graue Wohnhäuser befanden sich in der Umgebung. Ich merkte mir den Straßennamen und beschloss, später noch einmal wiederzukommen. Es war ungünstig, wenn mich jemand so verschmutzt sah. Bei den anderen Ausstiegen war es ebenso.
Unverrichteter Dinge kehrte ich zurück in die Kanalisation. Solches Glück war selten auf der Seite der Täter. Es würde einige Zeit kosten, die Spur weiter zu verfolgen. Hier mussten nun die hiesigen Bewohner der Straßen befragt werden.
Für mich besaßen jedoch gerade solche Schwierigkeiten ihren Reiz. Sie machten die Jagd zu einem aufregenden Spiel. O, wie würde das Blut nach den vielen Mühen schmecken! Mein Speichel lief im Mund zusammen.
Plötzlich vernahm ich vor mir ein Geräusch.
Hier unten waren Menschen!
Langsam und vorsichtig näherte ich mich ihnen. Wenn du einem Wolf im sibirischen Wald begegnest, denkst du: O, da ist ein Wolf . Begegnest du jedoch einem Menschen, hältst du ihn in der Einsamkeit für einen Mörder und die Haare stehen dir zu Berge.
„Hast du auch etwas gehört?“, fragte jemand.
Ich erkannte seine Stimme. Es war die des hässlichen Mannes vom Schrottplatz.
Was machten sie dort? Waren die Arbeiter mir in die Tunnelanlage gefolgt? Das war merkwürdig und Vorsicht geboten. Sollte ich mich verstecken oder warten?
„Komm raus, wir haben deinen Hund gefunden!“, rief der Mann nun etwas lauter. Das erleichterte die Entscheidung. Es sollte freundlich klingen, war aber natürlich falsch, denn es gab ja keinen Hund. Die Lüge sollte dazu verleiten, ihnen zu vertrauen. Nun denn, ich hatte nach der vergeblichen Jagd große Lust mich abzureagieren. Vielleicht ergab sich nun ein interessanter Ersatz.
„Oh, das ist ja wunderbar“, erklang meine Stimme, ihnen Freude vorspielend, aus der Dunkelheit zurück.
„Ich habe ihn verfolgt, aber dann wieder seine Spur verloren. Hier in der Höhle war er nicht.“ Das dürfte den Aufenthalt im Schacht erklären.
Die beiden Männer lachten etwas und freuten sich, dass die Hundebesitzerin ihnen auf den Leim ging. Sie hatten die Arbeit verlassen und machten eine Pause.
„Ein Glück, dass du uns gefunden hast, hier kann man sich schnell verirren.“
Ich trat nun zu ihnen. Der Gang
Weitere Kostenlose Bücher