Nächte des Schreckens
weißen Cowboyhut, einen hellgrauen Samtanzug und Krokodillederstiefel.
Nachdem der Sheriff ihn über alles informiert hat, meint Newton kurz und bündig: »Das macht hundert Dollar sofort und weitere hundert bei der Verhaftung des Täters.« Nelson Barlet verzieht schmerzhaft das Gesicht in Anbetracht dieser Summe, die ihm ungeheuer hoch erscheint. Er versucht, den Preis herunterzuhandeln, doch es ist nichts zu machen, und so gibt er schließlich klein bei.
»In Ordnung«, sagt er, »aber es muß schnell gehen.«
Mit breitem Grinsen steckt der Detektiv das Geld ein. »Der Fall ist schon so gut wie aufgeklärt. Machen Sie sich keine Sorgen, ich habe meine eigene Methode.«
Und Frank Newton hat in der Tat seine eigene Methode. Sie besteht darin, nach einem Verdächtigen Ausschau zu halten, der weder über Einfluß noch Mittel verfügt und der außerdem wenig gewitzt ist. Ein solches Opfer pflegt er dann so lange weichzukochen, bis es gesteht. Ohne Zeit zu verlieren, macht er sich an die Arbeit.
»Wer hat das Verbrechen entdeckt?«
»Karl Stielow.«
»Wer ist das?«
»Ein Landarbeiter. Ein etwas einfältiger Bursche.«
»Sehr gut! Fangen wir mit ihm an.«
Eine Stunde später durchsuchen die beiden Karl Stielows bescheidene Behausung, und o Wunder, sie werden fündig! Unter dem Bett hatte er einen Revolver Kaliber 22 versteckt. Blind vor Bewunderung für seinen neuen Mitarbeiter, verhaftet der Sheriff den armen Stielow auf der Stelle und bringt ihn in das winzige Bezirksgefängnis.
Dort beginnt die zweite Phase der Aktion: das Verhör. Barlet und Newton wechseln sich bei dem Verdächtigen ab und traktieren ihn mit einer unablässigen Flut von Fragen: »Warum hast du nicht gesagt, daß du diesen Revolver besitzt?«
»Weil ich Angst hatte, daß man mich dann verdächtigen würde. Aber ich bin nicht der einzige, der ein Kaliber 22 hat. Von den anderen haben auch einige gelogen, da bin ich sicher.«
»Was wolltest du um sechs Uhr morgens auf der Farm deines Arbeitgebers?«
»Ich hatte Geräusche gehört.«
»Wo hast du die Beute versteckt?«
Und so geht es achtundvierzig Stunden lang ohne Unterbrechung. Während dieser Zeit kann Karl Stielow sich weder eine Minute ausruhen noch etwas essen. Newton hat ein vollständiges Geständnis vorbereitet und drängt ihn immer wieder, es endlich zu unterschreiben.
Doch der Landarbeiter hält stand. Vergeblich versuchen die beiden, ihm einzureden, es verpflichte ihn zu nichts, wenn er unterzeichne. Er ist zwar nicht sonderlich intelligent, aber er begreift sehr wohl, daß dies ein Fehler wäre. Nein, er unterschreibt auf keinen Fall, denn er ist es nicht gewesen.
Nach zwei Tagen beendet der Detektiv mit dem Cowboyhut erschöpft das Verhör.
»So kommen wir nicht weiter«, erklärt er Nelson Barlet. »Der Kerl ist stur wie ein Maulesel, einer von der schlimmsten Sorte. Aber es bleibt uns noch ein Mittel: Wir ziehen einen Experten heran. Ich werde meinem Freund Albert Hamilton schreiben. Er hat mir schon in mehreren schwierigen Fällen geholfen.«
Zu jener Zeit ist das Auftreten von Sachverständigen bei Gerichtsverhandlungen noch eine ziemlich neue Einrichtung und gesetzlich noch nicht genau geregelt. Dies kommt so manchen zweifelhaften Gestalten sehr gelegen...
Auch der angebliche Experte Albert Hamilton ist auf seine Weise eine imposante Persönlichkeit. Er ist um die Sechzig, versteckt seine Augen hinter besonders dicken Brillengläsern und spricht in jenem schneidenden Tonfall, der auf die Geschworenen Eindruck macht. Seine Visitenkarte liest sich wie ein ganzes Gedicht. Darauf heißt es: »Albert Hamilton, diplomierter Sachverständiger — ohne Angabe, wo er das Diplom erworben hat — in Mikroskopie, Graphologie, Schreibmaschinentypen, Photographie, Fingerabdrücken, Toxikologie, Blutspuren, Todesursachen verschiedener Art, Einbalsamierungen, Verletzungen, Identifikation von Geschossen und Sprengkörpern.«
Da die Identifikation von Geschossen zu seinen zahlreichen Spezialitäten gehört, wird Hamilton von seinem Freund Frank Newton ersucht, die in den Leichen der Opfer gefundenen Kugeln mit Stielows Revolver zu vergleichen und darüber einen Bericht zu verfassen.
Eine Woche später liegt der Bericht des Experten vor: »Die Kugeln sind tatsächlich aus Stielows Revolver abgefeuert worden. Der Lauf seiner Waffe weist eine charakteristische Riffelung auf, die sich auch auf den Kugeln erkennen läßt. Ich habe Photos davon angefertigt, die ich dem Gericht
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