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Nächte des Schreckens

Nächte des Schreckens

Titel: Nächte des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Bellemare
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Farmhauses.
    Er ist um die Fünfzig, mit fortschreitender Glatzenbildung und Bauchansatz. Auch er ist Farmer wie die anderen hier, und sein Amt als Sheriff hat eher eine Art Symbolcharakter.
    Man hat ihn nämlich keineswegs aufgrund besonderer kriminalistischer Fähigkeiten zum Sheriff gemacht. Wozu auch? In West Selby ist noch nie etwas passiert. Nein, die Leute haben ihn gewählt, weil er bei ihnen sehr hohes Ansehen genießt.
    Nelson Barlet ist ein Mann von untadeliger Moral, er ist Vater von zwölf Kindern, er geht fleißig zum Gottesdienst, und er hat einen ausgeprägten Sinn für Sparsamkeit. Mit anderen Worten, er verkörpert jene puritanische Mentalität, die Amerikas Stärke ausmacht.
    Schimpfend eilt der Sheriff herbei: »Bist du es, Stielow? Was ist denn in dich gefahren, mein Junge? Hast du etwa getrunken?«
    Doch der andere antwortet mit verwirrter Stimme: »Es ist schrecklich... Gregor Phleps... er ist ermordet worden!« Dem Sheriff verschlägt es die Sprache.
    »Aber in West Selby ist noch nie ein Mord verübt worden«, stottert er dann.
    In noch gebrochenerem Tonfall setzt Karl Stielow hinzu: »Es gibt sogar zwei Tote... Margaret Woolcott, die Haushälterin, ist ebenfalls ermordet worden!«
    Kurz darauf ist der Sheriff unterwegs zum Tatort. Er wird von ein paar Nachbarn begleitet, weil es in West Selby keine Polizeibeamten gibt.
    Bald haben sich alle dort eingefunden. Nachdem Barlet sich von der grausamen Realität überzeugt hat, stöhnt er immer wieder: »Welch ein Unglück! Welch ein Unglück!« Karl Stielow beugt sich über den Körper von Phleps. Er bringt den Sheriff wieder zur Besinnung, indem er sagt: »Es scheint, daß er noch lebt. Man muß ihn sofort ins Krankenhaus schaffen.« Einer der Umstehenden besitzt ein Auto und bietet sich an, diese Aufgabe zu übernehmen. Endlich kann sich der Sheriff dazu entschließen, erste Ermittlungen aufzunehmen.
    Die Opfer sind beide durch mehrere Schüsse niedergestreckt worden. Da der Schreibtisch in Gregor Phleps’ Büro aufgebrochen wurde, handelt es sich offenbar um einen Raubmord.
    Ansonsten hat Nelson Barlet nicht die geringste Ahnung, wie er weiter vorgehen soll. Er schickt all die Leute wieder nach Hause, kehrt zu seiner Farm zurück und wartet erst einmal ab.
    Der erste ernsthafte Hinweis erreicht ihn am Morgen aus dem Krankenhaus, in dem Gregor Phleps kurz nach seiner Einlieferung gestorben ist.
    Bei der Autopsie hat der Arzt festgestellt, daß der Farmer durch drei Schüsse aus einem Revolver Kaliber 22 getötet wurde. Die Haushälterin wurde mit demselben Revolver erschossen.
    Auf diese Tatsache stützt Nelson Barlet nun seine weitere Ermittlungsarbeit. Es fällt ihm nichts Besseres ein, als die Leute von West Selby reihum in ihren Häusern aufzusuchen und ihnen die Frage zu stellen: »Sie haben wohl nicht zufällig einen Revolver Kaliber 22? Es handelt sich dabei nämlich um die Tatwaffe...«
    Selbstverständlich erhält er überall dieselbe Antwort: »Aber nein, Sheriff! Natürlich besitze ich Waffen, aber keine Kaliber 22...«
    Karl antwortet genauso wie alle anderen.
    Niedergeschlagen kehrt der Sheriff nach Hause zurück. Ihm wird klar, daß er der Sache nicht gewachsen ist. Polizeiliche Unterstützung anzufordern kommt jedoch nicht in Frage. Diese Beamten müßte man ja bezahlen, und das würde das Haushaltsbudget des Bezirks zu sehr belasten. Andererseits sind die Bewohner von West Selby durch das erste Verbrechen in der Geschichte ihrer Stadt sehr verstört. Sie fordern eine rasche Aufklärung des Falles und wollen einen Schuldigen sehen. Egal, wer es ist, aber ein Schuldiger muß her!
    Wie soll er nur beidem gerecht werden: dem Sinn für Sparsamkeit und dem Verlangen nach effizienter Ermittlungsarbeit?
    Einen ganzen Tag lang brütet der Sheriff über dieser Frage, und plötzlich kommt ihm eine Idee! Vor kurzem hat er in der Zeitung über die erstaunlichen Erfolge des Privatdetektivs Frank Newton gelesen. Dieser hat der Polizei anscheinend schon mehrmals geholfen und auch schwierige Fälle in atemberaubender Geschwindigkeit aufgeklärt. Das ist die Lösung! Ein einzelner Mann kostet viel weniger als ein ganzer Trupp von Polizeibeamten, zumal diese dann unter seinem Kommando stehen würden und er gar nicht wüßte, welche Anweisungen er ihnen erteilen sollte.
    Am übernächsten Tag kommt Frank Newton nach West Selby. Er ist wirklich eine ungewöhnliche Erscheinung: Er ist sehr groß, hat ständig einen Kaugummi im Mund, trägt einen

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