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Nächte des Schreckens

Nächte des Schreckens

Titel: Nächte des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Bellemare
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schmutziger und übelriechender kleiner Raum. Auf dem kohlebetriebenen Ofen stapelt sich unabgewaschenes Geschirr.
    Plötzlich verzieht er schmerzerfüllt das Gesicht, das feuerrot anläuft. Er reißt sich den Helm herunter, öffnet den Wasserhahn und hält den Kopf unter den Strahl. Eine Viertelstunde lang verharrt er so, denn dies ist das einzige Mittel, um die unerträglichen Kopfschmerzen zu lindern, die ihn seit mittlerweile zweiundvierzig Jahren immer wieder plagen.
    Triefend und mit durchnäßter Uniform richtet er sich schließlich wieder auf und erklärt mit lauter Stimme: »Das 115. Regiment wird nicht zurückweichen, Herr Hauptmann!«
    Er öffnet den Besenschrank, bückt sich und erhebt sich dann schnaufend. Es ist wirklich keine Kleinigkeit, in seinem Alter eine Butangasflasche zu transportieren!
    Nach einigen Anstrengungen gelingt es ihm, die Flasche ins Eßzimmer zu befördern. Erneut begibt er sich zum Besenschrank. Er muß sich beeilen. Es ist schon halb zehn, und er hat noch sehr viel zu erledigen.
     
    Bei den Lefèvres wird unterdessen heftig diskutiert. Die Fronten haben sich mittlerweile verändert: Sophie hat sich am Ende von ihrem Bruder überreden lassen, und nun versucht sie gemeinsam mit ihm, auch Christine zum Mitkommen zu bewegen.
    »So hör doch«, sagen sie zu ihr, »dieses eine Mal könnten wir wirklich hingehen!«
    Doch Christine will nichts davon wissen: »Geh nur, wenn du unbedingt willst. Ich bleibe auf jeden Fall hier.«
    Sophie stößt einen Seufzer aus.
    »Du weißt genau, daß ich ohne dich nicht gehe!«
    Mit einem resignierten Blick in Richtung ihres Bruders meint sie: »Ich bleibe also auch hier. Im Grunde hat Christine ja recht: Geschworen ist geschworen...«
    In diesem Moment ertönen von unten abermals die Klänge eines Kriegsmarsches.
     
    Zufrieden betrachtet Auguste Bertoux die beiden Butangasflaschen und die achtunddreißig Benzinkanister, die er im Eßzimmer aufgereiht hat: »Alles ist bereit zum Angriff, Herr Hauptmann!«
    »Sehr gut, Bertoux. Sie haben hervorragende Arbeit geleistet!«
    Auguste Bertoux lächelt geschmeichelt. Allerdings hat er hervorragende Arbeit geleistet! Er wird die Festung von Douaumont ganz allein in die Luft jagen. Die Deutschen haben die Festung eingenommen, aber jetzt werden sie dran glauben müssen! Zuerst werden sie geröstet, diese Deutschen, und am Schluß wird nichts mehr von ihnen übrigbleiben!
    Er bricht in lautes Gelächter aus, doch gleich darauf hält er inne. Jemand hat kräftig an seine Tür geklopft.
    »Hören Sie endlich mit diesem Getöse auf, Sie verrückter alter Mann!«
    Die Stimme hinter der Tür gehört einem jungen Burschen von achtzehn Jahren. Auguste Bertoux öffnet und findet sich Jérôme gegenüber.
    »Du Spitzbube!« schimpft der Alte. »Dir werd’ ich helfen!«
    Doch Jérôme Lefèvre läßt sich nicht einschüchtern.
    »Und ich sage Ihnen, daß Sie es mit mir zu tun bekommen, wenn Sie nicht aufhören, meinen Schwestern auf die Nerven zu gehen!«
     
    Der Ball des Martinstages, der am Ufer der Marne stattfindet, ist ein voller Erfolg. Die ganze Jugend der Gegend gibt sich hier ein Stelldichein.
    Dennoch vermag Jérôme sich nicht richtig zu amüsieren. Etwas macht ihm zu schaffen. Dieser verrückte alte Kriegsveteran beunruhigt ihn, ohne daß er genau weiß, warum. Plötzlich fällt es ihm wie Schuppen von den Augen. Als der Alte die Tür geöffnet hatte, konnte man durch den Spalt in sein Eßzimmer blicken, und für den Bruchteil einer Sekunde hatte Jérôme eine riesige Menge von Benzinkanistern erspäht, darauf könnte er jetzt schwören! Mitten im Tanzen hält er inne. Seine Partnerin, eines der jungen Mädchen, mit denen er gekommen war, sieht ihn verwundert an. »Was ist los mit dir?«
    Doch Jérôme fragt nur: »Weißt du, wie spät es ist?«
    »Viertel vor zwölf. Warum?«
    So schnell er kann, bahnt sich der junge Mann einen Weg durch die Menge der Tanzenden. Er eilt zu seinem Fahrrad, das er in einer Seitenstraße abgestellt hatte. Das junge Mädchen ist ihm gefolgt und fragt ihn immer wieder: »Aber was ist denn bloß passiert? Wohin willst du jetzt?« Während Jérôme bereits im Sattel sitzt und hart in die Pedale tritt, ruft er ihr rasch zu: »Zu meinen Schwestern. Ich habe Angst vor dem Verrückten dort!«
     
    Auguste Bertoux sieht auf die Uhr. Es ist fünf Minuten vor Mitternacht.
    Erneut wendet er sich zu seinem imaginären Gesprächspartner: »Können wir jetzt anfangen, Herr

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