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Nächte des Schreckens

Nächte des Schreckens

Titel: Nächte des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Bellemare
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»Sehen Sie, die Sache war deshalb so merkwürdig, weil zu dem Zeitpunkt noch niemand von dem Mord gehört hatte. Ich frage mich, woher er das wissen konnte.«
    Der Polizist kann seine Genugtuung nicht verbergen. Endlich gibt es einen Hinweis!
    »Und was meinen Sie, wo ich diesen O’Connors finden kann?« fragt er den Zeugen.
    »Na, ich schätze, der Kerl steckt mal wieder im Gefängnis, da ist er ja die meiste Zeit...«
    Und tatsächlich kann die Polizei den Landstreicher mühelos ausfindig machen, denn er verbüßt gerade eine einmonatige Haftstrafe in einem Gefängnis des Staates New York.
    Er wird sofort verhört.
    »Du warst es also, wie? Gib es schon zu! Wenn du gestehst, wirst du nicht zum Tode verurteilt, das versprechen wir dir. Wen du aber leugnest, werden wir am Ende doch beweisen, daß du es warst, und dann mußt du dran glauben. Und außerdem kommt es nicht in Frage, daß so ein armer Teufel an deiner Stelle auf dem elektrischen Stuhl schmoren muß!«
    Chuck O’Connors, der sich bis dahin nichts Ernsthaftes hatte zuschulden kommen lassen und mehr per Zufall zum Mörder geworden war, überlegt nicht lange. Er gibt den Mord an Phleps und dessen Haushälterin zu und unterschreibt ein Geständnis. In West Selby schlägt diese Nachricht wie eine Bombe ein. Alle Welt ist nicht nur äußerst bestürzt, sondern schlimmer noch, man reagiert mit Zorn und Entrüstung!
    Wenn es zu einem weiteren Prozeß auf Kosten des Bezirks kommt, wird sich der Bau der neuen Straße von West Selby nach Orleans um mindestens ein Jahr verzögern, wenn nicht sogar länger!
    Die Leute sind sehr aufgebracht gegen Sheriff Nelson Barlet, den sie für all das verantwortlich machen. Es ist seine Schuld! Wie konnte er ihnen nur den falschen Täter präsentieren? Schließlich hatte man ihn gewählt, weil man ihn für fähig gehalten hatte, auf Anhieb den richtigen Täter zu finden...
    Nelson Barlet ist am Boden zerstört. Er fühlt sich des Vertrauens unwürdig, das seine Mitbürger ihm entgegengebracht hatten. Er ist ein Verschwender von öffentlichen Geldern, und das ist in seinen Augen die schlimmste Schande.
    Für seine Wählerschaft, für die Finanzen des Bezirks und für die neue Straße Orleans — West Selby gilt es jetzt zu handeln, und so macht er sich auf, Chuck O’Connors in seiner Zelle zu besuchen.
    »Was ist in dich gefahren, O’Connors? Bist du verrückt? Hast du es so eilig, auf den elektrischen Stuhl zu kommen?« Der Landstreicher, der sehr beeindruckt ist, daß der Sheriff sich persönlich herbeibemüht hat, gerät immer mehr in Bedrängnis.
    »Aber die Polizisten haben gesagt, daß man mir das Leben läßt, wenn ich gestehe!«
    »Sie haben dir Unsinn erzählt! Du glaubst doch nicht im Ernst, daß man dir zwei Morde verzeihen wird! Man hat dich reingelegt, jawohl!«
    Nelson Barlet versteht es, sehr überzeugend zu wirken, und gleich nach dem Besuch des Sheriffs zieht Chuck O’Connors sein Geständnis zurück.
    Im Bezirk Orleans atmet alles auf: Die neue Straße erscheint wieder am Horizont!
    Karl Stielow in seiner Zelle glaubt, damit sei seine letzte Hoffnung dahingeschwunden. Doch die Polizei läßt nicht locker. O’Connors hat sein Geständnis zwar widerrufen, aber es liegt ja noch das ballistische Gutachten des berühmten diplomierten Sachverständigem vor, dessen Ergebnis äußerst zweifelhaft ist. Man fordert ein Gegengutachten an, und diesmal bei einem echten Experten.
    Dieser kommt zu dem eindeutigen Resultat, daß die tödlichen Schüsse nicht aus Karl Stielows Revolver abgefeuert worden sind. Die Riffelung auf den Kugeln unterscheidet sich gänzlich von der Riffelung, die durch den Lauf seiner Waffe hervorgerufen wird.
    Ab sofort ist Karl Stielows Unschuld bewiesen, auch wenn der Hauptverdächtige sein Geständnis widerrufen hat.
    Trotzdem kann man die Dinge nicht einfach auf sich beruhen lassen. Jetzt muß über das Schicksal von Chuck O’Connors entschieden werden.
    Nach amerikanischem Recht hat eine Jury darüber zu befinden, ob er angeklagt werden soll oder nicht. Diese setzt sich aus den Bewohnern des Bezirks zusammen, in dem das Verbrechen begangen wurde.
    Wenig später steht der Landstreicher also vor den Bewohnern von West Selby. Die Verhandlung dauert jedoch nicht lange. Nach kurzer Beratung beschließt die Jury einhellig, den Verdächtigen nicht anzuklagen. Zu seiner großen Verblüffung wird Chuck O’Connors lediglich ersucht, den Bezirk zu verlassen. Er ist wieder ein freier Mann, und vor dem

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