Naechtliche Versuchung - Roman
Amanda.
»Nachdem Sie uns so freundlich Gastfreundschaft gewährt haben …«
»Amanda …«, begann Kyrian unsicher.
In ihren Augen erschien ein seltsamer irisierender Glanz, der ihn an Acheron erinnerte. »Desiderius hat meine Fähigkeiten gestärkt«, erklärte sie leise. »Obwohl er dachte, er würde die telepathische Magie für sich selber nutzen.«
Lächelnd wandte sie sich zu dem Daimon. »Überraschung! Sobald Sie meine Macht entfesselt hatten, konnte ich mich Ihrer Kontrolle entziehen.«
In wachsender Panik rüttelte Desiderius an der Türklinke. Kyrian stand auf und ging zu ihm - wie ein Panter, der sich seiner Beute nähert. »Was ist los mit dir, Desi? Fürchtest du dich vor einem armseligen Menschen?«
Die Zähne gefletscht, fuhr der Daimon zu ihm herum. »Ich bin ein Gott. Jederzeit kann ich dich besiegen.«
»Tu’s doch.«
Fluchend stürzte sich Desiderius auf Kyrian, umschlang seine Taille und drängte ihn an die Wand. Keuchend öffnete er den Mund, um ihn zu beißen.
»Bei allen Göttern des Olymps«, stieß Kyrian hervor. »Glaubst du, ich habe meine Seele zurückgewonnen, um sie sofort wieder an dich zu verlieren?« Zielsicher rammte er sein
Knie zwischen die Schenkel des Daimons, der jaulend nach hinten taumelte.
»Kyrian!«
Als er sich umdrehte, warf Amanda ihm sein Schwert zu.
Mit der Waffe in der Hand griff er den Daimon an. Blitzschnell hob Desiderius eine Hand, um seinen Widersacher mit einem Astralblitz abzuwehren. Fluchend spürte Kyrian, wie der Strahl die Wunde traf, die der stählerne Bolzen in seine Brust gebohrt hatte. Von neuen Schmerzen gepeinigt, wankte er nach hinten.
Halb benommen erwartete er die nächste Attacke des Daimons. Wie sollte er sich verteidigen?
Da streckte Amanda Desiderius mit ihrem eigenen Astralblitz nieder und nahm ihm diese Arbeit ab.
Mit gerunzelter Stirn seufzte Kyrian: »Würdest du alles Weitere mir überlassen, Baby?«
Schmollend verzog sie die Lippen. »Ich wollte dir nur helfen. Willst du dich noch übler zurichten lassen?«
Bevor er antworten konnte, stürzte sich Desiderius wieder auf ihn.
Atemlos beobachtete Amanda den Kampf. Trotz seiner Schwäche bewegte sich Kyrian erstaunlich schnell, sprang über Desiderius hinweg und hob sein Schwert vom Boden auf. Desiderius nahm einen Dolch vom Tisch und parierte eine gezielte Attacke. Klirrend prallte Stahl auf Stahl.
»Mach ihn fertig, Liebster«, wisperte Amanda und umklammerte ihre Barbie-Puppe.
Natürlich würde Kyrian den Daimon besiegen. Was anderes blieb ihm gar nicht übrig. Sie hatte zu viel durchgemacht, um ihn noch einmal sterben zu sehen.
Während sie den Kampf verfolgte, sah sie die ersten Sonnenstrahlen des neuen Tages zwischen den geschlossnen Fenstervorhängen hereindringen. Das erregte auch die Aufmerksamkeit des Daimons. Fluchend schwang er seine Waffe so gezielt und vehement, dass er das Schwert aus Kyrians Hand schlug.
Beinahe blieb Amandas Herz stehen.
»Würdest du Hades freundliche Grüße von mir ausrichten?«, spottete Desiderius und drängte Kyrian von der Stelle weg, wo das Schwert gelandet war.
»Kyrian!« Diesmal warf Amanda ihm die Puppe zu, und er fing sie instinktiv auf. Winzige Messerschneiden zerkratzten seine Handfläche, er lachte erleichtert auf.
Geschickt wich er dem nächsten Dolchstoß des Daimons aus und stach ihm die Klingen in die Brust, die aus den Puppenfüßen ragten. »Nun kannst du Hades persönlich begrü ßen.«
Die Augen weit aufgerissen, erwiderte Desiderius seinen Blick. Die Zeit schien stillzustehen. Im Gesicht des Daimons spiegelte sich ein ganzes Kaleidoskop aus Gefühlen - ungläubiges Staunen, Todesangst, Zorn, qualvolle Schmerzen.
Dann zerfiel Desiderius zu Staub.
Wie erstarrt standen Kyrian und Amanda da, bis ihnen die Bedeutung des Augenblicks bewusst wurde. Es war vorbei, Desiderius existierte nicht mehr.
Amanda und Tabitha mussten nicht mehr um ihr Leben fürchten.
Kyrians Seele war zu ihm zurückgekehrt.
Und die Frau, die ihn liebte, hatte sein Leben gerettet.
Von einem heißen Glücksgefühl durchströmt, ließ Kyrian
die Puppe fallen und ging zu Amanda. »Was für eine großartige Schauspielerin du bist …«
»Keineswegs, ich hatte schreckliche Angst.« Mit einer zitternden Hand berührte sie seine Brust. »Beinahe hätte ich geschrien, als er den Bolzen in dein Herz schoss. Oh, du ahnst nicht, wie schwierig es war! Acheron erklärte mir, du müsstest sterben, um deine Freiheit wiederzuerlangen. Doch ich
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