Naechtliche Versuchung - Roman
wusste, ich könnte dich nicht töten. Deshalb hatten wir nur eine einzige Chance - das musste Desiderius für mich erledigen.«
Kyrian ergriff ihre Hand und betrachtete die Brandblasen, die von dem glühenden Medaillon stammten. »Welche Schmerzen musst du erlitten haben!«
»Nicht so schlimm.« Kyrian traute seinen Ohren nicht. Wie konnte sie einfach abtun, was sie ihm zuliebe erduldet hatte? Verständnislos blinzelte er. »Diese Narben wirst du nie mehr los. Für dein Leben bist du verunstaltet.«
»O nein«, widersprach sie lächelnd, »diese Brandmale will ich voller Stolz zur Schau tragen. Was Schöneres kann es gar nicht geben.« Lächelnd neigte sie sich vor und flüsterte in sein Ohr: »Von dir abgesehen.«
»Danke, Amanda.« Liebevoll küsste er ihre Lippen.
»O Gott!« Die Freude in ihren Augen erlosch. »Jetzt erinnere ich mich, was Julian gesagt hat - du könntest Artemis rufen und dir deine Seele zurückgeben …«
»Warum sollte ich das tun?«
»Weil du ein dunkler Jäger bist.«
»Nein, ich bin ein Mann, der eine Frau liebt. Für mich zählst nur noch du. Bis zum Ende meines wundervoll kurzen sterblichen Daseins. Am Morgen will ich an deiner Seite erwachen
und dich in den Armen halten, unsere Kinder spielen sehen und streiten hören. Verdammt, es wird mir sogar Spaß machen, wenn sie mir auf die Nerven fallen!«
»Bist du sicher?«, fragte sie lächelnd.
»So sicher war ich nie zuvor in meinem endlos langen Dasein.«
Da ergriff sie seine Hand und führte ihn aus dem Zimmer.
Wie angewurzelt blieb er stehen, als er das Morgenlicht im Nebenraum sah. Instinktiv trat er in den Schatten zurück.
Aber die Sonnenstrahlen schmerzten nicht in seinen Augen, auf seiner Haut zeigten sich keine Brandwunden.
Er umfasste Amandas Hand noch fester, zwang sich, mit ihr ins Freie zu treten.
Zum ersten Mal seit über zweitausend Jahren wanderte er am helllichten Tag eine Straße entlang. Unglaublich, wie sich der Sonnenschein auf seiner Haut anfühlte. Die frische Brise. Überwältigt schaute er zum blauen Himmel hinauf, zu den leuchtend weißen Wolken.
Diesen wundervollen Tag verdankte er Amanda. Überglücklich riss er sie in seine Arme. »Sei gegrüßt, Apollo«, flüsterte er.
»Nein«, widersprach sie und schmiegte sich an ihn. »Sei gegrüßt, Aphrodite.«
18
VERWUNDERT STARRTE KYRIAN den Ehering an seiner linken Hand an und konnte noch immer nicht an die Gnade der Götter glauben, die Amanda in sein Leben geführt hatten.
Sieben Monate waren verstrichen, seit er ihr ins Sonnenlicht gefolgt war, sieben himmlische Monate. Jeden Tag und jede Nacht hatten sie zusammen verbracht. Mit seiner Hilfe hatte sie gelernt, ihre ungewohnten übernatürlichen Kräfte zu akzeptieren, zu zügeln und in die richtigen Bahnen zu lenken. Sie waren stärker als seine eigenen.
Doch das störte ihn nicht, denn er besaß immer noch genug Dunkle-Jäger-Energien, um Amanda zu schützen. Ihre Sicherheit war für ihn am wichtigsten.
Und ihr bezauberndes Lächeln, das ihn jeden Morgen begrüßte.
Jetzt waren sie verheiratet.
Amanda trat hinter ihn und schlang die Arme um seine Taille. »Was machst du hier draußen auf der Terrasse, ganz allein?«
»Oh, ich wollte nur ein bisschen frische Luft schnappen.« Kyrian drehte sich um und betrachtete seine schöne Frau in ihrem schneeweißen Brautkleid, das ihre leicht geröteten Wangen betonte. Im Mondlicht strahlten ihre blauen Augen wie Sterne. Ihr zärtlicher Blick belebte und schwächte ihn gleichermaßen.
»Wollen wir die Party verlassen und flüchten?«, schlug sie vor.
»Vor dieser riesigen Menschenmenge?« Kyrian lachte. »Nur acht Leute sind meine Gäste. Alle anderen hast du eingeladen.«
Seufzend schnitt sie eine Grimasse. »Vielleicht ein bisschen zu viele. Aber wenn wir davonschleichen, könnte uns Tante Xenobia verfluchen.«
Einen Arm um ihre Schultern gelegt, führte er sie in den Ballsaal seines Hauses zurück.
Während ein Orchester musizierte, aßen, tranken und schwatzten hundertfünfzig Mitglieder des Devereaux-Flora-Clans. Miguel, Rosa und Liza saßen mit Amandas Schwester Selena an einem Tisch. Lebhaft plauderten sie mit Grace und ihrem kleinen Sohn.
Amanda trennte sich von ihrem Ehemann und ging zu ihren Eltern.
Sekunden später wurde er von Talon, Nick, Julian und Acheron umringt.
Grinsend schüttelte Julian die Hand seines Freundes und gratulierte ihm. »Diese Frau wirst du nie mehr los.«
»Das hoffe ich.«
»O Mann, ich werde unsere
Weitere Kostenlose Bücher