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Nahkampf der Giganten

Nahkampf der Giganten

Titel: Nahkampf der Giganten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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wir allein angreifen, kriegen wir hinterher Vorwürfe. Und wenn wir dabei Erfolg haben, kassiert immer jemand anderer die Anerkennung!« Der Master hatte gebrummt: »Es geht eben manchmal hart zu, wenn alte Rechnungen auf anderer Leute Kosten beglichen werden, Mr. Rooke. An sich macht der Admiral seine Sache ja ganz gut. Aber wie er unseren Captain behandelt, das kann ich ihm nicht verzeihen.« Und Rooke hatte sehr scharf darauf geantwortet: »Es ist verdammt unfair, wenn das ganze Schiff darunter leiden muß, daß sich die beiden nicht ausstehen können!«
    »Bei allem Respekt, Mr. Rooke«, hatte Gossett sehr bestimmt erwidert, »meiner Ansicht nach hat der Captain gerade Sie mehr als fair behandelt!«
    »Was, zum Teufel, wollen Sie damit sagen? Ich hätte Erster we rden müssen, das stand mir zu!«
    »Wir wissen beide, daß
das
nicht gemeint ist«, hatte Gossett sehr gelassen und kalt erwidert. »Unter Captain Turner wären Sie bei passender Gelegenheit rascher befördert worden, das mag schon sein.« Er senkte die Stimme. »Aber Cap’n Bolitho hat kein Wort über Glücksspiel zu Ihnen gesagt, nicht wahr? Nicht ein einziges Mal hat er gedroht, etwas gegen Sie zu unternehmen, weil Sie dem armen Mr. Quarme alle Ersparnisse abgeknöpft und Dalby zum Kameradendiebstahl getrieben haben. Wenn Sie wollen, tragen Sie mich ins Logbuch ein, weil ich das gesagt habe – aber meiner Me inung nach hat der Captain Sie mehr als milde behandelt. Ihre Bedürfnisse sind größer als Ihr Geldbeutel, und daher bessern Sie ihn mit dem einzigen auf, was Sie außer Kämpfen ausgezeichnet können.« Und Rooke hatte kein Wort darauf erwidert.
    Während Bolitho nun zusah, wie die kleine Jolle an der Pier festmachte, grübelte er darüber nach, warum er Rooke nicht daraufhin angesprochen hatte. Vielleicht wegen seines eigenen hitzigen Wortwechsels mit Cobban. Schon während des Sprechens hatte er sich selbst mit ganz anderen Augen gesehen. Er glich also doch seinem Bruder. Hätte er Gelegenheit bekommen, so hätte er sich auf ein sinnloses Duell eingelassen. Es war eine entnervende Entdeckung, um so mehr, als auch Pomfret das begriffen hatte.
    Herrick sagte: »Nichts von den Sträflingen zu sehen, Sir. Wahrscheinlich arbeiten sie auf der anderen Seite der Insel.«
    Bolitho nickte. Die
Justice
war nach England zurückgesegelt. Ihrem Kapitän waren die Sträflinge gleichgültig; seinetwegen mochten sie allesamt auf Cozar verrecken und verfaulen.
    Unvermittelt sagte Bolitho: »Lassen Sie bitte mein Boot klarmachen. Ich gehe jetzt an Land.« Er konnte seine Unruhe nicht länger verbergen.
    Herrick musterte ihn besorgt. »Hören Sie, Sir, es geht mich ja nichts an; aber als Sie im Fieber lagen, habe ich dies und das gehört.« Unter Bolithos unbeirrtem Blick schlug er die Augen nieder.
    »Ich muß es nicht erst sagen, Sie wissen auch so, daß ich alles für Sie tun würde. Das ist gar keine Frage. Ich würde sofort mein Leben hingeben, wenn es nötig wäre.« Und er schaute mit seinen trotzigen blauen Augen wieder auf. »Ich glaube, das gibt mir das Recht, offen zu sprechen.«
    »Und worüber?« fragte Bolitho.
    »Nur über dieses: Sir Edmund ist ein mächtiger Gegner, Sir. Er muß großen Einfluß haben, sonst hätte er den Verlust seines ersten Kommandos und all den Ärger, den er verursacht hat, dienstlich nicht überstehen können. Er ist trotz allem Flaggoffizier geworden. Er würde keinen Moment zögern, seinen Einfluß und seine Autorität gegen Sie zu verwenden, wenn er auch nur einen Moment dächte, Sie interessierten sich für seine Verlobte, Sir.«
    »Ist das alles?« fragte Bolitho sehr ruhig.
    Herrick nickte. »Aye, Sir. Ich kann nicht still und stumm dabeistehen und zusehen, wie so etwas passiert.«
    Bolitho preßte die Finger zusammen, daß der Schmerz ihm wie mit Messern durch den Arm fuhr. »Dann können Sie jetzt mein Boot abrufen, Mr. Herrick.« Unbewegten Gesichts, obwohl er innerlich kochte, wandte er sich ab. Daß Herrick vollkommen recht hatte, war nur ein geringer Trost, ebenso wie der Gedanke, was es ihn gekostet haben mußte, das auszusprechen. »Sie brauchen meinetwegen nichts zu fürchten«, sagte er kühl und abschließend, »aber in Zukunft wäre es mir lieber, wenn Sie nicht versuchen würden, mein Leben für mich zu leben.« Er sah Gimlett bei der Schanztreppe stehen und rief ihm scharf zu: »Legen Sie meine Landuniform heraus!« Dann ging er, drehte sich aber neben dem unbesetzten Ruder noch einmal um und blickte

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