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Nahkampf der Giganten

Nahkampf der Giganten

Titel: Nahkampf der Giganten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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an und bellte dann selbst mit einer Stimme, die eher für seine Scharfschützen im Masttopp geeignet war: »Kommandant Richard Bolitho von Seiner Britannischen Majestät Linienschiff
Hyperion!«
    Lächelnd trat Bolitho in den langgestreckten, holzgetäfelten Saal voller Menschen, anscheinend ausschließlich Heeres- und Marineoffiziere. Alle Gesichter wandten sich ihm zu, und das laute Durcheinander der Gespräche verstummte. Als erster fing Bellamy von der
Chanticleer
an, in die Hände zu klatschen, und während Bolitho etwas verwirrt stehenblieb, ging das Händeklatschen in Hurrarufe über; der Lärm erfaßte das ganze Haus und drang in den stillen Garten, wo die Wachtposten die Hälse reckten, um der Ovation zu lauschen.
    Unsicher schritt Bolitho an den Männern vorbei, die ihn da mit fröhlichem Jubel empfingen. Er verstand kaum, was sie ihm zuriefen, und merkte auch nur vage, daß Herrick treulich an seiner Seite blieb, um mit seinem Körper den verwundeten Arm vor allzu begeisterten Offizieren zu schützen.
    Pomfret erwartete sie am hinteren Ende des Saales, prächtig in Gala, den Kopf zur Seite geneigt, die Lippen zusammengepreßt – ob amüsiert oder ärgerlich, das war nicht ohne weiteres zu unterscheiden. Er wartete, bis ein Lakai Bolitho ein Glas Wein gereicht hatte; dann hob er, Stille gebietend, die Hand und sagte: »Wir haben bereits auf Seine Majestät getrunken. Und jetzt: Auf unseren Sieg! Und Tod den Franzosen!«
    Bolitho nippte an seinem Wein. Der Lärm und die Hektik ringsum verwirrten ihn. Er fand den Trinkspruch banal und unter den Umständen wenig angebracht. Doch als er sich rasch im Raum umblickte, sah er zu seiner Überraschung keinen einzigen französischen Offizier und auch keinen der Honoratioren von St. Clar. Pomfret sprach ihn jetzt an: »Das war ein rührender Empfang, Bolitho! Die Heimkehr des Helden, wenn ich so sagen darf.« Sein Gesicht war fleckig vor Hitze, und seine Augen glänzten übermäßig.
    Leise fragte Bolitho: »Ist denn keiner der maßgebenden Franzosen gekommen, Sir?«
    Kalt blickte Pomfret ihm ins Gesicht. »Ich habe keinen eingeladen.«
    In Bolitho stieg der Zorn hoch, und seine Wunde fing an zu pulsieren. »Aber Sir, es war doch eine Gemeinschaftsaktion. Die Bürger wollten genau wie wir die Revolutionsregierung stürzen! Darin gleichen wir uns doch.«
    »Wir gleichen uns?« Pomfret blickte ihn mit milder Überlege nheit an. »In den Augen des Allmächtigen vielleicht. Aber in meinen Augen sind sie Franzosen, und denen ist nicht zu trauen! Das sagte ich Ihnen schon früher. Ich habe hier das Kommando und lasse mir von diesen verdammten Bauern nicht dreinreden!«
    Er wandte sich um und bemerkte jetzt zum erstenmal Herrick.
    »Ah – Ihr tüchtiger Leutnant. Hoffentlich hat er sich damit abgefunden, daß es bei diesem Unternehmen keine Prisengelder gab? Jetzt, da
Saphir
und
Fairfax
versenkt sind, kann es noch ein Weilchen dauern, bis wir wieder ein halbwegs lohnendes Schiff erwischen – eh?«
    Herrick wurde rot. »Ich hörte nicht, daß sich jemand darüber beklagt hätte, Sir. Menschenleben sind meiner Ansicht nach wichtiger als Geld.«
    Pomfret lächelte kühl. »Ich wüßte nicht, daß ich Sie um Ihre Meinung gebeten hätte, Mr. Herrick.« Er wandte sich brüsk um, denn soeben schob sich Oberst Cobbans massige Gestalt durch die Versammelten.
    »Ah, Sir Tonquil! Sind inzwischen all Ihre Truppen in Stellung?«
    Mit einem Grunzen nahm der Colonel ein Glas von dem silbe rnen Tablett. »Schanzen aufgeworfen, Geschütze in Stellung.« Grinsend zeigte er die Zähne. »Hier können wir bis in alle Ewigkeit sitzen, wenn’s nötig ist.«
    Bolitho fragte: »War das angebracht, Sir? Es ist doch nicht sehr wahrscheinlich, daß wir hier lange bleiben. Sobald Verstärkung eintrifft, müssen wir landeinwärts marschieren, wenn das ganze Unternehmen überhaupt Sinn haben soll.«
    Langsam drehte sich Cobban zu ihm um. »Darf ich fragen, was, zum Teufel, Sie das überhaupt angeht, Sir?«
    Bolitho konnte den Brandy in Cobbans Atem beinahe schmecken. Unbewegt erwiderte er: »Es geht mich eine ganze Menge an.
    Und ich sehe keinen Grund für Ihre Flüche.«
    Pomfret unterbrach lächelnd die Kontroverse. »Beruhigen Sie sich, Sir Tonquil. Captain Bolitho ist der Mann, der diesen Hafen eingenommen hat. Ihm liegt natürlich sehr daran, daß seine Bemühungen nicht umsonst waren.«
    Cobban blickte von einem zum anderen. Dann sagte er grob: »Ich bin Soldat, und mir paßt es nicht, mich von

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