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Nahkampf der Giganten

Nahkampf der Giganten

Titel: Nahkampf der Giganten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Schultern. »Ihr Admiral Hood vermag in Toulon mit zwei Regimentern nichts auszurichten. Wie also können Sie hoffen, mit einer Handvoll Infanteristen mehr zu erreichen?« Er lächelte kühl. »Hoffentlich werden Sie daran denken, wenn Sie mir wieder einmal erzählen, was hier meine Pflicht ist.«
    Pomfret schien aus seiner Trance zu erwachen. »Das genügt, meine Herren! Die Stadt ist vom Feind umgeben. Wir haben noch schwere Zeiten vor uns. Aber ich bin sicher, daß bereits jetzt, wä hrend Sie hier sitzen und sich streiten wie alte Weiber, starke Hilfskräfte unterwegs sind.«
    Bolitho beobachtete ihn genau. Wenn Pomfret log, um die bedrückte und gespannte Stimmung zu heben, so tat er es sehr übe rzeugend. Mit plötzlicher Klarheit erinnerte er sich an eine Äußerung Herricks über Pomfrets Vergangenheit und an die Bedeutung, die dieser ganze Feldzug für ihn haben mußte. Er mußte einfach Erfolg haben und würde keine Einmischung und keine Unsicherheit dulden. Bolitho dachte auch an Sir William Moresby, der unter der Batterie von Cozar auf dem Achterdeck der
Hyperion
gefallen war. Sir William hatte zwar gewußt, was seine Pflicht war; jedoch in allem, was darüber hinausging, war er unsicher gewesen. Pomfret dagegen war zielstrebig und von sich überzeugt bis zum Fanatismus.
    »Anscheinend«, sagte der Admiral abschließend, »hat jeder gesagt, was er zu sagen hatte. Sonst noch Fragen?«
    Kapitän Greig von der Fregatte
Bat
stand auf. »Aber wenn die Verstärkung ausbleibt, Sir, dann sehe ich nicht, wie…«
    Weiter kam er nicht. Pomfret mußte sich schon seit einiger Zeit zurückgehalten haben; die Skepsis des jungen Kommandanten war der Tropfen, der das Faß zum Überlaufen brachte.
    »Hören Sie um Gottes willen auf zu jammern, Mann!« Seine Stimme überschlug sich, er fing an zu schreien, doch das schien ihm gleich zu sein. »Was, im Namen des Allmächtigen, wissen denn Sie davon? Ihr jungen Fregattenkapitäne seid alle gleich, seht nicht über einen kurzen Konflikt hinaus, oder ihr seid nur auf der Jagd nach Prisengeldern.« Anklagend wies er mit dem Finger auf Greig, der ganz blaß geworden war. »Schließlich war es Ihr Schiff, das die
Saphir
in den Hafen gelassen hat! Wenn Sie sie gesichtet hätten, wenn Sie sich bemüht hätten, Ihren Sold zu verdienen, statt wie ein liebeskranker Bauernjunge zu träumen und zu trödeln, dann wäre es vielleicht gar nicht so weit gekommen.«
    Greig erwiderte gepreßt: »Ich habe meine Station nicht verlassen, weil Sie mir befohlen hatten, mich nördlich der Einfahrt zu halten.«
    »Seien Sie still!« kreischte Pomfret. »Wie können Sie es wagen, meine Worte anzuzweifeln? Noch einen Mucks von Ihnen, Sie Wurm, und ich bringe Sie vors Kriegsgericht, verstanden?«
    Schwitzend vor Wut wandte er sich den anderen zu. »Ich sage es zum letztenmal, und das gilt für alle!« Er schlug mit der Faust auf die Landkarte. »Hier sind wir, und hier bleiben wir! Wir haben Befehl, diesen Hafen zu halten, bis wir den Kampf ins Binnenland tragen können. Und genau das ist meine Absicht!«
    Bolitho sah sehr deutlich, was für eine Wirkung Pomfrets Worte auf die schweigenden Offiziere hatten. Sie schienen von seinem Ausbruch wie gelähmt zu sein. Dash von der
Tenacious
schien verwirrt und verlegen, nur der spanische Oberst war anscheinend unbeeindruckt. Wie er dasaß und auf seine Stiefel blickte, schien er fast zu lächeln.
    Cobban räusperte sich unsicher. »Das ist alles, meine Herren.« Er begann, seine Papiere aufzunehmen, ließ sie aber wieder fallen. Pomfret hatte sich wieder in seinen vergoldeten Sessel gesetzt, und als die Offiziere sich zum Hinausgehen anschickten, nahm er einen Messingzirkel vom Tisch und stach damit in die Luft. »Ein Wort noch, Captain Bolitho!«
    Bolitho hörte die Tür hinter den anderen zufallen und stand reglos am Tisch. Cobban war schwer atmend wie nach einem raschen Lauf an ein Fenster getreten. Seine Anwesenheit schien Pomfret nicht zu stören, aber Fanshawe, der noch in Papieren kramte, blaffte er an: »Raus!«
    »Sie wünschen, Sir?« fragte Bolitho dienstlich.
    Der Admiral hatte sich im Stuhl zurückgelehnt und musterte ihn, während sein Zirkel einen kleinen Wirbel auf die Tischplatte schlug. Er sprach jetzt wieder vollkommen gelassen. »Nach Dash sind Sie hier der dienstälteste Kapitän. Es ist nicht ausgeschlossen, daß der Feind versuchen wird, uns von See her anzugreifen oder zumindest unseren Nachschub abzuschneiden.« Tapp, tapp, tapp

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