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Nahkampf der Giganten

Nahkampf der Giganten

Titel: Nahkampf der Giganten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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braucht mich, und so muß es eben sein.«
    Bolitho sah zu Boden. »Ich meinte mich selbst, nicht Sie.« Er wagte nicht, ihr ins Gesicht zu blicken, bevor er ausgeredet hatte. Danach würde er gehen. »Ich bin zehn Jahre älter als Sie, und bis zu dem Tag, als wir uns zum erstenmal sahen, habe ich nie etwas bedauert. Mein Heim liegt in Cornwall, aber ich bin immer nur vorübergehend dort. Man hat zwar irgendwo seine Wurzeln, doch bleiben kann man nicht.« Er wartete auf einen plötzlichen Ausbruch, doch sie blieb stumm. »Ich kann Ihnen nicht das elegante London bieten, auch nicht Sir Edmunds Lebensstil, aber eines kann ich Ihnen bieten…«
    Seine Worte verklangen, und dann fragte sie ganz ruhig: »Was, Captain?«
    Er fand seine Stimme wieder. »Ich kann Ihnen meine Liebe anbieten. Ich erwarte nicht, daß Sie sie in gleichem Maße erwidern; aber wenn Sie mir eine Chance geben wollen, nur eine Chance, will ich versuchen, Sie glücklich zu machen und Ihnen den Frieden zu geben, den Sie nach allem Leid verdienen.« Er spürte die tiefe Stille im Raum und hörte das ferne Anschlagen der Wellen draußen. Und lauter als alles das schmerzhafte Klopfen seines Herzens.
    Endlich sagte sie: »Ich brauche Zeit zum Nachdenken.« Sie trat rasch an ein Fenster, so daß er ihr Gesicht nicht sehen konnte.
    »Wissen Sie auch, was Sie tun, Captain? Was das für Sie bedeuten kann?«
    »Ich weiß nur, was Sie mir bedeuten. Wie Sie sich auch entscheiden – daran wird sich nichts ändern.« Er sah, daß ihre Schultern zitterten, und fuhr ruhiger fort: »Ich würde mit Sir Edmund sprechen, wenn Sie…«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Ich muß das selbst durchstehen.« Wie von ferne sprach sie weiter. »Sir Edmund kann sehr hart sein. Es könnte schlimme Folgen für Sie haben.«
    Bolithos Herz tat einen Sprung. »Dann denken Sie also… Ich meine – Sie könnten wirklich…?«
    Sie wandte sich um und legte ihm beide Hände auf die Schultern. Ihre Augen leuchteten so, daß sie ihr ganzes Gesicht beherrschten.
    »Hat es daran je Zweifel gegeben?« Doch als er sie mit dem gesunden Arm umfassen wollte, trat sie einen Schritt zurück und hob die Hände. »Bitte jetzt nicht. Ich muß nachdenken. Bitte laß mich allein.«
    Bolitho trat zurück und wandte sich zur Tür. Der Kopf wirbelte ihm vor Gedanken und Ideen. »Aber willst du mich heiraten? Sag es mir nur einmal, bevor ich gehe!«
    Ihre Lippen zitterten, und eine Träne rollte über ihre Wange. »Du bist der Mann, den mein Bruder verehrt, und noch viel mehr dazu. Ja, mit Freuden will ich dich heiraten.«
    Nachher, als sein Boot ihn wieder zur
Hyperion
brachte, war er immer noch wie betäubt. Der Offizier der Wache machte seine Meldung, als er aufs Achterdeck kam, aber er hörte weder, was er sagte, noch erinnerte er sich hinterher, was er geantwortet hatte.
    Einsam stand Herrick, das Teleskop unterm Arm, an der Schanzleiter. Rasch überquerte Bolitho das Deck und sprach ihn an: »Ich muß mich bei Ihnen entschuldigen, Thomas.« Mit einer Handbewegung wischte er Herricks unausgesprochenen Protest beiseite.
    »Mein Benehmen war unverzeihlich, und was ich da gesagt habe, war schlechthin lächerlich.«
    Herrick musterte ihn besorgt. »Haben Sie Schmerzen im Arm, Sir?« Verständnislos starrte Bolitho ihn an. »Schmerzen? Arm?
    Ach was!«
    »Tja, Sir«, sagte Herrick unsicher, »mir tat das auch leid. Aber ich kann einfach nicht mitansehen, wie Sie sich selbst in Schwierigkeiten bringen.« Er seufzte tief auf. »Doch jetzt können wir bald auslaufen, und nach der Hochzeit kommt alles wieder in Ordnung.« Er grinste erleichtert. »Und das ist auch gut so.«
    Vergnügt sah Bolitho ihn an und überlegte, ob er ihm gleich reinen Wein einschenken sollte. »Die Hochzeit wird verschoben, Thomas«, sagte er schließlich.
    »Verschoben, Sir?« Herrick war ganz durcheinander. »Das verstehe ich nicht.«
    Bolitho massierte sich den verbundenen Arm. »Ich denke, Falmouth ist dafür ein passenderer Ort, finden Sie nicht? Und Sie sollen Brautführer sein, Thomas, wenn Sie mir diesen Dienst erweisen wollen.«
    Herrick verschlug es fast die Sprache. »Sie haben doch nicht etwa… Aber das ist doch nicht möglich!« Er bekam den Mund nicht zu vor Verwirrung. »Doch nicht Miss Seton, Sir? Des Admirals Braut?«
    »Genau die, Thomas«, grinste Bolitho. Er trat unter die Kampanje, und Herrick hörte ihn pfeifen, bis die Kajütentür zuschlug. Das hatte Bolitho noch nie getan.
    Herrick hielt sich an der Reling

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