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Nahkampf der Giganten

Nahkampf der Giganten

Titel: Nahkampf der Giganten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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machte der Zirkel. »Sie werden daher morgen früh bei Sonnenaufgang mit der
Hyperion
auslaufen und nördlich der Einfahrt patrouillieren.«
    Unbewegt blickte Bolitho ihm ins Gesicht. »Bis wann, Sir?«
    »Bis ich etwas anderes anordne.« Pomfret warf den Zirkel auf den Tisch. »Ich brauche mein Flaggschiff hier im Hafen, falls sich diese schlappschwänzigen Fischer ebenso dumm anstellen wie dieser Narr Greig.«
    »Aha.« Bolitho spürte, wie Hitze in seinem verwundeten Arm hochstieg, und die Kehle wurde ihm plötzlich trocken, als er begriff, was Pomfrets Worte bedeuteten.
    Pomfret ließ ihm keine Zeit zu einem Einwand. Fast beiläufig fuhr er fort: »Übrigens, da mich Miss Seton über ihren neuen Status informiert hat, halte ich es für angebracht, daß sie mit dem ersten verfügbaren Schiff die Stadt verläßt.«
    Gepreßt erwiderte Bolitho: »Ich verstehe Ihre Gefühle, Sir, aber sie können kein Grund dafür sein, Miss Seton noch mehr Unbequemlichkeiten und Strapazen auszusetzen.«
    »Was Sie nicht sagen!« Pomfret tupfte sich die Stirn mit einem seidenen Taschentuch. »Sie haben vielleicht übersehen, daß Miss Seton auf meine Veranlassung hier ist. Als englische Staatsangehörige steht sie unter meinem Schutz.« Seine Stimme wurde lauter.
    »Und als Flaggoffizier und Oberbefehlshaber beabsichtige ich, diese Protektion unverzüglich und vollständig auszuüben.«
    »Ist das Ihr letztes Wort, Sir?« Jedes Verständnis, jedes Mitgefühl, das er für Pomfrets unglückliche Lage empfunden haben mochte, war ihm nun vergangen. Es konnte Wochen dauern, bis ein Schiff verfügbar war, das Cheney Seton nach England oder einem anderen sicheren Hafen bringen konnte. Und in der Zwischenzeit, während die Situation in und um St. Clar immer bedrohlicher wurde und die Belagerung sich zum offenen Krieg ausweitete, würde sie unter Feinden allein sein, während er draußen isoliert patrouillierte und sie weder sehen noch unterstützen konnte.
    »Jawohl, mein letztes Wort.« Pomfrets Augen waren ausdrucks- und mitleidslos. »Ich mag Sie nicht, Bolitho, denn ich kann es nicht vertragen, wenn man sich von Gefühlen leiten läßt. Seien Sie also gewarnt!« Heftig stand er auf und trat zum Fenster. »Sie können gehen!«
    Bolitho hieb sich den Dreispitz auf den Kopf und stürmte durch die Tür, ohne recht zu wissen, was er tat. Er mußte sofort zu Cheney. Es war immer noch Zeit, etwas zu arrangieren.
    Unten an der Treppe sah er Seton und Piper sich leise miteinander unterhalten und blieb stehen. »Was machen Sie hier?«
    Piper faßte an seinen Hut und sagte finster: »Ich habe Seton im Boot an Land gebracht, Sir.« Sein Affengesicht war ganz schwer vor Traurigkeit. »Er sollte sich sofort hier melden, Sir.«
    Bolitho blickte Seton an. »Wissen Sie den Grund, mein Junge?«
    »J-jawohl, Sir. Auf Sir Edmunds Befehl soll ich als…« Er hielt verlegen inne, und Piper schaltete sich ein: »Er wird als Signaloffizier zur Armee abgeordnet, Sir.«
    Bolitho schluckte seine kalte Wut hinunter und sagte ruhig: »Wenn alles vorbei ist, werde ich mich freuen, Sie wieder an Bord zu haben, Mr. Seton. Sie haben sich gut, sogar sehr gut gehalten, und ich bin sicher, daß Sie auch in Ihrem neuen Dienst dem Schiff Ehre machen werden.«
    Setons Lider zuckten. »D-danke sehr, S-sir.«
    Es war nichts Ungewöhnliches, daß Midshipmen für solche Zwecke eingesetzt wurden; aber die Tatsache, daß Pomfret nichts davon erwähnt hatte, war für Bolitho ein Beweis, daß es sich hier um keine normale Abkommandierung handelte. Jedoch – das Leben eines Knaben als Mittel zur Rache zu benutzen, dazu konnte eigentlich niemand, nicht einmal Pomfret fähig sein. Dann fiel ihm wieder ein, mit welch plötzlicher Wut der Admiral den jungen Greig zusammengestaucht hatte, und es lief ihm kalt den Rücken hinunter.
    Er streckte die Hand aus, und Seton drückte sie krampfhaft. »Ich werde dafür sorgen, daß Ihre Schwester gut nach Hause kommt.«
    Es war merkwürdig, fast erschütternd, daß ihm dieser schmächtige Midshipman jetzt so nahestand wie einst sein eigener Bruder. Und als er in das bleiche Gesicht des Knaben sah, wußte er, daß er ihm noch viel näherstehen würde.
    »Ich freue mich aufrichtig, daß es mit Ihnen und meiner Schwester so gekommen ist, Sir«, sagte Seton und schritt rasch ins Haus; erst auf dem Marktplatz wurde es Bolitho klar, daß der Junge bei seinem letzten Satz nicht gestottert hatte.
    Unten an der Landungsbrücke fragte Piper: »Glauben Sie,

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