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Nahkampf der Giganten

Nahkampf der Giganten

Titel: Nahkampf der Giganten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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fest. »Da hol’ mich doch der Teufel«, murmelte er und schüttelte sich wie ein Hund. »Da hol’ mich der Teufel kreuzweise!«

Schwere Entscheidungen
    Die Rückkehr der
Hyperion
nach St. Clar verursachte wenig Erregung oder Interesse, und als sie achtern vom Flaggschiff vor Anker ging, merkte Bolitho bald, daß die Bürger andere Sorgen hatten als die Ankunft dieses Schiffes, auch wenn es seinerzeit eine Folge von Ereignissen ausgelöst hatte, die sie jetzt nicht mehr beeinflussen konnten.
    Die royalistischen Flaggen wehten immer noch tapfer von den Häusern und auf der Landspitze, aber die Luft in den engen Gassen war schwer und dick von Spekulationen und Spannung. Manchmal blieben die Leute stehen und brachen ihre Unterhaltungen ab, wenn ferner Kanonendonner oder ein schnell vorbeifahrendes Lafettengeschütz sie plötzlich daran erinnerte, wie nahe sie den Krieg auf dem Hals hatten.
    Wenige Minuten nach dem Ankern war eine Barkasse längsseit gekommen, und Fanshawe, Pomfrets vielgeplagter Adjutant, brachte Cheney Seton an Land.
    Auf der langsamen Überfahrt von Cozar hatte Bolitho nur kurz mit ihr besprochen, was zu tun war. Er wollte sich und ihr den Frieden ihres neugefundenen Glückes nicht verderben, und als sie sich trennten, war er immer noch dagegen, daß sie die ganze Last auf sich nehmen und Pomfret allein gegenübertreten wollte. Aber darin war sie unnachgiebig. Es schmerzte regelrecht, als er sie ins Boot steigen sah, und nur mit Mühe konnte er sich davon zurückhalten, ihr zu folgen.
    Das war nun drei Tage her. Geschäftig hatte er an der Verbesserung der Hafenverteidigung mitgearbeitet und in jeder Minute erwartet, etwas von Pomfret zu hören. Es gab viel zu tun. Besatzungen für eine hastig zusammengestellte Flottille von Fischerbooten und Luggern mußten auf getrieben werden, welche die zahllosen kleinen Grotten und Buchten um die Einfahrt patrouillieren sollte, damit nicht feindliche Kräfte unbemerkt einsickern und überraschend angreifen konnten. Auch Cobbans Feldwachen und die weit umherstreifende spanische Kavallerie paßten scharf auf.
    Die Nachrichten waren wenig ermutigend. Längs der Landstraße ins Binnenland sollte schwere Artillerie gesichtet worden sein, und kaum ein Tag verging ohne Zusammenstoß mit feindlichen Patrouillen. Eine Schule der Stadt wurde als Feldlazarett eingerichtet, und es sollte bereits Pläne zur Lebensmittelrationierung geben für den Fall einer regelrechten Belagerung.
    Jeden Tag, sobald Bolitho in die Stille seiner Kajüte zurückkehrte, erwartete er, eine Nachricht von Pomfret vorzufinden. Wenn dann alles auf dem Schiff ruhig war und es wieder Nacht wurde, nahm er den Brief vor, den er von Cheney bekommen hatte, und las ihn immer wieder wie zum erstenmal. Sie wohnte nicht in Pomfrets Hauptquartier, sondern beim Bürgermeister und seiner Familie, wenigstens fürs erste. Der Brief schloß mit den Worten: »… und von meinem Fenster aus kann ich Dein Schiff sehen. Dort, bei Dir, ist mein Herz.«
    Bolitho hielt es für richtig, daß sie sich jetzt nicht sahen. Vermutlich war die Kunde von seinem Wagnis bereits in der ganzen Hafenstadt verbreitet, aber es hatte keinen Sinn, dem Feuer, das Pomfret unter ihm anzünden würde, noch mehr Brennstoff zuzuführen.
    Am dritten Tag kam die Aufforderung: »Alle Kommandanten und Truppenoffiziere sofort im Hauptquartier melden!«
    Im Nachmittagssonnenschein wirkte das Haus nicht so imposant; und es fiel Bolitho auf, daß sich die Marine-Infanteristen am Tor Passanten gegenüber nicht mehr so gleichmütig verhielten, sondern ihre Musketen mit den aufgepflanzten Bajonetten aktionsbereit trugen und sich in der Nähe der Wachstube hielten. Man wollte gehört haben, daß viele Bürger bereits in die Berge geflohen seien, entweder aus Sorge um die Sicherheit ihrer Familien oder um die geeignete Zeit für einen Frontenwechsel abzuwarten. Bolitho konnte sie deswegen nicht verurteilen. Pomfret hatte einen zu tiefen Graben zwischen seinen Streitkräften und der Bevölkerung von St. Clar gezogen. Aus deren berechtigtem Ressentiment würde bestimmt noch Schlimmeres werden, wenn nicht bald bessere Nachrichten von der Front kamen.
    Beim Eintreten sah Bolitho einige Diener Porzellan und Glas in Kisten verpacken – anscheinend wollte der rechtmäßige Besitzer des Hauses seine Habe in Sicherheit bringen, ehe es zu spät war.
    Eine Ordonnanz wies Bolitho in ein dunkelgetäfeltes Arbeitszimmer, wo bereits eine Anzahl Offiziere versammelt

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