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Nahkampf der Giganten

Nahkampf der Giganten

Titel: Nahkampf der Giganten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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vierundsechzig Kanonen, scherte aus; in wilder Konfusion schlugen ihre Segel, als sie sich bemühte, dem Führungsschiff zu folgen.
    Gossett musterte die Spanier mit offensichtlicher Verachtung.
    »Haben das Signal wohl überhaupt nicht gesehen!« knurrte er. »Am Abend sind sie bestimmt allesamt besoffen!«
    Moresby sagte: »Ich schlage vor, Sie lassen Ihre Leute wegtreten, Bolitho, und Geschütze und Stückpforten sichern, bevor wir wenden.«
    Und mit plötzlichem Ärger: »Das war genug Affentheater für einen Tag!«
    Mit geballten Fäusten ging Bolitho nach Luv hinüber. »Haben Sie gehört, Mr. Quarme?« Der Erste nickte ausdruckslos und unbewegt. »Also machen Sie weiter!«
    »An Deck! Masten tief innen im Hafen!«
    Einige Matrosen blickten zu der winzigen Gestalt des Ausgucks empor, aber die meisten starrten stumpf nach achtern auf die glanzvollen spanischen Schiffe.
    Bolitho riß Quarme die Sprechtrompete aus der Hand. »Was für ein Schiff, Mann?«
    »Is’ nich’ viel, Sir.« Dann schien dem Mann klarzuwerden, daß er mit seinem Kommandanten sprach, und er wurde deutlicher: »Wohl ‘ne Schaluppe, Sir!«
    Mit zwei Schritten war Bolitho an der Reling. »Befehl belegt!«
    schrie er zu den Leuten hinunter, die bereits die Haltegiens der Zwölfpfünder festzurrten und die Stückpforten verriegelten.
    Dann blickte er Moresby an und sagte: »Diese Schaluppe, Sir – es kann die
Fairfax
sein, die Lord Hood zum Rekognoszieren hergeschickt hat!« Abwartend preßte er die Hände hinterm Rücken zusammen.
    Dem Admiral war anzusehen, daß er unsicher wurde.
    Bolitho fuhr fort: »Falls das wirklich unser Schiff ist, dann…« Moresby wandte den Blick ab. »Mein Gott, Mann! Wenn das stimmt…« Heiser vor Erregung befahl er: »Signal an die
Märte:
Rückzug auf Position achteraus! Und das gleiche Signal an die
Princesa

    Aber das spanische Flaggschiff hatte die Wende bereits ausgefahren und lag in der frischen Morgenbrise schon auf direktem Kurs zum Hafen.
    »Schuß vor den Bug, verdammt! Damit der Kerl das Signal sieht!« blaffte Moresby wütend. Aber bei den Geschützbedienungen herrschte noch das Durcheinander, das immer eintrat, wenn plötzlich Gegenorder gegeben wurde. Und so dauerte es volle drei Minuten, bis das Buggeschütz bellte.
    »Keine Bestätigung, Sir!« rief Caswell atemlos.
    Leutnant Inch, der sich an der allgemeinen Diskussion nicht beteiligt hatte, sagte unvermittelt: »Ich sehe Rauch, Sir.«
    Bolitho hob das Teleskop und musterte das rauhe, graue Gestein, das in dem gleißenden Sonnenlicht auf einmal unheimlich drohend wirkte. Als er das Glas fixiert hatte, konnte er hinter den unteren Mauern ein Hitzeflimmern ausmachen, das sich rasch verstärkte. Er hörte noch Inchs zweifelnde Worte: »Also, Pulverrauch ist das nicht!« Dann blickte er zu Moresby hinüber und sah die Verzweiflung auf dessen Gesicht. »Eine Feueresse!« sagte der Admiral dumpf. »Die machen Kugeln heiß, bei Gott!«
    Der Ausguck stieß einen überraschten Schrei aus, und alle fuhren herum: In Sekundenschnelle war die spanische Flagge über der Festung verschwunden; jetzt stieg dort eine andere empor, und als sie sich in der hellen Sonne entfaltete, ließ Moresby ein ungläubiges Gemurmel vernehmen, als hätte er bis jetzt, wenn auch wider besseres Wissen, immer noch Hoffnung gehabt.
    Mit einem harten Klick schob Bolitho sein Teleskop zusammen. Die weiße Flagge mit der neuen Trikolore als Gösch fegte jeden Zweifel hinweg. »Kursänderung, Mr. Gossett! Ruder Ost zu Nord!« befahl er, wandte sich sodann Moresby zu und fragte möglichst leise: »Was jetzt, Sir?«
    Der Admiral riß den Blick von der
Märte
los. Offenbar hatte auch Anduaga die französische Flagge gesehen, und ebenso offenbar konnte er nichts tun. Die Hafeneinfahrt war kaum eine Meile breit, und der französische Kommandant hatte abgewartet, bis der mächtige Schatten der
Märte
die gedachte Linie zwischen der Festung und der weitausladenden Landzunge passiert hatte; dann erst hatte er seine wahre Flagge gezeigt.
    Die
Märte
fiel etwas ab, holte ihre Rahen über und schob sich dichter an die Festung heran. Wahrscheinlich hoffte Anduaga, in dem breiteren Fahrwasser des Hafens einen Schlag machen zu können und mit einem einzigen raschen Manöver wieder die offene See zu gewinnen.
    Aber selbst für eine wendige Fregatte wäre das ein Kunststück gewesen. Die Matrosen der
Märte
wurden durch die dichtgedrängten Soldaten behindert, und jeder Rest Ordnung wurde zur

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