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Nahkampf der Giganten

Nahkampf der Giganten

Titel: Nahkampf der Giganten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Offizier und sind dementsprechend für alles verantwortlich. Dazu gehört auch der Wind und jede verdammte Einzelheit binnen- und außenbords – verstanden?«
    Rooke stand stramm. »Aye, aye, Sir.«
    »Gut.« Er schritt wieder in das Sonnenlicht hinaus, an der Abteilung vorbei, die zum Seitepfeifen angetreten war, blieb aber an der Fallreepspforte noch einen Moment stehen. »Wie ich sehe, fährt die
Chanticleer
den Postwimpel, Mr. Rooke. Ich schicke ein paar Depeschen hinüber; und wenn unsere Leute etwa Briefe haben, dann schicken Sie sie mit.« Er hielt inne; sein Blick fiel auf die angetretene Reihe Bootsmannsmaaten mit ihren angesetzten Querpfeifen, auf die Trommeljungen mit ihren weißen Garnhandschuhen und auf Leutnant Inch mit seinem Teleskop. Daß keine Seesoldaten dabei waren, kam ihm seltsam vor.
    »Mr. Quarmes persönliche Sachen packen Sie am besten zusammen und schicken sie mit hinüber«, sagte er dann abschließend. Er suchte in Rookes Augen nach einem Schimmer von Bedauern oder Mitleid. Aber der faßte nur an seinen Hut und trat beiseite. Unter dem Schrillen der Querpfeifen kletterte Bolitho hinunter in das wartende Boot.
    Captain Dash von der
Tenacious
begrüßte Bolitho herzlich. Er war etwa Mitte Fünfzig, ein untersetzter, derber Mann mit rauher, kratziger Stimme, doch wenn er lächelte, wirkte er freundlich und gutmütig. Er war eines der seltensten Produkte der Kriegsmarine, denn er hatte seine Karriere im Unterdeck begonnen; als Schiffsjunge war er freiwillig eingetreten und hatte es, was Bolitho sich kaum richtig vorstellen konnte, durch Anstrengung und Willenskraft, mit Zähnen und Klauen, bis zum Kommandanten eines Linienschiffs gebracht.
    Bolitho ging neben ihm zu der breiten Achterdecksleiter und fragte: »Wann sind Sie eingetroffen?«
    »Heute vormittag«, grinste Dash. »Seitdem ist hier der Teufel los.« Er zeigte mit seinem verarbeiteten Daumen auf den Transporter. »Das ist die
Weiland,
ein ehemaliger Indienfahrer. Hat fünfhundert Mann vom 91. Infanterieregiment gebracht, und außerdem die Hälfte der großschnäuzigsten Sergeanten von ganz England – so hört sich’s wenigstens an.« Dann wurde er unvermittelt ernst.
    »Ich war in Gibraltar, als die Schaluppe von Lord Hood mit meiner neuen Segelorder kam.« Er zuckte die Schultern. »Deshalb führt mein Schiff jetzt eine Konteradmiralsflagge, und ich muß mich anständig benehmen.«
    »Wie ist er denn?«
    »Schwer zu sagen. Seit er an Bord ist, muß ich springen wie’n Hündchen; aber meist bleibt er in seiner Kajüte. Er wartet jetzt auf Sie.«
    Bolitho lächelte. »Ich habe noch gar nicht nach seinem Namen gefragt.«
    Dash zog sich die Leiter hinauf. »Er ist erst vor kurzem Flaggoffizier geworden.« Und mit einem Blick zum Großmast: »Sie stehen jetzt unter Flagge von Sir Edmund Pomfret, Ritter des BathOrdens, Konteradmiral der Überseeflotte.« Er brach ab und sah Bolitho unsicher an. »Sie kennen ihn doch?«
    Bolitho blickte zur Seite, denn der Kopf schwirrte ihm. Also Edmund Pomfret. Das konnte nicht wahr sein! Er versuchte, sich an sein erstes Zusammentreffen mit Pomfret zu erinnern. Das war im Gasthaus »König George« in Portsmouth gewesen. Er war in diese Stadt gerufen worden, um seine Bestallung als neuer Kommandant der Fregatte
Phalarope
entgegenzunehmen, vor nun fast zwölf Jahren. Auf dem Weg zu seinem neuen Schiff war er an einem anderen Kapitän vorbeigekommen, der darauf wartete, den ganzen Zorn des Admirals über sich ergehen zu lassen. Dieser war gerade als Kommandant der
Phalarope
abgelöst worden, und zwar wegen sinnloser Grausamkeit und totaler Gleichgültigkeit für das Wohlergehen, ja sogar für Leben und Tod seiner Mannschaft. Und dieser Mann, der den Keim der Meuterei auf der
Phalarope
gelegt hatte, war Edmund Pomfret gewesen!
    Dash verhielt einen Moment vor der Tür der großen Kajüte. Zwei Marine-Infanteristen starrten ohne Lidschlag unter ihren schwarzen Tschakos hervor. »Fühlen Sie sich wohl, Bolitho? Ich höre, Sie hatten das Fieber, und…«
    Bolitho tätschelte ihm beruhigend den Arm.
    Er klopfte an die Tür und hörte eine scharfe Stimme: »Herein!« Pomfret saß an einem mächtigen Tisch und unterschrieb ein Schriftstück, das ihm sein Flaggleutnant vorlegte. Ohne aufzusehen, winkte er Bolitho zu einem Stuhl. »Nehmen Sie Platz, Captain. Ich muß das hier noch durchlesen.«
    Pomfret hatte sich ziemlich verändert; überraschenderweise sah er in der schweren, goldbestickten Admiralsuniform

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