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Nahkampf der Giganten

Nahkampf der Giganten

Titel: Nahkampf der Giganten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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jünger aus, als es seinen vierzig Jahren entsprach; nur unter der glänzenden Seidenweste machte sich deutlich ein Bauch bemerkbar, und seine Stirn furchten tiefe Falten, die sich anscheinend nie glätteten. Aber der kleine, verdrießliche Mund war wie früher, auch die blassen, vorstehenden Augen, die nun über das Papier huschten. Er hatte volles, rötliches Haar, und seine Haut schien von der Art zu sein, die keine Sonne verträgt; sie war fleckig vor Hitze, trotz der schattig-kühlen Kajüte.
    Jetzt sah Pomfret auf und schwenkte die Hand. »Weitermachen, Fanshawe. Aber seien Sie wenigstens nächstes Mal etwas fixer!« Der Leutnant verschwand eiligst, und Pomfret richtete jetzt zum erstenmal den Blick voll auf Bolitho.
    »Ein Narr, dieser Mann!« Seine Stimme war ruhig, aber scharf; er schien sich zu ärgern. »Na, Bolitho – was haben Sie für sich selbst zu sagen?«
    Bolitho griff nach seinem versiegelten Bericht. »Ich komme soeben von St. Clar, Sir.«
    Pomfret trommelte mit den Fingern einer Hand auf die Tischplatte. Anscheinend hielt er sich absichtlich zurück. »Ihr Hauptmann hat mir das alles schon erzählt. Was ich wissen will: was, zum Teufel, haben Sie sich eigentlich dabei gedacht, überhaupt nach St. Clar zu segeln?«
    »Ich mußte Wasser für mein Schiff beschaffen, Sir. Von der Flotte kam kein Nachschub, überhaupt keine Nachricht. Ich mußte selbst einen Entschluß fassen.«
    Pomfret schob die Unterlippe vor. »Außerdem haben Sie, glaube ich, mit dem Feind unterhandelt?«
    »Jawohl, Sir. Einer der Gefangenen – « Mit seidenweicher Stimme unterbrach ihn Pomfret: »Der ehemaligen Gefangenen, meinen Sie?«
    »Er gab mir Grund zu der Hoffnung, daß St. Clar uns in Zukunft recht nützlich sein könnte, Sir.« Bolitho konnte sich atmen hören; in seinem Innern brannten Ärger und Unmut wie Feuer.
    »Ich halte nicht viel von Siegen durch Nachgiebigkeit, Bolitho.
    Die Franzosen sind und bleiben unsere Feinde. In Zukunft werden Sie ausschließlich Befehle ausführen, sonst nichts. Wir verhandeln nicht, sondern handeln, und das mit Nachdruck.« Er kräuselte verächtlich die Lippen. »Brüderlichkeit interessiert uns hier nicht.«
    Gleichmütig sprach Bolitho weiter: »Ich habe den Tod meines Ersten Offiziers zu melden, Sir. Es steht alles im Bericht.«
    Pomfret sah gar nicht nach dem Kuvert hin, sondern erwiderte kalt: »Sie scheinen große Anziehungskraft für Tod und Verderben zu besitzen, Bolitho. Ihr Erster Offizier, vorher das spanische Flaggschiff mit Admiral Anduaga, und natürlich Ihr eigener Ko mmandant, Sir William Moresby.«
    Bolitho wurde rot vor Empörung. »Das ist unfair, Sir! Gerade bei Sir William habe ich mich befehlsgemäß verhalten!«
    Pomfret winkte scheinbar freundschaftlich ab. »Sachte, Bolitho! Sie müssen lernen, sich zu beherrschen.«
    Bolitho entspannte sich etwas. Jetzt wußte er, was ihm bevorstand. Ihm fiel ein, was er zu Quarme gesagt hatte: »Die Menschen ändern sich nicht.« Gelassen erwiderte er: »Bei der Einnahme von Cozar waren unsere Verluste sehr gering, Sir.«
    »So hörte ich.« Pomfret lehnte sich zurück. »Nun – in Zukunft wird manches anders werden, denn Sie stehen jetzt unter meinem Kommando. Und dafür können Sie nur sich selbst die Schuld geben, denn Sir William ist schließlich auf Ihrem Schiff ums Leben gekommen. Ich bin lediglich in seine Schuhe getreten, Bolitho, genau wie Sie in die Captain Turners.« Ein flüchtiges Lächeln. »So, das wäre also das. Ich war unterwegs nach Neu-Holland und der Botany Bay, als mich in Gibraltar die neuen Befehle erreichten. Ich sollte Gouverneur werden und aus diesem widerlichen Haufen von Sträflingen und Idioten, die dort für uns eine neue Kolonie gründen, etwas halbwegs Vernünftiges machen.« Seine Wangen röteten sich vor unterdrückter Wut. »Nun möge Gott ihnen helfen!« Langsam sagte Bolitho: »Hätte ich gewußt, daß Sie kommen, Sir, dann hätte ich auf Cozar gewartet. Aber das Trinkwasser…« Pomfret nickte finster. »Ah ja, das Trinkwasser! Sie sind immer noch derselbe, scheint mir. Zu weich!« Er nickte nochmals. »Oh, ich habe nichts vergessen, Bolitho, nur keine Angst!«
    »Besten Dank, Sir.«
    Pomfret sprang beinahe auf. »Seien Sie nicht so impertinent!« Wie erschöpft von der Hitze, sank er wieder in den Stuhl und fuhr etwas ruhiger fort: »Die Menschen respektieren Schwäche nicht, das sollten Sie inzwischen gelernt haben.«
    Bolitho standen plötzlich die unglücklichen Sträflinge in

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