Naked - Hemmungslose Spiele (German Edition)
die ich bei einem Ausverkauf mitgenommen und noch nicht mal ausgepackt hatte. „Du bist wohl ein großer Jackie-Collins-Fan?“
Ich lachte. „Hey! Einige Bücher sind einfach nur schlecht. Andere sind so schlecht, dass sie schon wieder gut sind.“
Er schaute mich über die Schulter an. „Das ist wie bei den Menschen.“
Ehe ich darauf etwas antworten konnte, trat er zurück und schaute durch die offenen Stufen nach oben, die Hände in die Hüften gestützt. „Was ist da oben?“
„Nur ein kleines Loft.“
„Darf ich es sehen?“
„Klar.“ Ich folgte ihm die Wendeltreppe rauf.
Oben pfiff Alex leise anerkennend durch die Zähne. „Wie hübsch.“
Unten war alles so weitläufig, dass meine wenigen Möbel in dem großen offenen Raum und unter den hohen Decken winzigklein wirkten. Aber hier oben hatte ich es mir gemütlich gemacht, mit einem Durcheinander aus dem Secondhandladen und Sachen, die ich vom Sperrmüll gerettet hatte – es gab zum Beispiel eine Couchgarnitur, die früher in einer Hotellobby gestanden hatte, einen niedrigen Kaffeetisch und Dutzende Kissen. Die Fenster reichten vom eingezogenen Boden bis zur Decke und ließen jede Menge Licht rein. Ich hatte bunte Seidenschals und Perlenschnüre davorgehängt. Ein billiger Papierlampenschirm von IKEA hing in einer Ecke.
„Hier oben lese ich.“ Es war kaum groß genug, um was anderes zu machen.
Alex zog reflexartig den Kopf ein, als er in die Mitte des Raums trat. Er lief zwar nicht wirklich Gefahr, sich den Kopf zu stoßen, aber die Decke hing so niedrig, dass man das Gefühl hatte, sich gleich eine Beule zu holen. Er lächelte mir zu und ließ sich auf die Couch sinken. Dort wippte er ein bisschen auf und ab, legte die Hände hinter den Kopf und die Füße auf den Tisch.
„Klasse.“ Er schaute auf den Bücherstapel am Boden neben der Couch. „Noch mehr Jackie?“
„Vermutlich.“ Ich neigte den Kopf zur Seite, um die Buchrücken zu lesen. Ziemlich viel Science-Fiction, ein paar Liebesromane und ein paar Krimis. „Ich glaube, da ist von allem ein bisschen.“
Alex nahm das oberste Buch vom Stapel. „Robert R. Mc-Cammon?“
„ Nach dem Ende der Welt. Kennst du das?“
Er schüttelte den Kopf. „Nein. Sollte ich?“
„Es ist beängstigend“, erklärte ich ihm. „Du kannst es ausleihen, wenn du magst.“
Mit einem breiten Grinsen nahm er das Buch und stand auf. „Danke.“
Alex war groß, aber nicht riesig. Und gar nicht massig, sondern eher schlank. Trotzdem nahm er hier oben ziemlich viel Raum ein. Er streckte einen Arm nach oben aus und legte dieHand flach gegen die Decke. Dabei veränderte sich seine gesamte Körperhaltung, eine Hüfte senkte sich, ein Knie wurde angewinkelt. Erneut stellte ich ihn mir in einem Katalog vor. Er hatte ein Gesicht, das die Leute davon überzeugen konnte, Sachen zu kaufen, die sie sich nicht leisten konnten oder nicht brauchten.
„Ich geh dann mal wieder“, sagte er nach ein paar Sekunden Schweigen.
„Hast du noch viel auszupacken?“, fragte ich, während er mir nach unten folgte.
„Hm, nein.“ Er lachte. „Ich besitze nicht so viele Sachen.“
„Aber du hast ein neues Auto. Hab’s hinten im Hof gesehen.“
Alex lachte wieder. „Ja. Der verfluchte ‚Bumblebee‘. Was soll ich sagen? Bei den Transformers hab ich früher meinen ersten Steifen gekriegt.“
„Besser als bei Regina Regenbogen, nehme ich an. Oder bei den Schlümpfen.“
Wir lachten gemeinsam, und er schaute sich wieder in meiner Wohnung um. Das Apartment war etwas anders geschnitten als seins; es gab hier mehr offene Räume und höhere Decken, dazu das Loft. Es war auch heller.
„Hübsche Wohnung.“
„Danke. Das ist aber nicht mein Verdienst. Als ich es gekauft habe, war das Haus bereits in die beiden Wohnungen aufgeteilt. Hey, wie wär’s mit einer Tasse Tee? Ich habe grad neuen Chai gekauft.“
„Das wäre echt super.“
Ich ließ ihn allein und ging Wasser aufsetzen und Einkäufe wegräumen. Obwohl ich sonst immer sehr auf meine Privatsphäre bedacht war, hatte ich nichts dagegen, dass er sich genauer umschaute. Als ich mit zwei Bechern aus der Küche kam, hatte er bereits eine Runde im Apartment gedreht.
„Die hast du alle selbst gemacht?“ Alex streckte die Hand nach dem Tee aus, ohne mich anzusehen. Sein Blick blieb auf die Fotos gerichtet, die in Glasrahmen an der Wand hingen.
„Ja.“
Wir betrachteten gemeinsam die Bilder. Ich wärmte die Hände an meinem Becher. Er trank und sprach so
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