Naked - Hemmungslose Spiele (German Edition)
hat bei euch gar nicht existiert, und er hat dich belogen. Klingt für mich ganz so, als habe Alex da schon zweimal gepunktet.“
Ich dachte wieder an unsere Gespräche, wog jedes einzelne Wort zwischen Alex und mir ab. „Ja, nein, also … Nein, er hat nicht so richtig gelogen …“
„Hast du ihn gefragt, ob er auf Männer steht?“
„Nein.“
Sarah riss ihre Augen weit auf. „Und? Wirst du ihn fragen?“
„Ich weiß nicht. Was soll ich machen, wenn er Ja sagt?“
„Olivia, Baby. Süße. Zuckermuffin …“
Ich musste lachen. „Hör auf.“
Sarah grinste. „Pupsi.“
Ich schlug mir an die Stirn. „Du bist echt die Pest.“
„Hase, du willst mich doch so.“ Sie strahlte und musste über sich selbst lachen.
„Jetzt mal ernsthaft. Was mache ich, wenn er Ja sagt?“
„Dasselbe, was du bisher mit ihm gemacht hast, nehme ich an. Du weißt doch schon, dass er sich gern von Männern einen blasen lässt. Wobei ich noch anmerken muss, dass das vermutlich richtig, richtig heiß war.“
Ich trank den Tee aus und wartete, bis die Bedienung mir den Karton mit Sushi und die Rechnung gebracht hatte. Erst danach antwortete ich: „Das war es auch. Aber das war, bevor ich wusste, dass ich mit ihm schlafen würde. Jetzt ist alles anders. Ich fürchte, ich habe eine Blockade.“
„Wer kann es dir verdenken?“ Sarah sah mich mitfühlend an. Sie konnte gnadenlos direkt sein, aber unsere Freundschaft war die beste, die ich je hatte. Zumindest die beste mit einer Frau.
„Patrick sagt, er hat mit ihm gefickt. Er ist total sauer auf mich wegen der Sache mit Alex …“
„Warte.“ Sie hielt die Hand hoch wie ein Stoppschild. „Hast du Patrick etwa davon erzählt, bevor du es mir erzählst?“
„Er war total angepisst, weil wir so viel Zeit miteinander verbringen und weil wir uns Silvester geküsst haben …“
„Was? Warte!“ Sarah runzelte die Stirn. „Das hast du mir auch nicht erzählt! Seit wann hast du Geheimnisse vor mir?“
„Du hast mir ja auch nichts von dem letzten großartigen Fick erzählt“, wandte ich ein.
Sie pustete sich ihre Ponyfransen aus der Stirn. „Okay, einverstanden. Ist ja auch egal. Du hast also Alex nicht gesagt, dass du gesehen hast, wie ein anderer Typ ihm einen geblasen hat. Dass du von seinem Sex mit Patrick weißt, aber schon?“
„Nein.“
„Das solltest du aber. Wenn er’s zugibt, habt ihr die Sache bald aus der Welt geschafft. Wenn nicht, weißt du, dass er ein verfluchter Lügner ist. Höchste Zeit, die Verluste zu begrenzen und dich aus der Sache rauszuwinden, solange es noch geht.“
„Ich will aber nicht, dass er mich anlügt.“ Die Worte klebten wie Sushireis in meinem Hals.
„Hase, natürlich willst du das nicht. Frag ihn einfach. Danach geht’s dir besser. Mach’s wie bei einem Pflaster, reiß es runter, und schon ist die Sache ausgestanden.“
„Ich muss los“, murmelte ich und schaute auf die Uhr. „Wo wir schon von meiner Arbeit sprechen – ich möchte gerne nochwas schaffen, für den Rest der Woche bin ich nämlich bei meinem anderen Job eingespannt.“
„Wir sind Foto Folks, Fotos von der Mama. Fotos von dem Papa.“ Sarah sang den Song, der den total schrecklichen Werbeclip des Ladens untermalte. „Bilder von dicken Damen mit Tiara und Boa! Bilder, bei denen man echt das Heulen kriegt!“
„Schönen Dank auch. Du machst dich gerade über meinen Brotjob lustig.“
„Ach was, in ein paar Monaten brauchst du den nicht mehr. Das weiß ich ganz genau. Du wirst dann so viel zu tun haben, dass du gar nicht mehr für diesen Laden arbeiten kannst.“
„Dein Wort in Gottes Ohr“, sagte ich und zählte das Geld inklusive Trinkgeld ab. Dann stand ich auf.
Sarah warf mir einen vielsagenden Blick zu und legte den Kopf schräg. Das Licht funkelte auf ihren zahlreichen Ohrringen. In diesem Licht wirkten ihre Haare schwarz und nicht dunkelblau und lila. „Hast du mit deiner Mom geredet?“
Das hatte ich nicht. Schon länger nicht mehr. Zu lange. Aber ich hatte in letzter Zeit häufig an sie gedacht, meist aus nichtigen Gründen. Merkwürdige Sachen, wie zum Beispiel die Peperonisalami-Pizza. „Nein. Ich müsste sie mal anrufen. Patrick hat schon versucht, mir deshalb ein schlechtes Gewissen einzureden, aber …“
„Ach, Patrick soll sich gehackt legen“, knurrte Sarah. „Hase, du weißt, ich hab dich lieb, aber der Junge sollte mal unbedingt einen Gang zurückschalten.“
Ich blinzelte überrascht. Sie klang sehr vehement.
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