Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
NAM-Tech: Maschinenbrut (German Edition)

NAM-Tech: Maschinenbrut (German Edition)

Titel: NAM-Tech: Maschinenbrut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Heracles
Vom Netzwerk:
Aufzugs durch den Korridor herüberträgt und das Prasseln der Vollmantelgeschosse aus den Larsson-Asahi-Präzisionsgewehren der Sicherheitsleute auf den Blechhaufen eindringt.

02 _ NAM-Tech HQ [Eiserner Brust Eisernes Herz]
     
    Das glänzende Licht des virtuellen Logos brennt in seinen visuellen Rezeptoren. Der breite Bau der Firma kommt durch tiefe Häuserschluchten auf ihn zu. Seltsame Blicke links und rechts. Geschwindigkeit erhöhen. Die Glaswände wachsen immer höher. Das Logo ist schon lange aus dem Blickfeld verschwunden. Zu viel Unsicherheit hier draußen. Wird sich etwas verändern? Kein Wert für ihre Erfolgsaussichten. Kein Wert für die Chancen gegen die Bedrohung.
    Erst wenn er dort ist kann er entscheiden. Erst wenn er sie sieht. Vielleicht dafür, vielleicht dagegen. Ob NAM-Tech steht, ob NAM-Tech fällt.
    Carl ist außer sich. Muss es gerade jetzt sein? Die Folie lag den ganzen Vormittag fein säuberlich verstaut in seinem Gurtpack, denn er hat sich zusammengerissen. Es ist Freitag. Ein paar ruhige Stunden am Vormittag, etwas Stress am Nachmittag, aber ansonsten alles Routine. Ab vier Uhr ist nur noch halb so viel los. Die Überwachungsschirme zeigen leere Gänge, leere Höfe und leere Büros.
    Alle im Wochenende. Bill und Frank starten um fünf ihren Rundgang, schalten die Anlagen auf Vorlauf damit sie am Abend heiß sind, und danach gleicht der Laden einer Festung.
    Um halb sechs hat er endlich Zeit, um in die Tasche zu greifen. Auf den Schirmen ist alles okay. Carl schaltet die Com-Kanäle stumm, um nicht gestört zu werden, und öffnet die dünne, silbrige Schatulle, die eine feine, rote Gravur der Herstellerfirma trägt. StarOptics.
    Die anderen – besonders Bill – haben irgendwie kein Verständnis dafür, dass er Geld für diese kleinen, aber teuren Spielereien ausgibt. Sie sagen, die Firmenausstattung müsste reichen. Man kann's auch übertreiben.
    Lass sie reden
, denkt Carl.
    Vorsichtig nimmt er zwei dünne Folien heraus. Ohne Spannungszufuhr sehen sie gar nicht nach High-Tech aus. Ein Blick durch sie hindurch ist nicht anders als der Blick durch die getönten Scheiben einer Sonnenbrille. Diese Dinger, die seine Eltern immer getragen haben.
    Die waagerechten Schienen oberhalb und unterhalb seiner Augen nehmen die Kanten der Folie behutsam in ihre Führung auf. Erst linkes Auge, dann rechtes Auge. Durchschieben bis ganz zum Anschlag, dann schnappen die Halterungen zu und arretieren sie.
    Die Spannung aktiviert das rötliche Display und Carl navigiert durch die Menüpunkte. Von Infrarot bis Zoom ist alles dabei. Alle Funktionen eines Implantats, aber ganz ohne Eingriffe. Das ist das Gute daran. StarOptics gehört zu den seltenen Firmen, deren Produktpalette durchaus für solche Leute interessant ist, die auch ohne chirurgische Eingriffe zurechtkommen wollen. Carl wendet seinen Kopf und schaut sich im Raum um, als wäre er zum ersten Mal hier.
    Alles ist anders. Alles ist neu.
    Der Witz ist, dass man die Dinger mit der Dienstausrüstung koppeln kann. Bei aktiviertem Tracking sendet die Folie Signale an seine Präzisionswaffe, die ein intelligentes Mitverfolgen markierter Ziele ermöglichen. Die Waffe wird auf das Ziel ausgerichtet wie eine Kompassnadel auf den magnetischen Südpol. In diesem Fall natürlich nicht magnetisch, sondern per Bildverarbeitung und Software. Aber der Effekt ist der Gleiche und nebenbei verdammt beeindruckend.
    Bevor er die Kopplung ausreichend testen kann, muss er die Spannung noch einmal trennen. Dabei fällt sein Blick auf das Kontrollpult, und für wenige Sekunden bleibt er am intensiven Leuchten dort hängen.
    Verdammt, die Farbjustierung!
    Carl flucht laut, greift in den Schrank, in dem die Larsson-Asahi steht, und lädt durch. Gefahrenstufe rot! Sicherheit in den obersten Stock!
    Muss das gerade jetzt sein?
    Auf dem Weg nach oben geht er durchs Menü und stellt die verfluchte Farbjustierung ein. Der Rotstich der Folie hat dafür gesorgt, dass er das Alarmlicht am Pult nicht erkennen konnte. Diesen Fehler hat er jetzt korrigiert. Woran er jedoch nicht denkt ist, auf den unscheinbaren, aber äußerst wichtigen Verriegelungs-Notschalter zu drücken, der alle Fenster im Gebäude mit Stahlplatten verschließt und alle Türen, die nach draußen führen, hermetisch abriegelt. Und da er der Einzige ist, der im Kontrollraum des Foyer die Stellung hält, diese aber soeben in aller Hektik aufgegeben hat, lässt sich das nicht mehr korrigieren. Das NAM-Tech

Weitere Kostenlose Bücher