NAM-Tech: Maschinenbrut (German Edition)
schützend gegen den gleißenden Schein aus der Außenwelt erhoben – halbblind und zögernd nach rechts um den Tisch herumgeht, um einerseits dem Licht zu entgehen und andererseits ein greifbares Objekt zwischen sich und der Fremden zu wissen. Kaltes Blau fließt aus dieser Perspektive durch die Glasfront aus Borosilikat in den Raum und beißt in ihren warmen, bräunlich schimmernden Mantel, den sie trotz der Temperaturregulierung in diesem Raum nicht abgelegt hat. Als er sie erkennt, stockt sein Atem.
»Sara, verdammt!« Die Frau lächelt ihn emotionslos an. »Was ist hier los? Waren
Sie
das etwa?«
Er deutet schockiert auf den Tisch.
»Setzen Sie sich, Nathan«, sagt sie. »Wir müssen reden.«
»Sind Sie hier eingebrochen? Wie sind Sie ... ?«
Sara winkt ab.
»Fragen Sie lieber, wie ich aus der Station herausgekommen bin, Nathan. Wie ich die kleine Expedition überlebt habe, auf die sie uns geschickt haben.«
Nathan sieht sie an. Er streckt seine Arme langsam vor und stützt sie auf die Lehne der weißen Sitzschale, die vor ihm steht.
Du sitzt in ihrem Stuhl
, denkt er.
Was für ein Spiel spielst du eigentlich?
»Wollen Sie mir denn davon erzählen?«, fragt er. »Es war sicher nicht leicht.«
»Richtig, Nathan«, grinst Sara. »Wie hätte es das auch sein können. Schließlich hatten Sie ja dafür gesorgt, dass diese Irren mit genügend Feuerkraft ausgestattet waren, um eine ganze Armee auseinander zu nehmen.«
Er räuspert sich.
»Jetzt aber mal ernsthaft, Sara. Wir haben nicht gewusst, dass in der Station mit derartigem Widerstand zu rechnen war. Wir haben die Chancen kalkuliert ...«
Die Faust auf dem Tisch lässt ihn schneller verstummen als zusammenzucken, doch er weicht nicht zurück, als Sara ihre Beine herunter schwingt, aus der Schale aufspringt und ihm wütend über die zersplitterte Tischplatte hinweg entgegen keift.
»Kalkuliert? Einen Scheiß haben Sie! Was erwarten Sie eigentlich, wenn Sie Waffen entwickeln, die selbständig denken können, und Killer, die alles Leben vernichten sollen?«
Nathan hebt beschwichtigend die Hände.
»Wissen Sie überhaupt, was Sie da erschaffen?«
Wirkungslos, sie redet weiter.
»Seelenlose Monster! Sklaven, die nichts Menschliches mehr an sich haben! Tötungsmaschinen!«
»Beruhigen Sie sich, Sara. Ich weiß, es muss schwierig für Sie sein, das zu verarbeiten. Schließlich wussten Sie nicht Bescheid. Aber das Thema ist zu komplex, um es mit jedem Mitarbeiter einzeln zu besprechen.«
Lautes Lachen auf der anderen Seite.
Das klingt nicht sehr zufrieden.
»Wie können Sie eigentlich mit all diesen Lügen leben?«
»Wie meinen Sie das, Sara?«
»Wie viele haben Sie betrogen? Wissen Sie das? Wie viele Ihrer Wissenschaftler arbeiten im Glauben an eine gute Sache für Sie?«
»Und ist unsere Sache denn nicht gut, Sara? Jemand
muss
die Kontrolle an sich bringen. Jemand
muss
die Ausbeutung der Ressourcen überwachen. Der Krieg ist in vollem Gange. Das kann keiner verhindern! Wissen
Sie
denn, wie Sie weitermachen können, wenn der Hahn zugedreht wird? Wenn die petroliquide Tagesfüllung mehr kostet, als Sie im einem Jahr fürs Essen ausgeben? Oder wenn ...«
»Das ist verdammter Unsinn, und Sie wissen es! Sie suchen Ausreden für Ihre Verbrechen. Aber es gibt nichts, was das rechtfertigen kann!«
Sie begreift es nicht. Sie ist wie Nina. Wie Nada. Und sie scheint hysterisch zu werden.
»Wenn Sie die Ausbeutung der Ressourcen nicht kümmert, bitte. Aber wie ist es mit Ihrer Sicht als Wissenschaftlerin? Sie haben unsere Entwicklungen gesehen. Erkennen Sie denn nicht ihren Wert? Ihren Nutzen? Erkennen Sie denn nicht ihre technische Perfektion?«
Sara durchbohrt ihn mit ihrem Zeigefinger.
»Es gibt einen Unterschied zwischen dem Streben nach Perfektion und dem Zwang, alles besser zu machen, nur um das Töten zu optimieren!«
Nathan beachtet ihre Einwände nicht.
»Unsere Produkte verkaufen sich, weil sie effizient sind. Überlegen. Wir unterstützen die Sieger von morgen.«
Sie greift in ihre Manteltasche. Sie hört ihm nicht weiter zu.
»Es wird aufhören, Nathan.« Er redet weiter. »Es hört auf! Hier und jetzt!«
Bevor der Lauf der Bateau aus ihrer Tasche hervor blitzt, erklingt ein scharfes Zischen und weiß-blaue Flammenfetzen umringen die Tür an den Stellen, an denen sie verriegelt ist. Die Barriere bricht, und der offene Schlund des Korridors, aus dem graue Schwaden und gebrochenes Licht in das Büro eindringen, schaut in den Raum, in
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