Namibia
bestehen die Kavango aus fünf Stammesgruppen , die Gemeinsamkeiten aufweisen, sich jedoch kulturell und sprachlich in mancher Hinsicht voneinander unterscheiden. Von Westen nach Osten heißen diese fünf Stämme: Kwangali, Mbunza, Shambyu, Gciriku und Mbukushu. Die vier Erstgenannten sind miteinander verwandt und haben Verbindungen zu den Ovambo, da alle vorher am Oberlauf des Okavango gelebt hatten.
Vor allem die Kwangali und Mbunza ähneln sich untereinander, sowohl hinsichtlich ihrer Sozialstrukturen als auch bezüglich des gemeinsamen Dialekts. Die Kwangali standen lange Zeit unter der Herrschaft und dem Einfluss der Ovambo. Heute breiten sie sich von allen Kavango-Stämmen am stärksten aus.
Die Shambyu und Gciriku weisen ebenfalls eine enge Verwandtschaft auf. Ihre Sprachen sind sehr ähnlich und enthalten viele San-Elemente. Grundverschieden jedoch sind die Mbukushu, die im östlichen Teil der Kavango Region ansässig sind. Sie stehen den Stämmen im Ost-Caprivi und Barotse-Land (dem heutigen Zambia) nahe und unterscheiden sich sowohl in sozialer und ethnologischer als auch in sprachlicher Hinsicht stark von den vier anderen Kavango-Stämmen. Sie standen erst unter der Herrschaft der Lozi/Barotse, dann der Tswana und schließlich der deutschen Kolonialregierung. Viele von ihnen sind durch Feindschaft untereinander und durch den Sklavenverkauf in verschiedene Gebiete verstreut. Heute gehören die Mbukushu nicht mehr zur Kavango Region, sondern wurden im Zuge der regionalen Neuordnung nach der Unabhängigkeit Namibias der Administration des 320 km entfernten Katima Mulilo (Caprivi Region) unterstellt. Das Oberhaupt der Mbukushu lebt in der Nähe von Andara.
Der in Angola entspringende Okavango führt als einer der wenigen Flüsse Namibias das ganze Jahr über Wasser. Der Fluss bildet die wichtigste Lebensgrundlage für die Kavango, seine Ufer sind sehr fruchtbar. Hier betreiben hauptsächlich die Frauen Landwirtschaft. Das Wirtschaftssystem der Kavango ähnelt dem vieler anderer Völker Namibias. Sie erwerben ihren Lebensunterhalt durch eine Kombination aus Ackerbau und Viehwirtschaft (vor allem Rinder und Ziegen) und ergänzen dies durch Fischfang, Jagd und das Sammeln von
Veldkost
. Sie produzieren nur so viel, wie sie für ihren eigenen Lebensunterhalt innerhalb des nächsten Jahres benötigen. Wenn kleinere Familien landwirtschaftliche Arbeiten nicht allein bewältigen können, gründen sie eine Art Arbeitskollektiv, mit dessen Hilfe Arbeiten wie die Rodung des Landes geschafft werden können – wer Arbeitskräfte benötigt, muss für diese Hilfeleistung lediglich eine Vergütung in Form von genug Bier und Fleisch bereitstellen.
Ein weiterer wichtiger Wirtschaftszweig der Kavango sind ihre traditionellen Holzschnitzereien, die an Straßen und in Souvenirläden verkauft werden.
Die Kavango-Stämme bilden jeweils politisch unabhängige Einheiten, die von einem Häuptling und den ihn unterstützenden
headmen
geführt werden.
Die Ähnlichkeit mit anderen Stämmen zeigt sich auch in der Sozialordnung der Kavango, denn auch sie sind nach matrilinearen Prinzipien organisiert. Höchst untypisch für afrikanische Stämme ist jedoch, dass in Kavango-Gemeinschaften mitunter auch die Männer an der Feldarbeit teilnehmen, zumindest an den körperlich schweren Arbeiten wie Pflügen und Ernten. Die Position in der Kavango-Gemeinschaft und das damit verbundene Ansehen hängen vor allem von der Lebenssituation ab, in der sich der Betreffende befindet.
Durch die Einführung der Geldwirtschaft und andere westliche Einflüsse befinden sich die Kavango-Gemeinschaften derzeit in einer kulturellen Umbruchsphase, wenngleich diese bislang nicht so stark ausgeprägt ist wie etwa im Ovamboland.
In der Religion der Kavango gibt es eine höchste Gottheit, die Karunga oder Nyambi genannt wird und im östlichen Himmelsteil wohnt. Nyambi ist weniger „verschwommen“ als die inanderen afrikanischen Religionen oft sehr abstrakte höchste Gottheit. Mit Hilfe der Sonne und des Mondes schützt Nyambi die Menschen und leitet sie. Er zeigt sich im Wind und kann seinen Zorn auf die Menschen über Stürme ausdrücken, mit seinem Wind aber auch „gute“ Wolken und damit den lebenswichtigen Regen bringen. Allerdings ist es nicht Nyambi, der angebetet wird, sondern die Ahnengeister stellen die Verbindung zu ihm her und müssen durch Gebete gnädig gestimmt werden. Auch zum Guten wie zum Schlechten eingesetzte magische Praktiken von
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