Namibia
Viehzucht dient ausschließlichihrem eigenen Lebensunterhalt und zielt nicht auf den Verkauf außerhalb ihrer Gemeinschaften ab. Die Ovambo haben eine traditionelle Arbeitsteilung: Die Männer arbeiten als Hirten und entfernen sich auf der Suche nach guten Weideplätzen oft weit von ihren Dörfern, und die Frauen kümmern sich um den Ackerbau und arbeiten auf den nahe gelegenen Feldern. Das Hauptnahrungsmittel der Ovambo ist Hirse, daneben ernähren sie sich von Mais, Kürbissen und Melonen. Auch durch Fischfang, Jagen und das Sammeln von
Veldkost
erhalten die Ovambo wertvolle Nahrung.
In den vergangenen Jahrzehnten hat sich für die Ovambo sowohl in kultureller als auch in wirtschaftlicher Hinsicht so manches verändert. Viele Ovambo arbeiten mittlerweile in industriellen Gebieten oder auf Farmen. Durch die Einführung des westlichen Kapitalismus entdeckten die Ovambo ihren Sinn fürs Geschäfte machen und Handeln und gründeten eigene Läden oder bieten seitdem selbst produzierte Waren zum Verkauf an. Viele leben auch nicht mehr in den traditionellen Hütten, sondern wohnen in rechteckigen Häusern in einem der größeren Dörfer, die sich in der Nähe von Hauptstraßen bilden.
Auch die Religion der Ovambo wurde von europäischen Normen und Wertvorstellungen beeinflusst, so dass die traditionelle Religion immer mehr in den Hintergrund rückte. In der traditionellen Religion gibt es einen Schöpfergott als höchste Gottheit. Die Ovambo nennen ihn Kalunga, haben jedoch kein konkretes Bild von ihm und glauben, dass er sich für die Geschicke der Menschen nicht sehr interessiert. Wichtiger waren bestimmte magische Praktiken, mit denen Zauberei bekämpft wurde, sowie die Verehrung der Ahnengeister, die das Leben ihrer Nachkommen im Positiven wie im Negativen beeinflussen können. In jeder Ovambo-Gemeinschaft gibt es auch heute noch Wahrsager und Kräuterdoktoren.
Durch den Einfluss der europäischen Missionare seit Ende des 19. Jhs. wandte sich ein Großteil der Ovambo dem Christentum zu. Die Ovambo gründeten die unabhängige Evangelisch-Lutherische Ovambo-Kavango-Kirche, die 1985 in Evangelisch-Lutherische Kirche in Namibia (ELCIN) umbenannt wurde.
Der erfolgreiche Aufstieg der SWAPO ist untrennbar mit dem Volk der Ovambo verbunden. Nahezu alle Ovambo wählen die SWAPO. Die SWAPO hat sich die Umbruchsphase in der Ovambo-Gesellschaft und die daraus resultierende Offenheit hinsichtlich neuer kultureller, politischer und wirtschaftlicher Ideen zunutze gemacht und sich selbst als Verfechter all dieser Modernisierungsprozesse und zugleich als nationale Befreiungsbewegung etabliert.
Die Partei wurde im Jahr 1957 als Ovamboland People’s Congress (OPC) gegründet und 1958 in Ovamboland People’s Organisation (OPO) umbenannt. Ihr politischer Einfluss war zunächst auf das Ovamboland und dessen Stämme begrenzt. Später dehnte der damalige Präsident der OPO, Sam Nujoma, die politische Basis weiter aus und konstituierte seine Partei neu als South West Africa People’s Organisation. Die SWAPO setzte sich beispielsweise für die Gründung von Gewerkschaften und für die Belange der Arbeiter ein – und fand den entsprechenden Zulauf unter den Ovambo, von denen sich viele dem Arbeitsmarkt außerhalb des Ovambolandes zugewandt hatten. Auch religiöse Thesen der Befreiungstheologie nutzte die SWAPO zur Unterstützung ihres eigenen Befreiungskampfes.
Als Folge dieses Engagements erhielt die SWAPO bei den Unabhängigkeitswahlen 92 % aller Ovambo-Stimmen und konnte so mit 57 % aller namibischen Stimmen einen eindeutigen Sieg verbuchen.
Kavango
Auf mehr als 400 km bildet der Okavango im Nordosten Namibias die Grenze zu Angola. An den Ufern des Okavango leben die verschiedenen Kavango-Stämme. Schätzungsweise 150 000 Kavango und damit etwa 9 % der Gesamtbevölkerung Namibias sind heute an der südlichen Seite des Okavango ansässig.
Die Kavango-Stämme kamen wie die Ovambo ursprünglich von den großen Seen in Ostafrika. Sie ließen sich bei ihrem Zug in Richtung Südwesten zunächst in der Nähe des Kwando/Quando-Flusses in Angola nieder. Auf der Flucht vor angolanischen Sklavenhändlern zogen sie jedoch weiter südwärts. Zwischen 1750 und 1800 überquerten sie den Okavango und siedelten sich am südlichen Ufer an. In diesem Gebiet lebten bisher die Kxoe-San, die !Kung und die Yeyi. Die Kavango waren ihnen jedoch überlegen und versklavten ihrerseits die San und die Yeyi. Der Sklavenhandel hielt bis 1923 an.
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