Namibia
Wahrsagern, Medizinmännern und anderen traditionellen Zauberern stellen einen wichtigen Teil des religiösen Alltags der Kavango dar. Manche Kavango-Stämme glauben außerdem, dass ein böses Wesen namens Shadipinyi genauso mächtig ist wie Nyambi und den Menschen den Tod und überhaupt alles Böse schickt. Dazu gehört auch das Bier (!), das Shadipinyi auf die Welt gebracht hat, um mit diesem „Werkzeug“ die Menschen betrunken zu machen und sie in eine möglichst streitlustige Stimmung zu versetzen. Shadipinyi ähnelt mit seinen Hörnern und dem roten Schwanz in seiner äußeren Gestalt auffällig den Teufelsvorstellungen in der westlichen Welt.
Typisch für die Kavango-Religion ist der Glaube, dass auch der Häuptling Zugang zur übernatürlichen Welt oder sogar selbst übernatürliche Kräfte hat. Er ist maßgeblich für das Wohlergehen seines Stammes verantwortlich, weshalb ihm besonders viel Achtung und Respekt entgegengebracht wird.
Caprivianer
Im Caprivizipfel, dem nordöstlichen schmalen Landstreifen Namibias zwischen Angola, Zambia und Botswana, leben rund 4 % der namibischen Bevölkerung. Die Caprivianer sind kulturhistorisch und ethnografisch nicht mit der übrigen Bevölkerung Namibias verwandt.
Der Caprivi wurde in der Vergangenheit von verschiedenen Völkern okkupiert. Dadurch wurden die Caprivi-Stämme in ihrer Kultur stark beeinflusst, da jede dieser Besatzungsmächte mehr oder weniger ausgeprägte „Spuren“ hinterließ.
Vor der Kolonialisierung stand das zum nördlichen Kalahari-Becken gehörende Caprivi-Gebiet unter der Herrschaft des aus Zambia kommenden Lozi-Stammes (Barotse). Die Lozi wurden zwischenzeitlich von den nach Norden ziehenden Bafokeng besiegt, die aus dem heutigen Oranjefreistaat in Südafrika kommend am Oberlauf des Zambezi das Königreich der Kololo gründeten. Im Jahr 1864 kam es jedoch zu einem Aufstand der Lozi, der die Kololo-Periode beendete. Aber auch das zweite Lozi-Reich war nicht von langer Dauer, da 1908 die Deutschen durch Hauptmann von Streitwolf im Caprivi Präsenz zeigten. Die Lozi trieben all ihr Vieh und auch das anderer Stämme zusammen und zogen ins heutige Zambia. Bis 1915 stand das Gebiet unter der Herrschaft der deutschen Kolonialregierung. 1915 übernahm die südafrikanische Regierung die Herrschaft.
Die meisten Caprivianer leben an den Ufern der Flüsse Kwando, Linyanti, Chobe und Zambezi. Wenn die großen Flüsse im Caprivi nach der Regenzeit überflutet sind, steht ein großer Teil des Gebietes unter Wasser. Zu dieser Jahreszeit benutzen sie ihre Mokoros, Einbaum-Kanus aus Holz oder heutzutage umweltschonend aus Fiberglas, um die Wege zurückzulegen, die sie normalerweise zu Fuß oder mit Fahrzeugen bewältigen.
Obwohl heute die Caprivianer eigene Stämme bilden, zu denen Mafwe, Subia, Mayeyi und Mbukushu gehören, ist Lozi immer noch Lingua franca der Caprivi-Stämme. Als europäische Sprache wird Englisch genutzt, im Gegensatz zum restlichen Namibia, wo Afrikaans gesprochen wird. Im Caprivi leben auch San, die zu der Zeit, als diese Region zum Kriegsschauplatz wurde, als Fährtensucher von der südafrikanischen Armee eingesetzt wurden.
Die Caprivianer sind überwiegend Subsistenzfarmer. Die traditionelle Mischwirtschaft besteht aus Viehhaltung und Ackerbau. Letzterer liefert ihnen wichtige Nahrungsgrundlagen wie Mais, Kürbisse, Bohnen, Kartoffeln und Hirse. Abwechslung bringen Fischerei und Jagd. Viele ihrer Produkte verkaufen die Caprivianer auf der Straße oder auf Märkten. Da der Caprivi weit entfernt vom zentralen Landesteil liegt, ist es schwierig, Arbeitsplätze außerhalb der traditionellen Arbeitsfelder zu schaffen. Nach Abzug des südafrikanischen Militärs trägt nun allmählich der Tourismus dazu bei, das Einkommen der Caprivianer aufzubessern.
Die HIV/Aids-Problematik
Die Zukunft Namibias wird wie die des gesamten südlichen Afrika von der verheerenden Aids-Epidemie überschattet. Namibia zählt gleichauf mit Südafrika zu den fünf Ländern der Welt, die am stärksten von der Krankheit heimgesucht sind. Niemand weiß genau, wohin das führen wird. Ein Leben
mit
der Seuche (als das wird Aids im südlichen Afrika bezeichnet) ist inzwischen normaler als ein Leben ohne sie. Jeder Bewohner des Landes ist direkt oder indirekt von der Krankheit betroffen. Wirtschaftsexperten sagen Probleme in der Industrie voraus, da immer mehr junge, qualifizierte Fachkräfte an Aids leiden. Genannt wird u. a. eine mindestens 5-prozentige Einbuße
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