Namibia
die afrikanischen Heiler ist der Glaube an die positiven und negativen Einflüsse der übersinnlichen Welten. An übergeordneter Stelle steht für alle Afrikaner eine dem Menschen wohlgesinnte Gottheit. Die Seelen der Verstorbenen dagegen können im Guten wie im Bösen in das Leben des Menschen eingreifen. Sie müssen durch Opferhandlungen gnädig gestimmt werden. Und schließlich gibt es den dunklen und bedrohlichen Bereich der bösen Geister und Dämonen. Viele kultische Handlungen dienen der Abwehr dieser unheimlichen Wesen.
Ovambo (Wambo)
Das Gebiet des Ovambolandes liegt im Norden Namibias nördlich der Etosha-Pfanne. Nach der Unabhängigkeit wurde das Gebiet in vier Regionen unterteilt – Omusati, Oshana, Ohangwena und Oshikoto – und als „Four O Region“ bezeichnet. Diese Region wird von acht verschiedenen Ovambo-Stämmen bewohnt. Diese acht Stämme sind (nach ihrer Größe geordnet): Kwanyama, Ndonga, Kwambi, Ngandjera, Mbalanthu, Kwaluudhi, Kolonkadhi und Eunda. Einige andere Ovambo-Stämme wohnen in den südlichen Teilen des benachbarten Angola. Alle Ovambo-Stämme in Namibia stellen zusammen mit schätzungsweise 900 000 Menschen knapp 50 % der Gesamtbevölkerung und sind damit die mit Abstand größte Volksgruppe Namibias. Das Ovamboland ist daher auch das am dichtesten besiedelte ländliche Gebiet Namibias. Die Ovambo sprechen eine Bantu-Sprache, Oshivambo. Jeder Stamm hat seinen eigenen Bantu-Dialekt, wobei alle diese Dialekte eng miteinander verwandt sind.
Die Ovambo stammen ursprünglich vermutlich aus den östlichen Regionen Zentralafrikas. Nachdem sie bei ihrer Wanderung in den Südwesten Afrikas den Kavango überschritten hatten, kam es zu ersten Streitigkeiten untereinander. Daraufhin bildeten sich verschiedene Gruppen mit einem jeweils eigenen Führer. Bedingt durch weitere Konflikte entstanden in der Mitte des 16. Jhs. schließlich mehrere völlig eigenständige Ovambo-Stämme. Diese Stämme siedelten sich nördlich der Etosha-Pfanne in jeweils separaten Gebieten an und waren auch politisch voneinander unabhängig.
Mitte bis Ende des 19. Jhs. kamen die Ovambo-Stämme erstmals mit Europäern in Berührung, vor allem durch die intensive Missionsarbeit finnischer Missionare. Während der deutschen Kolonialzeit blieben die Ovambo politisch größtenteils unabhängig. Auch unter südafrikanischem Mandat blieb das Ovamboland vom Rest Namibias weitestgehend getrennt (Kasten „Rote Linie“, s. S. 432 ).
Die Abstammungsrechnung der Ovambo ist matrilinear. Gruppen von Blutsverwandten bilden sich somit nicht über den Vater, sondern ausschließlich über die mütterliche Linie. Materieller Besitz wird bei den Ovambo ausschließlich matrilinear vererbt. Auch Macht wird matrilinear weitergegeben, jedoch (natürlich) an die männlichen Familienmitglieder. In den letzten Jahren entwickelte sich innerhalb der Ovambo-Stämme jedoch die Tendenz, den Einfluss der Männer mehr zu betonen und sich von den bisherigen eindeutig matrilinearen Traditionen abzuwenden. Dadurch entstehen zahlreiche Streitigkeiten bei Erbangelegenheiten.
Ein Ovambo-Stamm wird von einem Häuptling angeführt, der sein Amt (noch) nach matrilinearen Prinzipien erbt. Der Häuptling steht nicht allein an der Spitze eines Ovambo-Stammes, sondern wird von einem Rat unterstützt. Im November 2005 wurde erstmals eine Frau traditionelle Führerin (
Ohamba
– Königin) des größten Stammes der Ovambo, der Kwanyama.
Traditionell leben die Ovambo in runden Hütten, die von einem Schutzwall aus spitzen Pfählen umgeben sind. Mehrere Hütten bilden ein Gehöft , auf dem das Familienoberhaupt mit seiner Familie wohnt. Zu diesem Gehöft gehören spezielle Räume (etwa ein Besucherraum, ein Versammlungsraum, ein Schlachtraum, ein Vorratsraum und gar ein Warteraum), und auch die unterschiedlichen Viehkräle befinden sich auf diesem großen Grundstück. Das ganze Gehöft, das für Außenstehende labyrinthartig wirkt, ist als Schutz gegen Kriege und Raubzüge von einem Zaun umgeben.
Eines der Markenzeichen des Ovambolands sind die
oshanas
(gesprochen „oshonas“) – flache Pfannen unterschiedlichen Ausmaßes, die nach der Regenzeit in Angola, also etwa ab Januar, voller Wasser sind. Die relativ hohen Regenfälle dort sorgen mehrere Monate lang für gute Bedingungen für Ackerbau und Viehhaltung. Die Ovambo besitzen große Viehherden, vor allem Rinder, die in Ovambo-Gemeinschaften hoch geschätzt werden. Daneben betreiben sie Ackerbau. Die
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