Namibia
später um den Schutz des Deutschen Reiches. Bismarck hatte seine Ansichten bezüglich der Kolonialpolitik inzwischen aufgrund gewandelter außenpolitischer Bedingungen, insbesondere Sticheleien mit England,geändert und stellte im April 1884 die neu erworbenen Gebiete unter Reichsschutz.
In den folgenden Jahren wurde neues Land für die Ansiedlung von Europäern erworben. Der inzwischen zahlungsunfähige Lüderitz verkaufte 1885 seine Besitztümer an die Deutsche Kolonialgesellschaft . 1886 unternahm er eine letzte Expedition und wollte, auf der Suche nach Diamanten und anderen Schätzen, mit einem Faltboot den Oranje hinunter und im Atlantik zurück nach Angra Pequeña segeln. Dort kam er jedoch nie an. Der Ort wurde zu seinen Ehren in „Lüderitzbucht“ umbenannt.
Die Deutsche Kolonialgesellschaft forcierte den Abschluss von Schutzverträgen mit den einheimischen Völkern. Doch den in den Verträgen versprochenen Schutz vor anderen Stämmen konnten die Deutschen mangels Soldaten und Polizei nicht bieten. Die Herero fühlten sich im Krieg gegen die Nama um Hendrik Witbooi zu Recht allein gelassen und erklärten den Schutzvertrag deshalb 1888 für null und nichtig. Maharero unterzeichnete später, 1890, den Schutzvertrag erneut. Nur Hendrik Witbooi bestand auf der Unabhängigkeit seines Nama-Volkes und war der einzige Führer, der in dieser Zeit keinen Schutzvertrag mit den Deutschen unterzeichnete. Dafür schloss er wenig später, im Jahr 1892, mit seinen früheren Feinden, den Herero, einen Friedensvertrag ab.
1889 erreichte die erste Schutztruppe , bestehend aus immerhin 21 Soldaten unter dem Befehl von Curt von Francois, die Küste bei Walvis Bay. Sie sollte zwischen den Stämmen vermitteln und Frieden stiften. Zugleich war dies ein entscheidender Schritt auf dem Weg zur Errichtung der formellen Kolonialherrschaft. Nachdem Bismarck Anfang 1890 das Deutsche Schutzgebiet zur Kolonie erklärt hatte, waren die Briten über mögliche Expansionsbestrebungen der Deutschen besorgt und stellten flugs Betschuanaland (das heutige Botswana) unter britisches Protektorat, um einen Zusammenschluss von Deutsch-Südwestafrika und Deutsch-Ostafrika zu verhindern.
Grenzziehung Südwestafrikas
Die Briten hatten bereits 1878 Walvis Bay, den einzigen Tiefseehafen an der südwestafrikanischen Küste, annektiert und unter die Verwaltung der Kapkolonie gestellt. Allerdings wurde Walvis Bay erst mit den Schutzverträgen des Deutschen Reiches ab 1884 per Gesetz zu einem Teil der Kapkolonie und dadurch später zur Enklave Südafrikas an der namibischen Küste.
In der Berliner Konferenz 1884/85 wurde die westliche Grenze Südwestafrikas von der Mündung des Oranje im Süden bis zur Mündung des Kunene im Norden unter Auslassung von Walvis Bay festgeschrieben. 1886 akzeptierte Portugal die Nordgrenze der Deutschen Kolonie.
Die Süd- und Ostgrenze wurde im Deutsch-Englischen Abkommen von 1890 festgelegt, als Südgrenze wurde von den Briten das Nordufer des Oranje bestimmt (dies ist bis heute Anlass zu Auseinandersetzungen mit Südafrika). Teil dieses Vertrages war auch der Caprivi-Handel. Die Deutschen wollten Zugang zum Zambezi, um eine Verbindung von Deutsch-Südwestafrika zu Deutsch-Ostafrika zu ermöglichen. Allerdings hatten sie, wie sich später herausstellte, ihre Hausaufgaben nicht gemacht und die Unmöglichkeit des Schiffsverkehrs über die 110 m hohen Victoria-Wasserfälle nicht in ihre Überlegungen einbezogen. Für den Caprivizipfel, so benannt nach dem Nachfolger Bismarcks, Reichskanzler von Caprivi, und das für Kaiser Wilhelm wichtige Helgoland „gaben“ die Deutschen den Briten Gebiete in Uganda, Wituland und Zanzibar. „Wir zogen Linien auf Landkarten von Gebieten, in die ein weißer Mann noch nie seinen Fuß gesetzt hatte. Wir schoben uns gegenseitig Gebirge, Flüsse und Seen zu“, beschrieb Großbritanniens Premier Lord Salisbury, wie Europas Kolonialmächte um Afrika feilschten.
Die Anfangsjahre der deutschen Kolonie
1890 verlegte Curt von Francois den Hauptsitz der Kolonie von Otjimbingwe nach Windhoek. Er begann sofort mit dem Bau einer Festung, die heute als „Alte Feste“ bekannt ist.
Um Siedler ins Land zu locken, brauchte man Frieden. Der jedoch wurde erheblich von Hendrik Witbooi gestört, der sich erbittert gegen die Besatzer zur Wehr setzte. Weder in den Kämpfen auf Hoornkranz östlich des Gamsbergs noch in der Naukluft (s. Ortskapitel) konnten dieDeutschen Witbooi, der sich im zerklüfteten
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