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Namibia

Namibia

Titel: Namibia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Livia Pack
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Gelände sehr gut auskannte, wirklich besiegen. Der Nachfolger von Francois’, Theodor Leutwein, dem großes diplomatisches Geschick nachgesagt wurde, konnte jedoch im September 1894 nach der Schlacht an der Naukluft einen Friedensvertrag mit Witbooi aushandeln, dem sich Witbooi zehn Jahre lang fügte.
    Nun konnten die Siedler kommen: Das Deutsche Reich verteilte großzügig Land an die ehemaligen Soldaten der Schutztruppe, so hatte man denn auch gleich Reservisten für den Notfall; junge Siedler aus Deutschland konnten Land für nur 30 Pfennig pro Hektar erwerben. 1894 waren bereits rund 1200 europäische Siedler im Land.
    Einen herben Rückschlag erlitt die junge Kolonie mit dem Ausbruch der Rinderpest 1897, die von Betschuanaland nach Südwestafrika kam und im ganzen Land außer im Süden wütete. Trotz Impfung starben 30 % der Rinder der Siedler. Die Herero traf es noch schlimmer. Sie verloren rund 50 % ihrer Herden, da sie den Deutschen misstrauten und ihre Rinder nicht impfen ließen. Die Folgen der Rinderpest waren ebenso schwerwiegend wie herausfordernd: Die Rinderpreise stiegen dramatisch und der gesamte Transport, der sich bis dato auf Ochsenwagen beschränkte, kam zum Erliegen. Um die Situation im Transportwesen zu verbessern, wurde schnell der Bau einer Eisenbahn genehmigt und unverzüglich mit dem Bau begonnen. Von Berlin aus überwachten Baron Oswald von Richthofen und der Kommandeur der Eisenbahnbrigade, Generalleutnant Nous von Rössing, den Bau. Nach Letzterem wurden übrigens später der Berg östlich von Swakopmund und der nahe gelegene größte Uran-Tagebau der Welt benannt. Am 19. Juni 1902, also fünf Jahre und 4 Mill. Mark später, traf der erste Zug aus Swakopmund in Windhoek ein. Die Bahn brauchte damals zwei Tage für die Strecke – ein gewaltiger Fortschritt im Vergleich zu den drei bis sechs Wochen, die der Ochsenwagen dafür benötigte.
    In den folgenden Jahren wurde am Aufbau der Kolonie gearbeitet. Die erste Schule wurde 1894 in Windhoek eröffnet, bis 1905 kamen fünf weitere in anderen Städten hinzu – für Weiße selbstverständlich. Die Ausbildung der schwarzen Kinder lag allein in den Händen der Missionare, schwarze Lehrer wurden im Augustineum in Okahandja ausgebildet. Eine Schulpflicht gab es nicht. Farmer importierten Rinder, Pferde und Schafe aus Deutschland. Pferde wurden bei Nauchas gezüchtet. Im Süden fanden erste Versuche mit der Schaffarmerei statt.
Die Herero- und Nama-Aufstände
    Der Unmut unter den Herero und den Nama über die Landpolitik der Weißen wuchs seit deren Ankunft beständig. Die Einheimischen wurden arrogant behandelt, teilweise unterdrückt und ausgebeutet, es gab bereits Anfänge einer Reservatspolitik. Hinzu kamen die weißen Händler, die mit einem betrügerischen Kreditsystem viele Einheimische ins Unglück stürzten, ihnen aber gleichzeitig Waffen verkauften.
    Ende 1903 gab es kriegerische Auseinandersetzungen zwischen den Deutschen und den Bondelswarts (Nama) im Süden. Auch mit den Herero gab es unüberwindbare Meinungsverschiedenheiten. Ein Händler hatte zahlungsunfähige Herero im Streit getötet, was für Samuel Maharero, den Führer der Herero, Beweis der schlechten Gesinnung der Weißen war. Die Aggression unter den deutschen Siedlern und die Unfähigkeit, mit Maharero in Dialog zu treten, schürten das Feuer weiter. Als dann noch das Gerücht aufkam, dass der den Herero wohlgesinnte Leutwein tot sei, gab Maharero allen Herero-Führern den Befehl, die Waffen gegen die Deutschen zu erheben. Er ordnete weiter an, das Leben der Baster, Damara, Nama und Buren zu schützen und auch deutsche Frauen, Kinder und Missionare zu schonen. Leutwein schätzte später, dass die Herero Anfang 1904 zwischen 7000 und 8000 bewaffnete Männer in ihren Reihen hatten.
    Der Herero-Aufstand war gekennzeichnet durch einzelne große Kämpfe, die immer an Wasserstellen stattfanden. Nach jedem Kampf zogen sich die Herero in ihr Gebiet am Waterberg zurück, das ihnen als Basisstation diente. Ungefähr 6000 bewaffnete Herero hielten sich an diesem zerklüfteten, wasserreichen Berg auf, von dem aus sie alle Bewegungen der Deutschen beobachten konnten. Der Nachfolger des für seine Zeit eher sanften Leutwein war General von Trotha, ein unnachgiebiger, harter Militär.Er stellte zusätzliche Truppen auf, um die Herero endlich zu bezwingen. Nachdem es den Deutschen gelang, die Nordseite des Waterbergs zu erklimmen und dort einen Heliografen aufzustellen, konnten die

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