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Namibia

Namibia

Titel: Namibia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Livia Pack
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ersten Karakulschafe importiert. Das Land wurde in neue Verwaltungseinheiten aufgeteilt.
    Das
Ereignis der Postrebellionszeit war jedoch der Fund des ersten Diamanten bei Lüderitz 1908 (s. Kapitel Lüderitz). Schlagartig wurde Lüderitzbucht zu einer florierenden Stadt, der Handel lebte auf, Kultur und Unterhaltung blühten, und es wurde gebaut, was das Zeug hielt. Die Regierung erklärte das Land um Lüderitzbucht zum Sperrgebiet. Von 1908–13 wurden Diamanten im Wert von 52 Mill. Mark gefördert, was zwei Drittel des Bruttosozialproduktes ausmachte. Die Regierung erhielt 66 % des Profits, 16,3 Mill. Mark, und konnte in andere Projekte investieren. Der Urbarmachung des trockenen Landes kam höchste Priorität zu – es gab neue Wetterstationen und Bohrlöcher, ab 1911 wurden erste Durchführbarkeitsstudien für Staudämme erstellt.
    Die Otavi Minen und Eisenbahn Gesellschaft (OMEG), die u. a. Kupfer bei Tsumeb förderte, baute 1906 die Eisenbahnschiene von Swakopmund nach Tsumeb. 1910 wurde diese von der Regierung aufgekauft, im gleichen Jahr wurde die Eisenbahnlinie von Lüderitz nach Keetmanshoop in Richtung Windhoek ausgebaut.
Das Ende der deutschen Verwaltung in Südwestafrika
    Im August 1914 begann der Erste Weltkrieg. Obwohl die deutsche Regierung unverzüglich telegrafierte, dass die Kolonien außer Gefahr und die Farmer zu beruhigen seien, erwies sich dies als Fehleinschätzung. Bei der Aufteilung Afrikas unter den europäischen Mächten 1884/85 war zwar übereinstimmend erklärt worden, dass Zwistigkeiten und Kriege zwischen diesen Mächten nicht nach Afrika transportiert werden sollten, doch das Abkommen wurde von den Briten schnell gebrochen.
    Die Briten wiesen Südafrika an, die wichtigsten Städte in Südwestafrika zu besetzen, um den Funkkontakt zu den deutschen Kriegsschiffen zu unterbinden. Die südafrikanische Armee bestand zu dieser Zeit aus 50 000 freiwilligen Weißen und 33 000 Farbigen und Schwarzen. Die Deutschen in Südwestafrika konnten mit Mühe und Not 6000 Männer mobilisieren. Anders als in Ostafrika gab es in Südwestafrika keine schwarzen Soldaten auf deutscher Seite.
    Nun waren ja viele der Burengeneräle den Deutschen freundlich gesinnt, da Wilhelm II. die Buren im Burenkrieg um 1900 gegen die Briten unterstützt hatte. Es kam deshalb zu einer Rebellion in der südafrikanischen Armee, die von Louis Botha jedoch unterdrückt wurde.
    Von September 1914 bis Juni 1915 wurden die Deutschen immer weiter nach Norden getrieben. Im April 1915 mussten sie Windhoek räumen und nahmen alles an Gold, Diamanten und Waffen mit nach Norden, was sie tragen konnten. Zumindest einen Teil davon versenkten sie kurz vor der Kapitulation am 9. Juli 1915 im Otjikotosee (s. Kapitel Norden). Gouverneur Dr. Theodor Seitz und Oberst Viktor Franke ergaben sich in Khorab bei Otavi dem südafrikanischen General Botha. Ein Pressekommentar dazu: „Der erste britische Sieg im Krieg, gewonnen von einem Burengeneral.“ 3500 Soldaten wurden gefangen genommen und in südafrikanische Camps und in das Kriegsgefangenenlager bei Aus im Süden gebracht.
    Mit der Ansiedlung von weißen Südafrikanern in Südwestafrika wurde sofort begonnen, am Anfang waren dies vor allem südafrikanische Soldaten. Die verbleibende Zeit bis zum Endedes Ersten Weltkrieges herrschte Kriegsrecht in Südwestafrika.
Die südafrikanische Herrschaft
    Am 28. Juni 1919 wurden Deutschland im Versailler Vertrag alle Kolonien entzogen. Schon vor der Unterzeichnung des Vertrages begann die Ausweisung von 4000 Deutschen aus Südwestafrika. Deutsch verlor seinen Status als offizielle Landessprache, Englisch und Holländisch wurden nunmehr Amtssprachen, nach 1925 ersetzt durch Afrikaans, nachdem Afrikaans sich als eigenständige Sprache etabliert hatte. Die deutschen Schulen wurden konfisziert und teilweise geschlossen. Die verbliebenen Deutschen mussten sich für oder gegen eine englisch-südafrikanische Staatsbürgerschaft entscheiden, allerdings ohne Treueschwur zur Krone.
    Die Südafrikaner wollten sich Südwestafrika als fünfte Provinz einverleiben. Dies verhinderte US-Präsident Wilson, der sich gegen eine Annexion aussprach. Der südafrikanische Präsident General Smuts formulierte als Kompromiss das Mandatssystem, das vom Völkerbund so anerkannt wurde. Südafrika war übrigens ebenso Gründungsmitglied des Völkerbundes wie 1945 der UNO. Smuts und seine Regierung hatten allerdings die radikale Meinung, dass die deutschen Kolonien von

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