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Namibia

Namibia

Titel: Namibia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Livia Pack
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unselbstständigen, der Selbstverwaltung unfähigen Barbaren bewohnt wurden. Diese Haltung sollte die Politik Südafrikas gegenüber Südwestafrika und den deutschen Verbliebenen bis hin zur Unabhängigkeit bestimmen.
    Südwestafrika wurde vom Völkerbund zum C-Mandat erklärt, es wurde integraler Teil Südafrikas (im Gegensatz dazu wurden Togo und Tanzania A- bzw. B-Mandate, die von Frankreich bzw. Großbritannien verwaltet wurden, jedoch ihre eigenen Gesetze hatten). Das Mandat wurde auf 25 Jahre festgelegt. Südafrika musste dem Völkerbund, der als Treuhänder fungierte, jährlich Rechenschaft über die Entwicklung in den Bereichen Wirtschaft, Gesundheitswesen und Bevölkerung der ehemaligen Kolonie erstatten. Dem kam Südafrika bis 1939 nach.
    Die Struktur der kolonialen, deutschen Administration wurde weitestgehend beibehalten. Kontrolle und restriktive Politik wurden nur noch verschärft, Landpolitik wurde auch in der Zukunft zugunsten der Weißen (Südafrikaner) entschieden.
    Im Londoner Abkommen zwischen Südafrika und Deutschland vom 20. Oktober 1923 wurde den Deutschen in SWA die Doppelstaatlichkeit zugebilligt – innerhalb des Landes sollten sie als Briten gelten, außerhalb als Deutsche. Außerdem wurde festgelegt, dass die Deutschen in den kommenden 30 Jahren nicht zum Militärdienst für Südafrika einberufen werden konnten. Dies verhinderte die vollständige Annexion SWAs durch Südafrika.
    Unter den Weißen in SWA gab es viele Sympathisanten des Dritten Reiches. Die Propagandamaschinerie Hitlers reichte bis ins südliche Afrika, wo Deutsches unter den Deutschen seit je her als heimatlich verklärt wurde.
    Südafrika setzte seine Siedlungspolitik fort und siedelte vor allem arme Buren in den Notweidegebieten am Namibrand an.
Apartheid
    1948 zog die damals ultrarechte Nationale Partei der Buren ins südafrikanische Parlament ein. Nur die Weißen in Südafrika und Südwestafrika hatten wählen dürfen, 90 % der Bevölkerung waren also von den Wahlen ausgeschlossen.
    Die neue Regierung stellte ihr Programm der schönfärberisch umschriebenen „getrennten Entwicklung der einzelnen Bevölkerungsgruppen“ vor. Demnach sollte jedes im Land lebende Volk Erziehung und Bildung in der jeweils passenden Art und Weise erhalten. Was passend war, entschieden natürlich die Buren. Die Zeit der Apartheid (Afrikaans für „Trennung“) und des totalitären Regimes begann. Die hervorstechendsten und gleichzeitig absurdesten Merkmale dieser Politik waren:
 Passzwang und beschränktes Reiserecht für Schwarze
 Verbot von Mischehen oder auch nur intimen Kontakten über die Rassenschranke hinaus (Prohibition of Mixed Marriages Act and Immorality Act. Hier wird wieder einmal die Idiotie der ganzen Apartheidideologie deutlich, denn Schwarze und Coloureds durften beispielsweise schon heiraten, weil sie in denAugen der Buren ohnehin minderwertig waren; nur die Weißen mussten „rein“ bleiben und durften sich nicht mit Nichtweißen „vermischen“.)
 getrennte öffentliche Einrichtungen für Schwarze und Weiße, beispielsweise getrennte Toiletten, getrennte Schalter in Post und Banken, getrennte Eingänge zu öffentlichen Gebäuden, ja sogar getrennte Ambulanzen
 getrennte Schulen und unterschiedlicher Zugang zu Bildung
    Diese Rassenpolitik wurde in SWA ebenso rücksichtslos und vollständig durchgesetzt wie in Südafrika. Ende der 50er-Jahre begann das politische Bewusstsein unter den Schwarzen zu erwachen. Sam Nujoma gründete die OPO (Ovamboland People’s Organisation) und wurde Führungsmitglied der ersten nationalen Bewegung SWANU (South West Africa National Union).
    Ein einschneidendes Datum war der 10. Dezember 1959 (der heutige Feiertag Human Rights Day), als die Schwarzen gegen die Vertreibung aus ihren Wohnungen und Häusern auf der „Alten Werft“ im heutigen Hochlandpark in Windhoek West revoltierten. Elf Menschen wurden damals getötet, 44 verletzt. Der erste Präsident Namibias, Sam Nujoma, der beim Aufstand dabei war, wurde als Folge davon verhaftet und ins Exil gezwungen. 1960 benannte Nujoma in New York die OPO in SWAPO (South West Africa People’s Organisation) um – als Anlaufstelle für alle unterdrückten Einwohner SWA.
    Von 1964–66 setzte Südafrika die neue Landordnung nach dem Odendaal-Plan durch. Die damals 500 000 Einwohner wurden nach von den Buren aufgestellten ethnischen Aspekten in elf Bevölkerungsgruppen aufgeteilt, denen jeweils ein Landabschnitt zugewiesen wurde

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