Namibia
Fehlentscheidungen, sondern ist eher bedingt durch Witterungseinflüsse und durch die Preisentwicklung für Rohstoffe auf dem Weltmarkt. Obwohl nicht von einem wirtschaftlichen Aufschwung gesprochen werden kann, ist es gelungen, ein wirtschaftliches Gleichgewicht zu wahren. Das Haushaltsdefizit lag im Durchschnitt bei 3,5 %, seit 2003 ist es aufgrund des starken Rand und der damit verbundenen Einbußen im Bergbau auf 4 % gestiegen. Die Inflationsrate konnte in den vergangenen Jahren auf unter 10 % gesenkt werden – in 2006 betrug sie rund 5,1 %. Seit 2007 steigt die Inflationsrate wieder. Für 2008 wurde sie mit 6,7 % angegeben. Verursacht wurde der Anstieg durch den hohen Ölpreis, den Wertverlust des Rand und damit automatisch auch des Namibia Dollar, was zu steigenden Nahrungsmittelpreisen in Namibia führte. Die Staatsverschuldung von durchschnittlich25 % des BIP ist im internationalen Vergleich relativ gering.
Eine Steigerung der Produktivität und eine Verbesserung der Ausbildung der Arbeiter konnten jedoch nicht erreicht werden. Die steigende Arbeitslosigkeit und damit verbunden die ständig wachsende Kluft zwischen Arm und Reich sind reale Probleme, die das politische Klima im Land erheblich beeinflussen.
Die größten sozialen Probleme des Landes sind derzeit die Ungleichheit der Lebensverhältnisse und der Einkommensverteilung, Defizite im Bildungsbereich, die hohe Arbeitslosigkeit und die in ihren Konsequenzen noch gar nicht überschaubare HIV/Aids-Epidemie (s. S. 164 – 165 ). Das Programm der namibischen Regierung zur Lösung der sozialen Probleme seit der Unabhängigkeit gilt jedoch als beispielhaft. So gibt es eine staatlich finanzierte Grundrente für Alte und Behinderte, durch Gesetzesänderungen wurden in großen Teilen der Wirtschaft die Arbeitsbedingungen verbessert.
Es bleibt zu hoffen, dass die Regierung trotz kritisierter Fehlleitung von finanziellen Mitteln diesen Kurs durchhalten kann. Energische Anstrengungen wurden unternommen, die Infrastruktur in den ärmeren Gebieten auf dem Lande und in der Stadt zu verbessern. Neue Straßen, verbesserte Stromversorgung und medizinische Versorgung, Anbindung an das Telefonnetz, Schaffung von Wohnraum und Zugang zu sauberem Wasser sind reale Erfolge dieser Programme.
In der Bildungspolitik war die vorrangigste Aufgabe, die durch die rassistische Politik verursachten Unterschiede an den Schulen aufzuheben. Damit einhergegangen ist leider vielerorts ein Absinken des allgemeinen Bildungsniveaus. So hieß es in einem Bericht im Februar 2004, dass sich zwar das Niveau der Schüler seit Einführung des neuen Prüfungssystems IGCSE (International General Certificate Of Secondary Education) 1995 erheblich verbessert habe, dennoch konnte die überwiegende Mehrheit der Bewerber den Anforderungen der Universitäten nicht gerecht werden. Um dem entgegenzuwirken, wurden einige Privatschulen eröffnet – was wiederum die Kluft zwischen Arm und Reich verstärkt.
2004 war ein besonderes Jahr für Namibias einzige Universität: Die erste Post-Apartheid-Generation, die „Pflanzen der Unabhängigkeit“, wie Bildungsminister Angula sie bezeichnete, wurde immatrikuliert. Die jungen Leute also, die 1990 eingeschult wurden und als Gradmesser für die Anstrengungen der jungen Republik Namibia gelten. Große Hoffnungen werden in diese Generation von Studenten gesetzt, will Namibia doch bis 2030 den Status eines Entwicklungslandes endgültig ablegen.
Die Gesundheitspolitik hat das Gesundheitswesen dahingehend verändert, dass der Schwerpunkt nunmehr auf einer präventiven medizinischen Versorgung liegt. Insbesondere in Anbetracht der HIV/Aids-Problematik war dieser Schritt der einzig denkbare. Ein entscheidender Schritt war die Einführung der kostenlosen ARV-Therapie im Jahr 2003. Das in der „Vision 2030“ formulierte Ziel der Gesundheitspolitik ist, die HIV/Aids-Durchseuchung unter epidemische Ausmaße zu senken und die gewaltigen Auswirkungen der Erkrankung für Betroffene und ihre Familien, aber auch für Kommunen und Wirtschaftssektoren zu minimieren.
Erfolge konnten bereits bei der gleichmäßigeren regionalen Verteilung der medizinischen Versorgung erreicht werden, wenn auch nicht überall auf hohem Standard.
Regierung und Politik
Die Verfassung Namibias sieht eine Mehrparteiendemokratie vor, in der Grundrechte und -freiheiten garantiert werden und die die Entwicklung auf allen Gebieten fördern soll. Außerdem wird in der Verfassung eine Gewaltenteilung
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