Namibia
die jedoch gingen nicht der SWAPO, sondern der Opposition DTA verloren, die dadurch noch mehr geschwächt wurde. Die Regierung Nujoma verweigerte dem CoD jegliche Zusammenarbeit, Anhänger sahen sich zum Teil Repressionen ausgesetzt. Der neue Präsident Pohamba scheint einen versöhnlicheren Weg einzuschlagen.
Als Besorgnis erregend wurde von Oppositionsmitgliedern und Teilen der Bevölkerung Namibias, aber auch auf internationaler Ebene, die enge Freundschaft Nujomas zu Zimbabwes Präsident Mugabe eingeschätzt. Mugabe forderte Nujoma in der Vergangenheit unverhohlen zu einer Nachahmung seiner Landpolitik auf (Landreform, s. S. 193 ).
Nach der Wahl Pohambas zum Präsidenten wurde Altpräsident Sam Nujoma per Gesetz zum „Father of the Nation“ erklärt. Ein Titel, den ihm das Volk geben sollte, findet die Opposition, und der nicht per Gesetz verordnet werden könne.
Trotz vielfacher Kritik an der unter einem schleichenden Erosionsprozess leidenden Demokratie(begünstigt durch die Zweidrittelmehrheit der SWAPO) erfüllt Namibia nach wie vor die Kriterien eines pluralistischen Rechtsstaates.
Im Gegensatz zu allen anderen afrikanischen Staaten wurde die Infrastruktur in Namibia seit der Unabhängigkeit deutlich verbessert. Das Straßennetz wird stetig repariert und erweitert. Das Telekommunikationsnetz weist einen hervorragenden Standard auf. Trotz der riesigen Entfernungen und der geringen Bevölkerungsdichte ist das Mobilfunknetz nahezu flächendeckend. Schulen, Krankenhäuser und andere Sozialeinrichtungen sind für afrikanische Verhältnisse auf hohem Niveau, die Korruption dagegen ist vergleichsweise gering.
Wirtschaftlich stand die Bevorzugung früher Benachteiligter
(affirmative action)
an erster Stelle der Notwendigkeiten nach der Unabhängigkeit. Die SWAPO verfolgt eine marktwirtschaftlich orientierte Politik, jedoch sind eigene Entwicklungsschritte aufgrund der hohen außenpolitischen Abhängigkeit nur bedingt möglich. Die Herausforderung bleibt bestehen,
affirmative action
ausreichend zu betreiben, ohne die Wirtschaft zu schwächen. Das unabhängige Namibia konnte angesichts der wirtschaftlichen Abhängigkeit von Südafrika nur bedingt auf eine eigene Wirtschaftsstruktur zurückgreifen. Der Bergbau, die Fischerei und der Tourismus sind tragende Säulen der heutigen Wirtschaft. Die Industrie konnte dagegen kaum ausgebaut werden, auch das Kleingewerbe blieb bislang hinter den Erwartungen zurück. Durch anhaltende Trockenperioden und sinkende Marktpreise kämpft die kommerzielle Farmerei mit wachsenden Problemen, die kleinbäuerliche Landwirtschaft (Subsistenzfarmerei) in den kommunalen Gebieten kann dagegen einen leichten Aufschwung verzeichnen. Durch die gute Regensaison Anfang 2006 werden gute Erträge in der Landwirtschaft erwartet.
Die Landfrage ist und bleibt auch in Namibia ein sehr heikles Thema. Die Entwicklung in Zimbabwe hat denjenigen Stimmen mehr Gewicht verliehen, die sich für Landaufteilung unter den Landlosen (besonders unter den ehemaligen PLAN-Kämpfern) stark machen. Die Landgesetzgebung erkennt an, dass eine Wiederherstellung der ursprünglichen Landund Nutzungsverhältnisse der vorkolonialen Zeit heute weder politisch noch wirtschaftlich denkbar wäre. Erschwerend kommt in Namibia hinzu, dass weite Teile des Landes Wüste, also schlichtweg zu trocken für eine wirtschaftliche Nutzung sind. Der Staat versucht, günstige Farmen aufzukaufen, um sie an Kleinbauern zu verteilen. Außerdem befinden sich viele ungenutzte Ländereien in Staatsbesitz, wo jedoch das Geld zur Erschließung fehlt. Hier bittet die namibische Regierung verstärkt die Staatengemeinschaft um Hilfe mit dem Hinweis (manche fassen diesen als Drohung auf), nicht erst Milliarden zu spenden, wenn es zu spät ist und das Land wie Zimbabwe in Chaos und Armut versinkt. An die deutsche Bundesregierung werden hohe Forderungen mit der Begründung gestellt, dass Deutschland eine besondere Rolle in der Kolonialisierung und Landnahme spielte.
Deutschland weist diese Forderungen mit dem Argument zurück, dass es eh der größte Geldgeber Namibias sei (mehr als 500 Mill. € seit der Unabhängigkeit). Der Regierungssprecher der namibischen Regierung hat aufgrund anders lautender Befürchtungen erklärt, die Landfrage nur in Übereinstimmung mit der Verfassung zu behandeln.
Dass das Wirtschaftswachstum im ersten Jahrzehnt der Unabhängigkeit unter die Rate des Bevölkerungswachstums gefallen ist, liegt weniger an politischen
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