Namibia
Dieser Rat verwaltete 1989 die Wiedereinbürgerung von 45 000 Flüchtlingen und Exilanten.
Nur 1 % der Bevölkerung sind Moslems. Erst seit 1993 gibt es eine Moschee in Windhoek.
Ein beachtenswertes Buch ist
History of the Church in Namibia – An Introduction
von G.L. Buys & S.V.V. Nambala, ISBN 99916-0-490-1, Gamsberg Macmillan 2003, nur englisch. Es ist nicht nur das erste Buch über die Geschichte der Kirchen aller Konfessionen in Namibia, sondern ist von der Herangehensweise geradezu einzigartig. Die beiden Autoren stammen aus zwei sich zu Apartheidzeiten bekriegenden Lagern, namentlich den Ovambo (stärkste Front in der SWAPO) und Buren (Afrikaaner, also die damals in Südafrika herrschende weiße Klasse). Mit ihrem Werk überwanden sie Gräben, die auch heute noch gegenwärtig sind – und mussten sich dafür von den eigenen Reihen beschimpfen lassen. Die Versöhnung der beiden Lager ist denn auch eines der wichtigsten Anliegen dieses Buches. Nambala und Buys fügten die gegensätzlichen Ansichten über die Kirchengeschichte Namibias zusammen und schufen so eine chronologische Abhandlung (1805 bis 1990), die sowohl die Geschichte Namibias als auch die verschiedenen Völker beleuchtet. Geschildert werden die Situation im Land vor Ankunft der Missionare, die Entwicklung der verschiedenen Konfessionen sowie die Verquickung von Apartheid auf der einen und Befreiungstheologie auf der anderen Seite mit der christlichen Lehre. Die Autoren möchten mit ihrem Werk einen Beitrag zur Versöhnung und zu einer einheitlichen „afrikanischen christlichen Weltanschauung“ leisten.
Kunst und Kultur
Einen „Kunst“-Begriff als solchen gibt es im traditionellen Afrika nicht. „Kunst“ ist ein Konzept des Westens. Das, was wir als Kunst bezeichnen, war und ist in Afrika Teil des Alltagslebens, nämlich Gebrauchsgegenstände, Spiritualität, Musik, Tanz und vieles mehr. Das kulturelle Erbe der Völker Namibias ist unmittelbar an ihre Traditionen geknüpft – Traditionen sind Säulen der Gesellschaft in Afrika. Obwohl jeder Stamm seine eigenen Rituale und Traditionen ausübt, gibt es doch viele Gemeinsamkeiten. An erster Stelle steht die Großfamilie, die bei allen afrikanischen Völkern eine zentrale Rolle spielt.
Im Leben des Einzelnen ist das Initiationsritual das erste gesellschaftlich bedeutsame Ereignis. Bei einigen Stämmen ist die männliche Beschneidung Teil dieser Tradition, bei den Herero z. B. ist sie ein Muss, jedoch wird sie inzwischen bei den Aufgeklärteren von einem Arzt unter Narkose vorgenommen. Bei keinem Volk in Namibia ist es üblich, die Mädchen der grausamen und gefährlichen Beschneidungszeremonie zu unterwerfen, die in weiten Teilen Afrikas immer noch üblich ist (sehr interessant und erschreckend hierzu das Buch der Somalierin Waris Dirie
Die Wüstenblume
).
Die Hochzeit ist ein weiterer Meilenstein in der individuellen Entwicklung. Insbesondere auf dem Lande gilt es auch heute als normal, mehrere Ehefrauen zu haben. So kann ein Mann Vater von 20 und mehr Kindern sein. Allerdings fehlt oft der finanzielle Spielraum, dann auch allen Kindern Kleidung, eine entsprechende Ausbildungund Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten. Viehherden , hauptsächlich Rinder, spielen bei vielen Völkern eine große Rolle als Prestigeobjekt – reich ist, wer große Rinderherden sein Eigen nennen kann. Religion , Ahnenkult und übernatürliche Kräfte bestimmten den Alltag, den Jahres- und Lebensrhythmus (s. Bevölkerung und Sprachen).
Auf dem Holzschnitzermarkt von Okahandja gibt es hochwertige Schnitzereien.
Die Ankunft der Weißen im südlichen Afrika verursachte einen Bruch in den Traditionen der einheimischen Völker. Seither verfallen mit zunehmender Verwestlichung Afrikas die alten Werte immer mehr. Zum Beispiel wurden die Männer von den Weißen als Arbeitskräfte in die sich entwickelnden Städte gelockt, die Frauen blieben mit den Kindern in den Dörfern zurück. Die Familienstruktur riss auseinander. Die Apartheidpolitik verstärkte diese Tendenzen erheblich und unterdrückte auch sonst nach Kräften alles, was mit Kultur und Tradition der Schwarzen zusammenhing. Ganze Dörfer wurden zerstört, die Bewohner von den Stätten ihrer Ahnen vertrieben. Die mündlich überlieferte Geschichtskette, die jahrhundertelang von Generation zu Generation weitergegeben wurde, riss zum Teil ab.
Hinzu kommt, dass es für gesellschaftliche Entwicklungsschübe immer einer Zeit der Anpassung bedarf. Die fehlt heute in
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