Namibia
Brandberg, der höchsten Erhebung Namibias, boten zahlreiche Überhänge den Menschen Zuflucht, die sich auch hier mit Felsmalereien verewigten. Über 48 000 Felsmalereien wurden bislang im Brandbergmassiv gefunden. Die bekannteste Malerei, die „Weiße Dame“, ist heute vergittert, da Besucher ihr schon sehr zusetzten. Die „Weiße Dame“ wurde von Reinhard Maack Ende des Jahres 1917 entdeckt, als er durch die Tsisab-Schlucht den Königstein bestieg. 1947 meinte der Franzose Abbé Breuil eine Verwandtschaft zu den weiblichenFiguren auf Kreta und in Ägypten zu erkennen und prägte den falschen Namen, denn Wissenschaftler sind sich heute einig, dass die dargestellte Figur eindeutig ein männliches Wesen ist. Der Forscher Denninger datierte die „Weiße Dame“ 1965 mit Hilfe der chromatografischen Bindemittelanalyse (Messung des Halbzeitwertes des Bindemittels) auf ein Alter von 1500 plus/minus 300 Jahren.
Vor allem der Archäologe Harald Pager hat sich um die Erforschung der Malereien am Brandberg verdient gemacht. Der 1985 verstorbene Forscher hat jahrelang in dem 600 km 2 großem Gebiet gelebt, um eine Dokumentation der Felsmalereien zu erstellen. Akribisch genau hat er Malerei um Malerei samt Umfeld auf insgesamt 5000 Folien übertragen. Nach seinem Tod wurden die Folien in der Universität Köln ausgewertet und zur Veröffentlichung vorbereitet. Sechs Bildbände sind bislang erschienen, sieben sollen es insgesamt werden. Im April 2005 wurden die Folien zurück nach Namibia gebracht, auch Pagers Tagebücher und Fundortzeichnungen hat die Uni Köln Namibia übergeben. Seitdem werden die historischen Dokumente im Nationalarchiv in Windhoek aufbewahrt, wo sie auch der Öffentlichkeit zugänglich sind.
In der Gegend von Helmeringhausen ist die einzige Abbildung eines Schiffes zu finden. Bei dieser weißen, mit einem Alter von etwa 300 Jahren relativ jungen Malerei handelt es sich um einen holländischen Dreimaster. Im Gegensatz zu den Malereien wurden bei den Gravuren hauptsächlich Tiere stilisiert, Menschen sind kaum zu finden. Die über 2500 Felsgravuren und -malereien in den Sandsteinformationen von Twyfelfontein sind die bekanntesten prähistorischen Zeugnisse Namibias. Mehr dazu im entsprechenden Ortskapitel.
Bildende Künste
Körbe und Töpfe sind im Alltag auf dem Dorf unentbehrlich. Fast immer werden sie von den Frauen selbst hergestellt. Dabei verwenden diese oft kunstvolle Muster und Farben. Generell ist bei allen Gebrauchsgegenständen in Afrika eine ästhetische Komponente zu entdecken, in der sich die Persönlichkeit des Herstellenden ebenso wiederfindet wie sein kulturelles Erbe. Holzskulpturen haben ihren Ursprung in der spirituellen Welt der Völker Afrikas. Sie wurden als eine Art geheimnisvolles Heiligtum geschaffen. Sie stellen Ahnen, Götter, Dämonen und Fetische dar, sie werden verehrt, angebetet, gefürchtet oder auch um Rat gefragt, sie werden zur Magie genutzt, um jemanden mit einem Fluch zu belegen oder aber diesen aufzuheben.
Auch das Jagd- und Kriegsmaterial hat heute eine Aufwertung als Kunstgegenstand erfahren. Wurfspieße, Pfeil und Bogen, Keulen und andere Jagdgegenstände geben einen Einblick in die Kultur der einzelnen Stämme und werden dadurch erst interessant. Kunstvolle Stickereien und kreative Webkunst sind beste Beispiele der zeitgenössischen, funktionellen Kunst Namibias.
Einen Überblick über die bildenden Künste und das kulturelle Erbe Namibias bietet die National Art Gallery in Windhoek in der John Meinert Street, Ecke Robert Mugabe Avenue. Neben wechselnden Ausstellungen verschiedener Künstler aus dem In- und Ausland, die Namibia immer in irgendeiner Form thematisieren, gibt es die Dauerausstellung, die seit 1965 beständig anwächst. Dabei sind alle Sparten vertreten, die Namibias bildende Künste ausmachen: von Malerei, Druck und Grafik über Fotografie bis hin zu Skulpturen, Schnitzereien und Kunsthandwerk im weitesten Sinne.
John Muafangejo war der erste einheimische Künstler, der schon zu Apartheidzeiten Einzug in internationale Galerien hielt. Er ist gleichzeitig Namibias bekanntester Künstler. Durch seinen frühen Tod 1987 kam er weder in den Genuss des eigenen Erfolges, noch konnte er den gesellschaftlichen Wandel, den er durch seine Kunst unterstützt hat, miterleben. Seine schwarzweißen Linolschnitte waren richtungweisend für eine ganze Künstlergeneration. Heute sieht man schwarzweiße Linolschnitte überall in Namibia, in öffentlichen
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