Angaben der Tierschutzorganisation IFAW sind im Jahr 1994 rund 250 000 der insgesamt 600 000–800 000 Kap-Pelzrobben, die an der namibischen Küste leben, durch eine bislang unbekannte Ursache gestorben. Trotzdem erhielten Konzessionäre auch 1994 die Erlaubnis, 55 000 Robbenwelpen zu schlagen und 12 000 Bullen zu schießen. Die namibische Regierung, vertreten durch den damaligen Fischereiminister (und heutigen Präsidenten) Hifikepunye Pohamba, war der Meinung, dass die einzige Ursache des Robbensterbens ein akuter Mangel an Nahrung gewesen sei. Die Robbenpopulation sei auf eine ungesunde und untragbare Zahl angestiegen, und das Massensterben habe die natürliche Balance wieder hergestellt. Da die Tiere sowieso stürben, so die Argumentation, sei es besser, sie wirtschaftlich zu nutzen.
In den Jahren 2007 bis 2009 dürfen jährlich sogar 80 000 Jungtiere und 6000 Bullen geschlagen/geschossen werden.
Die Genitalien der Robbenbullen stellen die größte Einnahmequelle dar. Sie werden zu Potenzmitteln verarbeitet und in Ostasien für rund US$1250 verkauft. Das Robbenfleisch wird in Namibia selbst auf den Markt gebracht. Die Knochen werden gemahlen und zu Düngemittel verarbeitet. Das Robbenleder wird u. a. für die Herstellung von Schuhen
(Vellis)
genutzt.
In einem Brief an den namibischen Staatspräsidenten protestierte die französische Ex-Schauspielerin und Tierschützerin Brigitte Bardot gegen das Abschlachten der Robben. Das namibische Außenministerium verteidigte die so genannte Robbenernte jedoch im September 1995 mit einem Hinweis auf das Grundgesetz. Die Robbenpopulation sei von 100 000 Tieren zu Beginn des Jahrhunderts auf mehr als 860 000 im Jahre 1994 angestiegen. Im Jahr 2007 wurden 855 000 Robben gezählt. Die Fischereiindustrie, der viertgrößte Wirtschaftssektor, erleide dadurch großen Schaden. Die Robben fräßen rund 900 000 t Fisch pro Jahr, wobei zwei Drittel dieser Fischarten auch von der Industrie verarbeitet würden. Namibias Flotte fange jährlich „nur“ 500 000–600 000 t Fisch. Neben rund 100 Arbeitsplätzen bringe die Robbenindustrie mehr als N$2 Mill. jährlich ein.
Die wichtigste namibische Tierschutzorganisation, die Wildlife Society, kommentierte das Robbenschlagen im Jahre 1995 so: „Die Wildlife Society erkennt die Notwendigkeit an, die Robbenpopulation in einer gesunden Balance zu halten. Diese Ansicht geht konform mit dem Artikel 95 der namibischen Verfassung. Die Wildlife Society unterstützt die nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen und akzeptiert, dass Robben gemäß den von Biologen, Ökologen und Wirtschaftswissenschaftlern niedergelegten Quoten geschlagen werden dürfen.“
Die jährliche Robbenernte geht auch unter dem derzeitigen Fischereiminister John Mutorwa weiter. Ziel ist es, die Robbenpopulation stabil auf dem jetzigen Stand zu halten. Tierschützer beanstandeten die Undurchsichtigkeit des Verfahrens, fehlende Grundlagen bei der Errechnung der Quote (so liegt die letzte Robbenzählung Jahre zurück) sowie die Weigerung der Regierung, die Robbenernte unter Aufsicht der namibischen Wildlife Society zu unternehmen.
Es ist jedoch offensichtlich, dass die Robbenpopulation in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen hat. 1995 gab es nur die Robbenkolonie am Cape Cross sowie zwei weitere Kolonien südlich von Lüderitz. Inzwischen sieht man Robben überall an der namibischen Küste, sogar in Swakopmund und Walvis Bay.
Mehr als 30 % der Robbenjungen sterben, bevor sie ausgewachsen sind: durch Frühgeburten, Verletzungen im Gedränge, Verhungern (wenn ein Junges von der Mutter getrennt wird) oder Ertrinken. Auch Schakale zählen zu den natürlichen Feinden der Kleinen.
Die Robben sind Warmblüter mit einer Körpertemperatur von 37 °C. Die inneren Haare und der Speck bilden die Isolierungsschicht. Fischmacht 50 % ihrer Nahrung aus. Robben fressen täglich 8 % ihres Körpergewichtes, das sind bei 360 kg schweren Bullen 29 kg am Tag.
Am Cape Cross tummeln sich die Robben zu Tausenden.
Das Cape Cross Seal Reserve liegt 53 km nördlich von Hentiesbaai am Atlantik,tgl. 10–17 Uhr, nur Tagesbesucher. Eintritt N$40 p. P., N$10 pro Fahrzeug.
Wer geruchsempfindlich ist, kann sich starke Aromaöle, beispielsweise Pfefferminz, unter die Nase reiben, der Geruch hier ist wirklich extrem.
Übernachtung
Einzige Unterkunft in der Umgebung ist die Cape Cross Lodge ,064-694012, Buchungen unter461488,
[email protected], www.capecross.org , ca. 4 km nördlich von