Namibia
Menschen waren gerettet.
Am Freitag warf Uys Sandmatten und Ersatzfedern für Smith ab. Zwei Meilen vor Erreichen der
Dunedin Star
konnte der Konvoi nicht mehr weiterfahren, Smith ging zu Fuß bis zum Camp. Die meisten Frauen waren inzwischen viel zu schwach zum Laufen, daher musste doch ein Fahrzeug zum Camp gefahren werden. Die Rückfahrt am Montag begann noch langsamer als die Hinfahrt. Die Fahrzeuge waren überladen. Die schwangere Frau wurde auf zwei Matratzen stehend festgebunden. Abends waren nur sechs Meilen geschafft. Uys brachte in zwei Flügen 18 Leute nach Walvis Bay, auch die schwangere Frau. Durch den steilen Landeanflug setzen die Wehen ein, wenig später kam im Krankenhaus ein gesundes Baby zur Welt.
Am 25. Dezember 1942, 27 Tage nach der Strandung, erreichte der Konvoi Windhoek. Das Wrack der
Dunedin Star
ist heute nicht mehr zu sehen.
Captain Naude startete mehrere Versuche, sein Flugzeug zu retten. Nach über einem Monat und immensen Kosten war das Flugzeug aus dem Sand gebuddelt und startklar. Am 29. Januar 1943 hob es ab. Kurz darauf qualmte der Steuerbordmotor und setzte aus. Sofort kippte das Flugzeug und stürzte in den Atlantik. Die drei Männer erlitten einen Schock, blieben aber unverletzt. Sie konnten das Land erreichen und wussten, die einzige Rettung wäre, vor dem nächsten heimfahrenden Konvoi am Khumib River zu sein, da vom abgestürzten Flugzeug wieder kein Notsignal gesendet worden war. Die Männer hatten 52 km zu Fuß zurückzulegen, die Autos nur 112 km, trotzdem kamen die Männer zuerst an.
Monate danach wurde eine Bergungsaktion für die kriegswichtige Ladung der
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unternommen. Bei den Arbeiten fand man eine Schultafel mit der eingeritzten Inschrift: „Ich mache mich auf den Weg zu dem 60 Meilen nördlich liegenden Rivier und wenn jemand dies findet und mir folgt und mir Essen und Wasser gibt, so wird Gott ihm helfen.“ Datiert war die Inschrift auf das Jahr 1860.
Das Damaraland
8 HIGHLIGHT
Twyfelfontein
In den steinigen Hängen von Twyfelfontein ist eine der größten Open-air-Kunstausstellungen überhaupt zu bewundern. Die Ansammlung der mehr als 2500 Steingravuren (Petroglyphen) gehört zu den größten in Afrika. Twyfelfontein ist zudem eine der wenigen Stellen, an denen Gravuren
und
Malereien zu finden sind – und dies in so guter Qualität, dass alle Tiere eindeutig zu identifizieren sind. Tiere werden am häufigsten dargestellt. Als Besonderheit sind oft die Spuren (Fährten) an stelle der Tatzen, Hufe und Füße abgebildet. Es gibt abstrakte Darstellungen wie Punkte, Kreise, Linien, Vierecke und Halbmonde, jedoch keine Darstellung von Pflanzen. Am bekanntesten sind die Löwenplatte und der große Elefant.
Über das Alter der Gravuren streiten sich die Experten. Schätzungen liegen zwischen mehreren hundert und mehreren tausend Jahren. Dem Alter der gefundenen Werkzeuge, Töpfe und Feuerstellen nach zu urteilen, leben Menschen bereits seit ein paar tausend Jahren in diesem Gebiet. Die Gravuren konnten bislang jedoch keiner der heute bekannten Bevölkerungsgruppen zugeordnet werden, gemeinhin werden sie den San zugeschrieben. Zweifelsfrei belegt ist, dass die kleine Quelle über Jahrtausende Tiere und Menschen angezogen hat. Jäger konnten von der 50 m über der Quelle gelegenen Terrasse ungestört die Tiere beobachten. Die Damara nannten den Platz
/Ui-//ais
, „dauerhaftes Wasser“, oder
Uri-/Aus
, „springende Quelle“. 1947 übernahm der Farmer D. Levin das Gebiet und nannte es Twyfelfontein, „die zweifelhafte Quelle“, aufgrund des spärlichen Ertrages von ungefähr 1 m 3 Wasser pro Tag. 1952 wurde das Gebiet Twyfelfontein zum National Monument proklamiert und 1964 im Rahmen des Odendaal-Plans (der Apartheid-Umsiedlungsaktion) in das damals geschaffene Damaraland eingefügt.
Erst im April 2004 wurde die Verwaltung des Twyfelfontein-Gebietes dem nationalen Denkmalrat unterstellt. Dem vorausgegangen war die Erweiterung des Denkmalrates zum Rat für Natur- und Kulturerbe. Ende 2005 stellte dieser einen formalen Antrag an die UNESCO, Twyfelfontein in das Weltkulturerbe (zu dem beispielsweise auch die Victoria Falls zählen) aufzunehmen. Mitte 2007 wurde diesem Antrag stattgegeben, und Twyfelfontein erhielt den offiziellen Titel „Weltkulturerbe der UNESCO“ – worauf die Namibier sehr stolz sind, zumal es die erste derartige Stätte im Land ist. Der Denkmalrat erhofft sich von dieser Auszeichnung einen höheren internationalen
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