Namibia
Vielleicht war es ihnen auch einfach nur zu heiß tagsüber.
1907 wurde eine Dampfpumpe in Betrieb genommen, die über eine Hochdruckleitung täglich 500 m 3 Wasser ins 19 km entfernte Tsumeb liefern konnte. Die Aufstellung der Pumpe verlief mit Hindernissen, wie Günther Walbaum (ein Schutztruppler, der in Tsumeb stationiert war) amüsant in seinem Tagebuch berichtete. Niemand verstand wirklich etwas von Pumpen: Vermeintlich unnütze Löcher wurden kurzerhand zugelötet, da weder Werkmeister Benninghausen, dessen Qualifikation sich auf zwei Wochen Arbeit in einer Fahrradfabrik beschränkte, noch sein Gehilfe, Maurermeister Tom, erkannten, dass hier noch ein Windkessel montiert werden musste. Der erste Versuch, Wasser zu pumpen, schlug daher fehl. Das Wasser kam mit einer Woche Verspätung zum Silvesterabend in Tsumeb an.
Ende Juni 1915 warfen die Deutschen Kanonen, Munitionswagen und Munition in den See, damit diese nicht den Unionstruppen in die Hände fielen. Günther Walbaum spricht von 30 Kanonen und 400–500 Kisten Munition.
Die Unionstruppen erfuhren jedoch schnell von den Kanonen im See und konnten bis zum Februar 1916 einen Großteil des Kriegsmaterials bergen. Es lag auf einem Felsvorsprung ungefähr 3 m unter der Wasseroberfläche. Dieses Plateau ist ungefähr 10 m breit und zieht sich an der nördlichen Seite des Sees entlang. Von den damals geborgenen Kanonen stehen zwei 7-cm-Gebirgskanonen in der Alten Feste in Windhoek. 1983 wurden zwei Maschinenkanonen und zwei Feldgeschütze C73 geborgen, die heute im Museum in Tsumeb stehen. 19 Kanonen müssten noch im See liegen, zudem ein zugelöteter Panzerschrank mit Gold und Dokumenten der Deutschen. Außerdem gibt es ein Gerücht, demzufolge ein Tabakbeutel voller Rohdiamanten auf dem Grund des Sees liegt, den sein Besitzer aus Furcht vor der Polizei einst hier versenkte.
Weitere interessante Einblicke in die Geschichte des Otjikotosees gibt das Museum in Tsumeb. Eintritt zum See N$20 p. P.,7.30–17 Uhr.
Entgegen der immer wieder aufgestellten Behauptung ist der Guinassee , 40 km südwestlich an der D 3031, nicht unterirdisch mit dem Otjikotosee verbunden. Der Wasserspiegel ist 8 m tiefer als der des Otjikoto.
Das Otavidreieck
Tsumeb, Otavi und Grootfontein sowie die Verbindungsstraßen zwischen diesen Städten bilden ein Dreieck, das viele Besonderheiten aufweist und deshalb einen eigenen Namen erhielt. Die sanfte Hügellandschaft unterscheidet sich drastisch vom sonst eher schroffen Anblick des Landes. Durch den 2100 m über dem Meeresspiegel gelegenen Höhenzug (die Otaviberge) fällt der Niederschlag im Dreieck besonders reichhaltig und schafft damit exzellente Bedingungen für den Ackerbau.
Eine weitere Besonderheit sind die vielen Höhlen in diesem Gebiet. Nicht umsonst wird es von Insidern auch als „ Höhlendreieck “ bezeichnet, denn hier befinden sich mehr als die Hälfte der bekannten (erschlossenen) Höhlen Namibias. Das Otavidreieck ist das Herzstück des grundwasserreichen Karstgebietes südöstlich von Etosha; Otjikoto und Guinas sind sozusagen Ausläufer davon.
Das Dragon Breath Hole (Drachenhauchloch) ist eine der interessantesten Höhlen überhaupt. Es liegt auf der 17 000 ha großen Farm Harasib des 2001 verstorbenen Leon Pretorius. Der Höhleneingang zu dem unterirdischen See soll tatsächlich erst 1986 entdeckt worden sein – und das, obwohl an kalten Wintermorgen Rauchschwaden langsam aus der Höhle wabern (dieses Phänomen war dann auch namensgebend). Der unterirdische See ist noch größer als der berühmte Lost Sea in Tennessee (USA), ob gleichdieser laut
Guinessbuch der Rekorde
der größte unterirdische See der Welt sein soll. Der Drachenhauch-See liegt 65 m unter der Erde mit einer geschätzten Wasseroberfläche von 2 ha. Die Wassertemperatur beträgt konstant 24 °C. In dem glasklaren Wasser hat sich trotz völliger Dunkelheit Leben entwickelt. Taucher holten Käfer und Krustentiere ans Tageslicht. In der Höhle leben tausende Fledermäuse, u. a. die Sundeville-Blattnasen-Fledermaus. Die Fledermäuse liefern Futter für andere Lebewesen, etwa für eine Spinne, die auf dem schwimmenden Kot der Fledermäuse wohnt, und für eine Garnele,
Trogloleleupia dracospiritus
, die am Boden des Sees von Fledermauskot lebt.
Aufgrund des schmalen Einstiegs wurde die Höhle bisher nicht für Touristen zugänglich gemacht. Es wurden jedoch schon Untersuchungen durchgeführt, ob man nicht einen senkrechten Schacht für einen Fahrstuhl
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