Namibische Nächte (German Edition)
damals nicht schwanger gewesen, Kian hatte Vanessa nicht mit Isolde betrogen, das alles war ihrer Phantasie entsprungen. Was hatte sie sich da nur zusammengereimt?
»Und ich habe gedacht, du bist mit Isolde verheiratet und mich gefragt, wie du ihr das antun kannst. Wo sie auch noch schwanger ist.«
»Tja, wenn . . .« Er räusperte sich. »Das wäre wohl ziemlich übel gewesen, wenn wir tatsächlich verheiratet wären.« Er schaute in den Wagen. »Du bist allein? Oder kommt dein Mann noch?«
»Mein Mann?« Vanessa runzelte die Stirn. »Wen meinst du?«
»Er war doch hier«, sagte Kian. »Auch wenn er früher als du abgereist ist.« Er verzog das Gesicht. »Was vermutlich meine Schuld war.«
»Steffen?«, fragte Vanessa. »Du dachtest, ich bin mit Steffen verheiratet?« Sie war völlig perplex. Sie hätte nie gedacht, dass irgendjemand auf diesen Gedanken hätte kommen können.
»Dein Ehering . . .« Er schaute auf ihre Hand. »Du trägst ihn nicht mehr.«
»Mein Ehering?«
»Den du getragen hast, als du das letzte Mal hier warst.«
»Ach, ja . . .« Vanessa lachte. »Das war der Ring einer Freundin, den sie mir geliehen hat. Für die Reise. Sie meinte, er wäre ein gutes Mittel gegen allzu freche Männer.«
Kian schien nicht verstanden zu haben, was sie gesagt hatte.
»Ich bin nicht verheiratet«, wiederholte Vanessa. »War ich noch nie. Steffen war nur . . . Wir waren ein paar Monate zusammen. Bevor ich nach Namibia gekommen bin.«
Kian stand immer noch wie zur Salzsäule erstarrt da.
»Kian«, sagte Vanessa. »Hast du gehört, was ich gesagt habe? Der Ring war nicht echt. Na gut, er war echt, aber es war nicht meiner. Ich war noch nie verheiratet und bin es auch jetzt nicht.«
Er schaute sie mit einem Blick an, der seine ganze Verwirrung widerspiegelte. »Ich hatte die ganze Zeit ein schlechtes Gewissen, weil ich dachte, ich dringe in deine Ehe ein. Das wollte ich nicht, aber –«
»Was musst du nur von mir gedacht haben?« Vanessa stand nun ganz nah vor ihm. »Du dachtest die ganze Zeit, ich betrüge meinen Mann?«
»Du hast immer wieder gesagt, wir dürfen das nicht.«
»Weil ich dachte, dass du Isolde betrügst. Ich wollte genauso wenig in deine Ehe eindringen wie du in meine.«
»Du lieber Himmel«, sagte er und schaute liebevoll auf sie hinunter. »Wir sind schon zwei Idioten.«
»Ich glaube, wir sind einfach nur zwei Leute, die gern alles richtig machen würden«, erwiderte Vanessa leise, während sie zu ihm aufschaute. »Und dabei alles falsch gemacht haben.«
Ihre Augen versanken ineinander, er legte die Arme um sie, zog sie zu sich heran, sie fühlte seinen starken, warmen Körper an ihrem, dann berührten sich ihre Lippen, und sie fühlte, wie ihr Herz an seinem schlug.
Eine ganze Weile standen sie so da, küssten sich, vergaßen die Welt um sich herum. Als sie sich endlich voneinander lösten, blickte er über ihre Schulter. »Wo hast du denn den aufgetrieben?«
Vanessa drehte sich um. »Sie hatten keine 4x4 mehr.«
»Dass du es damit überhaupt bis hier geschafft hast.« Er lachte. »Dass du gekommen bist. Das ist das schönste Weihnachtsgeschenk, das du mir machen konntest.«
Tuhafeni schaute sie mit ihren großen, dunklen Augen an.
»Komm her, Tuhafeni«, sagte Vanessa und streckte die Hand aus. »Komm zu uns.«
Tuhafeni zögerte, aber dann lief sie plötzlich mit einem großen Satz los und sprang auf sie zu wie eine kleine Gazelle.
»Warum spricht Tuhafeni eigentlich so gut Deutsch?«, fragte Vanessa, als Tuhafeni sich an sie schmiegte.
»Ihre Mutter hat im Haus gearbeitet, bis sie dann krank wurde. Sie hat es von klein auf zusammen mit Isoldes Kindern gelernt.« Kian lächelte. »Nachdem du weg warst, kam sie immer wieder zum Haus. Sie hat hier gesessen und auf dich gewartet.«
»Ich habe ihr gesagt, dass ich nicht wiederkomme«, erwiderte Vanessa, beugte sich zu Tuhafeni hinunter und nahm sie auf den Arm. »Aber sie hat es wohl nicht geglaubt.«
»Sie wollte es nicht glauben«, sagte Kian. »Sie hat genauso darauf gehofft wie ich.« Seine Augen waren voller Liebe, als er sie ansah.
»Kian . . .«, flüsterte Vanessa. »Ich habe mich so nach dir gesehnt.« Sie konnte ihn nicht küssen, weil sie Tuhafeni auf dem Arm trug, aber sie spürte dennoch seine Lippen auf ihren.
»Dann komm jetzt endlich rein«, sagte er. »Wir werden ja noch gebraten hier draußen.«
Epilog
» E s ist so schön, dass du da bist.« Kian beugte sich lächelnd über sie und spielte sanft mit
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