Namibische Nächte (German Edition)
dass du keine brauchst?« Ganz plötzlich kam ihr dieser unangenehme Gedanke. Aber nein, dann hätte Isolde bestimmt etwas gesagt.
»N-nein.« Er stotterte leicht. Anscheinend brachte ihn Vanessas abweisende Haltung aus dem Konzept.
»Dann ist ja alles in Ordnung«, sagte sie. »Und in deiner Hütte gibt es bestimmt auch eine Minibar. Da findest du ganz sicher alles, was du brauchst.« Wieder wollte sie sich abwenden.
Diesmal ging er schnell mit großen Schritten um sie herum und stellte sich vor sie, um sie aufzuhalten. »Was ist los, Vanessa? Ich bin extra hergekommen, wie du es wolltest, und du behandelst mich so?«
»Es hat sich einiges geändert.«
Er starrte sie verwundert an. »In den paar Tagen?«
»Ja.« Sie nickte. »In den paar Tagen.«
Er schüttelte den Kopf. »Wenn du nicht Notizen auf dem Tisch hättest liegen lassen, hätte ich nicht einmal gewusst, wie das Ding hier heißt. Du wolltest von Anfang an nicht, dass ich mitkomme. Weil du mit jemand anderem hier bist. Der ist jetzt in deiner . . . Hütte und wartet auf dich. Mit einem Glas Sekt zum Frühstück?« Seine Stimme klang beleidigt.
»Ehrlich gesagt«, erwiderte Vanessa ruhig, »das geht dich nichts an. Ich hatte dich vor ein paar Wochen gebeten mitzukommen. Jetzt ist es nicht mehr nötig.«
Steffen starrte sie an. »So schnell wirst du mich nicht wieder los!«, stieß er plötzlich hervor und stapfte mit wütenden Schritten in die Rezeption.
Vanessa schaute ihm kurz nach, dann drehte sie sich um und schlug den Rückweg zu ihrer Hütte ein. Aber was sollte sie da? Steffen würde genauso wie Boris Kretschmer in nullkommanichts herausfinden, wo sie war, zu ihr kommen und ihr weiterhin auf den Wecker fallen.
Sie konnte warten, bis er sein Rondavel bezogen hatte, dann in die Rezeption gehen und Bescheid sagen, dass sie abreisen würde. Aber so schnell, wie sich Neuigkeiten hier verbreiteten, würde Steffen das erfahren, bevor sie die Farm verlassen konnte. Er würde versuchen, sie daran zu hindern, ihr Vorwürfe machen, wer wusste, was noch alles. So ein Drama brauchte sie jetzt nicht auch noch, nach allem, was schon gewesen war. Sie seufzte.
Der Land Rover kam in Sicht. Sie ging darauf zu. Kian. Erinnerungen an den Traum kehrten zurück. Sie lächelte, setzte sich hinten auf die Ladefläche und versank in Gedanken.
Auf einmal hörte sie Schritte. Aufgeschreckt zuckte sie hoch und drückte sich in die Ecke hinter einer Zeltplane. Wahrscheinlich suchte Steffen schon nach ihr.
Plötzlich sprang ein Hund auf den Wagen. Kians großer Ridgeback Jock. Also war es nicht Steffen, sondern Kian. Jock kam auf sie zu. Da sie saß, kam er ihr nun noch größer vor. Sie nahm nicht an, dass er ihr etwas tun würde, aber trotzdem klopfte ihr Herz laut, und sie war für einen Moment wie gelähmt.
Genau in diesem Moment fuhr der Land Rover los. Vanessa wollte aufspringen, von der Ladefläche herunter, aber die Unebenheiten im Boden warfen sie immer wieder zurück, beim letzten Mal so stark, dass sie unglücklich in eine Ecke fiel und benommen liegenblieb.
Als sie wieder zu sich kam, hatten sie die Farm bereits verlassen. Der Hund stand aufrecht und streckte seine Nase in den Wind, während er aufmerksam nach vorn in die Landschaft schaute.
Vanessa blickte sich um. Sie waren mitten in der Savanne, wie es schien. Für Vanessa sah alles ziemlich gleich aus. Allein würde sie von hier nie mehr zum Haus zurückfinden.
Aber sie war ja nicht allein. Wenn sie Kian Bescheid sagte, dass sie hier war, würde er sie bestimmt zurückbringen.
Im selben Moment wurde ihr klar, dass er das vermutlich nicht so schnell tun würde. Er war auf der Spur der Wilderer, und Vanessas Bedürfnisse hatten keine Priorität.
Sie fuhren eine Weile, bis sie sich endlich dazu durchrang, gegen das Fenster des Fahrerhauses zu klopfen. Kian reagierte nicht. Sie klopfte lauter.
Er schaute in den Rückspiegel, schien zu stutzen, hielt an. Mit einer unwilligen Bewegung schob er das Fenster zur Ladefläche hin auf. »Was machst du denn hier?« Seine Frage klang genauso wie die Frage, die Vanessa noch vor kurzem Steffen gestellt hatte, nicht sehr erfreut, und seine Augenbrauen zogen sich verärgert zusammen.
»Tut mir leid, wenn ich dich störe«, erwiderte sie spitz. »Ich hatte leider keine Wahl. Du bist einfach losgefahren.«
Er stieg aus, musterte sie und stemmte die Hände in die Hüften. »Was hattest du auf der Ladefläche zu suchen?«
Ich wollte mich vor Steffen verstecken,
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