Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Namibische Nächte (German Edition)

Namibische Nächte (German Edition)

Titel: Namibische Nächte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle van Hoop
Vom Netzwerk:
gut. Oder besser.« Seine Mundwinkel verzogen sich belustigt in genau der Art, die sie immer zur Weißglut getrieben hatte. Als ob sie nichts als ein kleines Mädchen wäre, das keine Ahnung von der Welt hatte.
    »Es macht dir Spaß, mir solche ekligen Dinge zu sagen, oder?« Vanessa starrte ihn wütend an.
    »Sie sind nicht eklig. Sie schmecken tatsächlich sehr gut«, erwiderte Kian. »Besonders, wenn man sie aufspießt und am Feuer grillt.«
    Vanessa hielt sich die Hand vor den Mund. »Du bist widerlich!«
    »Du bist in Namibia«, erwiderte Kian trocken. »Wenn du so etwas nicht hören willst, hättest du in Deutschland bleiben sollen.«
    »Ich wollte ja abreisen!«, fuhr sie ihn an. »Aber leider konntest du es nicht abwarten loszufahren. Meinst du, ich wäre jetzt nicht lieber dabei, meine Koffer zu packen, als hier?«
    Er warf ihr einen Blick zu, sagte aber nichts.
    Sie versuchte, ihr fast schmerzhaft schlagendes Herz zu beruhigen. Wäre sie doch bloß in ihre Hütte gegangen, statt sich auf diesen blöden Bakkie zu setzen!
    Notgedrungen fand sie sich damit ab, an den Biltong-Stangen herumzuknabbern, und je länger sie das tat, desto mehr musste sie zugeben, dass sie gar nicht so schlecht schmeckten. Man musste allerdings gute Zähne haben und dazu viel Wasser trinken.
    Gegen Abend lenkte Kian den Wagen unter einen Baum und hielt. Die Sonne stand wie eine rotglühende Kugel auf dem Streifen, der den Horizont bildete, aber nur kurz, dann versank sie mehr und mehr, als ginge sie wie die Titanic im Meer unter.
    Kian wuchtete das Zelt vom Wagen und legte es auf den Boden. »Wenn ich allein wäre, würde ich mit N!xau am Feuer schlafen«, sagte er, »aber dir ist das hier sicher lieber.«
    »Oh ja. Klar. Eine Frau stört die Jungs natürlich nur beim Abenteuer spielen!« Vanessa war nicht gut gelaunt nach dieser Fahrt, der Hitze, dem Staub, der mit dem Schweiß auf ihrer Haut klebte, einem Tag, an dem sie überlegt hatte, ob sie mit sich selbst sprechen sollte, weil es sonst niemand tat.
    Er griff nach ihrem Arm und hielt ihn fest. »Das ist kein Abenteuer, Vanessa«, erklärte er eindringlich. »Vielleicht sieht es für dich so aus, aber für uns hier ist es lebenswichtig. Wilderer sind wie Drogendealer: Sie beuten diejenigen aus, die sich nicht wehren können, und hinterlassen nur Zerstörung. Wir müssen sie bekämpfen, wenn wir überleben wollen.«
    Sie fühlte seinen harten Griff an ihrem Arm und wie ernst es ihm war. »War nicht so gemeint«, murmelte sie. »Ich bin einfach nur müde.«
    Er ließ sie los. »Ich baue das Zelt auf. Dann kannst du schlafen.«
    Mit geübten Bewegungen entpackte er die zusammengerollte Plane. N!xau kam herüber, sagte etwas und lachte.
    »Er findet es komisch, dass wir uns so ein Haus bauen, wenn wir unterwegs sind«, erklärte Kian. »Buschleute machen das nur, wenn sie länger irgendwo bleiben. Sie ziehen zwar herum, aber sie kehren auch immer wieder zu den Hütten zurück. Selbst wenn die wochenlang leerstehen.«
    So interessant Vanessa das Thema unter anderen Umständen gefunden hätte, im Moment war sie zu erschöpft, um auch nur zuzuhören.
    Kian antwortete N!xau in der Buschmannsprache, und über all dem Klicken und Schnalzen warfen beide Männer Vanessa immer wieder Blicke zu, die ihr amüsiert erschienen. Wahrscheinlich machten sie Witze über sie. Die verweichlichte Europäerin, die sie mitschleppen mussten, auch wenn sie gar nicht hierher passte.
    Vanessa hatte sich selten so hilflos gefühlt. Ihr Mund fühlte sich trocken an. Selbst Wasser zu trinken half da wenig. Es war die Luft, die so trocken war, dass sie alle Feuchtigkeit aus dem Körper zu ziehen schien, wie viel man auch trank. Man konnte den Verlust nie ausgleichen.
    Sie ging hinter den Baum und lehnte sich gegen den Stamm. Nun war schon kaum mehr etwas von der Umgebung zu erkennen. Die Sonne hatte das Licht ausgemacht.
    Die Schwärze, die Vanessa umgab, war unendlich. Anders, als wenn sie hinter dem Farmhaus in die Dunkelheit geschaut hatte, war hier nichts in der Nähe. Sie wusste, dass da nichts war. Sie wusste, dass sie niemals mehr hier herauskommen würde, sollte Kian beschließen, wochenlang durch die Wüste zu fahren. Sie war völlig auf ihn angewiesen, seiner Gnade ausgeliefert. Und eventuell auch noch N!xaus, den sie weder kannte noch verstand. Sein Gesicht schien freundlich, aber die Blicke, die er Vanessa zuwarf, zeugten von Fremdheit. Er fand sie so exotisch, wie die Leute in Europa Afrika exotisch

Weitere Kostenlose Bücher