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Namibische Nächte (German Edition)

Namibische Nächte (German Edition)

Titel: Namibische Nächte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle van Hoop
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zuordnen konnte, schien nur aus einem Schnalzen und Klicken zu bestehen, das Kian perfekt beherrschte.
    »Ein San.« Er schaute Vanessa jetzt wieder ernst an. »Ein Buschmann. Das sagt dir vielleicht mehr. Sie ziehen in der Wüste herum. Niemand kennt sich so gut aus wie sie. Aber sie leben noch wie vor hundert Jahren. Man kann sie nicht einfach so erreichen.«
    »Und dennoch denkst du, dass er kommt?« Vanessa runzelte die Stirn.
    »Irgendwie weiß er immer, wenn ich ihn brauche. Wir haben viel Zeit zusammen im Busch verbracht. Vor seinen Spurenlesefähigkeiten können die Wilderer sich nicht lange verstecken. Er und der Hund werden sie aufspüren.«
    Vanessa beobachtete seine vollen Lippen, während er sprach, und fühlte immer mehr, wie Kians Anziehungskraft sie schwach machte. Es war wohl doch besser, ins Haus zu gehen und hinter sich zu bringen, was sie hinter sich bringen wollte. Sonst würde sie noch hierbleiben. Wie gern hätte sie das getan. Wenn Kian sie nur einmal so freundlich angesprochen hätte wie den Hund. »Ich muss dann . . .«, sagte sie.
    Er nickte nur und wandte sich ab, als wollte er ihr deutlich zeigen, dass sie ihn nicht interessierte.
    Vanessa ging zum Haus hinüber. Sie hörte das Geräusch eines Wagens, das Knirschen auf dem Sand, als er hinter ihr heranrollte, und schaute sich um.
    Es war Johannes mit neuen Gästen. Sie hatten wahrscheinlich genauso wie Vanessa gerade staunend die Strecke von Windhoek hierher hinter sich gebracht.
    Johannes hielt an, und Vanessa blieb stehen, lächelte ihm zu, als er ausstieg. »Na, Johannes, wie war die Fahrt? Habt ihr Giraffen gesehen?«
    »Die sieht man doch immer.« Sein dunkles Gesicht verzog sich zu einem großen Lächeln mit weiß blitzenden Zähnen.
    Vanessa musste lachen. Was für eine Aussage. Sie stellte sich vor, wie sie in Frankfurt von ihrer Wohnung zur Arbeit fuhr. Dort sah man ganz sicher keine Giraffen. Sie merkte, wie ihr diese Vorstellung das Herz zusammenzog. Sie wollte nicht gehen, doch sie musste. Sie wandte sich dem Eingang der Rezeption zu.
    »Vanessa. Warte.«
    Vanessa sah den Gast, der an der von ihr abgewandten Seite des Jeeps ausgestiegen war, erst jetzt. Die Stimme hatte sie jedoch sofort erkannt. Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen. »Was willst du denn hier?«
    Steffen grinste. »Wie sollst du schwanger werden, wenn ich nicht dabei bin?«
    Vanessa war für einen Augenblick geschockt. Von Steffens Anblick, von der Frage, von allem. »Ich will überhaupt nicht –« In diesem Moment bemerkte sie Kian, der in so unmittelbarer Nähe stand, dass er alles gehört haben musste. In seiner lautlosen Art war er unbemerkt über den Hof gekommen. Sie wollte etwas sagen, aber da ging er schon mit unbewegtem Gesicht an ihnen vorbei.
    Schöner Mist! dachte sie. Musste Steffen ausgerechnet jetzt auftauchen? Musste er überhaupt auftauchen? »Da ist die Rezeption.« Sie wies mit ausgestrecktem Arm zum Haus. Wenn Steffen jetzt da reinging, konnte sie allerdings nicht reingehen. Sie drehte sich um.
    »He! Wo willst du hin?« Steffen hielt sie am Arm fest. »Bekomme ich noch nicht mal einen Kuss zur Begrüßung?«
    Vanessa warf einen strafenden Blick auf seine Hand auf ihrem Arm, und er zog sie zurück. »Davon träumst du wohl«, sagte sie.
    »Ja. Tatsächlich.« Er grinste wieder. »Davon habe ich geträumt. Ich . . .« Er zögerte. »Ich hätte mitfliegen sollen.«
    Nein, lieber nicht, dachte Vanessa. »Ist schon in Ordnung«, sagte sie. »Du hättest nicht kommen müssen. Du wolltest ja nie hierher.«
    Er lachte. »Ist ganz schön staubig hier. Das erste, was ich brauche, ist ein kühles Bier. Falls es hier so etwas gibt.« Er schaute sie auffordernd an. »Wo ist denn unser Zimmer?«
    Vanessa hob die Augenbrauen. » Unser Zimmer?«
    Er zuckte die Achseln. »Du hast doch bestimmt ein Doppelzimmer gebucht. Schließlich wolltest du, dass ich mitkomme.«
    Eigentlich nicht, dachte Vanessa. Erst jetzt wurde ihr klar, dass sie das nie gewollt hatte. Auch ohne zu wissen, dass sie Kian hier treffen würde.
    »Es gibt hier keine Zimmer«, sagte sie. »Nur Rondavels. Rundhütten.«
    Er verzog das Gesicht. »Hütten?«
    Vanessa wies auf die nächstgelegene. »Das, was du hier siehst. Keine Angst, du musst nicht auf Komfort verzichten. Alles da.«
    »Auch ein Bier, hoffe ich«, grinste er wieder. »Also – wo ist unsere . . . Hütte?«
    »Ich denke, Isolde hat eine für dich reserviert«, erwiderte Vanessa. »Oder hast du gleich bei der Buchung gesagt,

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